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2012 - Tag der Prophezeiung: Roman (German Edition)

2012 - Tag der Prophezeiung: Roman (German Edition)

Titel: 2012 - Tag der Prophezeiung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian D'Amato
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erreichte die Auffahrt in Rekordzeit, überwand die Temposchwellen wie Adrián Fernández und bretterte über den teflonglatten Highway nach Norden zum orangeroten Leuchten der brennenden Häuser in Orlando.
    »Magst du Max?«, fragte Marenas Stimme.
    »Sicher«, sagte ich.
    »Hast du Max lieb?«
    »Hör mal, dieses Thema ist …«
    »Ich weiß, dass du Max lieb hast. Warum tust du dann so was? Warum, warum, warum?«
    »Ich weiß, was ich tue«, sagte ich. Aus irgendeinem Grund merkte ich in diesem Moment, dass ich das Buch über Honduras liegen gelassen hatte. Verdammt, dachte ich, meine Entschlossenheit wankt. Marena und Max und all die anderen waren normale Menschen, Menschen mit Familie, Menschen, denen aneinander gelegen war. Ich aber war nur das Imitat einer Person, die keinem wichtig war, nicht einmal mir selbst. Ich war bloß einer dieser Loser, die nirgendwohin gehören und die es am Ende schaffen, ein paar andere arme Schweine mit in den Untergang zu reißen – oder, in meinem Fall, jedes arme Schwein. Verdammt, ich brauchte Zeit zum Nachdenken. Vielleicht hatte ich mich geirrt, vielleicht hatte ich einen Fehler begangen, vielleicht …
    Marena senkte die Stimme. »Ich wusste, dass dieser Samlet-Scheiß dein Hirn auffrisst.«
    »Es heißt Tzam lic «, erwiderte ich. »Man könnte es mit ›Blutblitz‹ übersetzen. Ein Samlet ist ein junger Lachs oder so was …«
    »Du bist ein Junkie, und ganz wie es sich für einen Junkie gehört, hast du …«
    »Das hat mit dem Tzam lic nichts zu tun.«
    »Klar. Du redest genau wie jeder andere Psycho, der sich eine Überdosis reingezogen hat.«
    »Ah-hah.« Die Tachonadel zitterte an der Hundertfünfzig vorbei. Vor mir fuhr ein Chevy genauso schnell. Die Polizei hatte offenbardie Überwachung dieser Gegend aufgegeben. Reklametafeln zogen an mir vorbei wie Seiten, wenn man eine Zeitschrift durchblättert:
Orlando – Die Auswahl gibt den Ausschlag. Spartacus Jones – ab 19. Dezember in Ihrem Kino. Legoland Orlando.
    Ich verspürte einen aufregenden Mangel an Selbsterhaltungs-Neuromodulatoren. Wenn man sicher ist, dass hinter der nächsten Ecke der Tod lauert, kommt man plötzlich mit allem klar. Ich nahm allerdings an, dass sie mich mit Lo-Jacks und jeder Menge anderer Peilsender gespickt hatten, und das war schade, denn deswegen musste ich mich bald vom Barracuda verabschieden und den Wagen wechseln. Und wo ich schon daran dachte – ich spürte fast ein Jucken auf der Kopfhaut, wo mich der Ortungsstrahl des Warren-eigenen »Kommunikations«-Satelliten aus 224 Kilometern Höhe erfasste. Und war Grgur mir wirklich auf den Fersen? Auf dem GPS sah ich keinen einzigen schnell fahrenden Wagen hinter mir. Merkwürdig. Vielleicht war Grgur zu dem Schluss gelangt, der Geländewagen sei zu langsam, und hatte die Verfolgung aufgegeben. Komm erst mal in die Innenstadt, dachte ich. Die haben dort alles. Ich klickte eine Seite der State Police an, die ich als Lesezeichen markiert hatte und die zeigte, wo es bemannte Kontrollpunkte gab und wo nicht. Wie es aussah, brauchte ich nur auf die 27 abzufahren und ihr bis zur Revolutionary Road zu folgen. Dann käme ich in die Innenstadt von Orlando, ohne es mit irgendwelchen Rolly PoPos zu tun zu bekommen. Kein Problem.
    Die 27 führte durch eine Obstplantage, die einst ein Sumpf gewesen war und in einen Industriepark hatte umgewandelt werden sollen, sich jetzt aber langsam wieder zu einem Sumpf zurückentwickelte. Ich fuhr an sechs Pkws und einem Sattelschlepper vorbei. Der Verkehr war nicht besonders dicht. Obwohl der Park-Distrikt schon fast ein Jahr geschlossen war, machte eine Reklametafel Werbung für
Das Regenwald-Café und der Baum des Lebens
und zeigte eine Videoschleife aus riesigen raketengetriebenen Hundertfüßern. Brumm, brumm, brumm.
    »Mr. DeLanda?«, erklang plötzlich Grgurs akzenttriefende Stimme. »Wir bitten Sie nur einmal darum, und wir werden Sie nicht erneutauffordern. Halten Sie an, und warten Sie auf uns. Wir wissen, wohin Sie fahren. Verstanden?«
    »Tut mir leid«, sagte ich.
    Entweder er bluffte, oder ich war geliefert. Vielleicht sollte ich einfach frontal gegen den nächsten Brückenpfeiler rasen. Dann hätte ich einen schnellen Abgang, und nach meinem Tod würde alles nach Plan verlaufen. Aber wie Donald Pleasance in Telefon wollte ich natürlich jedes einzelne noch so kleine Detail mit eigenen Augen sehen, ich Idiot.
    »Wenn Sie nicht anhalten, schalten wir Ihre Systeme ab. Haben Sie

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