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2012 - Tag der Prophezeiung: Roman (German Edition)

2012 - Tag der Prophezeiung: Roman (German Edition)

Titel: 2012 - Tag der Prophezeiung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian D'Amato
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fünfzehn Zentimeter hoch mit mehrfach ungesättigtem Pflanzenöl gefüllt, das um die hundertsiebzig Grad heiß sein musste. Ein See des Schmerzes, so groß wie der Pazifik.
    Veröden ist zu schwierig, als dass man es grundsätzlich empfehlen könnte, aber effizient ist es immer. Wenn Sie bloß einen glühenden Schürhaken in eine Pfeilwunde stecken wie in einem John-Wayne-Western, verbrennen Sie nur die gesunde Haut rings um das Loch und machen alles schlimmer. Veröden eignet sich mehr für innere Wunden, an Organen wie der Leber, die man nicht nähen kann. Oder man benutzt Flüssigkeiten; im Amerikanischen Bürgerkrieg wurde mit heißem Teer verödet. Heutzutage sind die Methoden subtiler geworden, und die Instrumente, die nach wie vor zum Besteck des Feldarztes gehören, sind weit fortschrittlicher. Selbst in der heutigen Zeit tragen in Pakistan viele Marines, vielleicht sogar die meisten, Streichholzheftchen in ihrem Sturmgepäck, mit Klebeband zu kleinen Packen von zehn und zwanzig Stück zusammengeklebt. Wenn das Schlimmste passiert, ohne dass ein Sanitäter in der Nähe ist, entzünden die Soldaten einen solchen Packen und drücken ihn in die Wunde – sogar in eine Kugeleintritts- oder -austrittswunde –, und falls sie nach dem Schmerz noch bei Bewusstsein sind, ziehen sie ihn wieder heraus, sobald die Hitze verflogen ist. Das stillt die Blutung und hat vielen Männern das Leben gerettet, die kein Sanitäter mehr rechtzeitig erreicht hätte. Oder die Gründe haben, nicht ins Krankenhaus zu gehen, so wie ich.
    Okay. Auf in die Welt des Schmerzes. Sie ist immer nur ein Ångström entfernt, auf der anderen Seite des Carroll’schen Spiegels.
    »Äh, tut mir leid«, sagte Kaspar. »Aber Kunden dürfen nich’ hintern Tresen, auch nich’ im Notfall.«
    »Nur einen Augenblick«, sagte ich und drehte mir den Strohhalm ins rechte Nasenloch, so tief ich konnte. »Regen Sie sich nicht auf.«
    »Sir? ’tschul’igung, ich kann Sie das nich’ machen lassen!«
    »Haben Sie 911 angerufen?«, fragte ich, atmete tief aus, beugte mich vor und saugte mir einen Schwall heißes Frittierfett in die Nebenhöhle. Es kam mir vor, als wäre in meinem Kopf ein Chinaböller explodiert. Ich sah die weißlichen Funken und hörte den hohlen Donner, während ich – eigentlich nicht so sehr ich selbst, sondern meine primitiveren Ichs, mein Amphibien- und Insektengehirn und das Plattwurmhirn irgendwo tief unten in den Eingeweiden, allesamt sicher waren, dass ich gestorben war. Manche Menschen glauben, es sei schmerzhaft, sich den Zeh anzustoßen oder sich einen Arm zu brechen oder von einer Schockpistole getroffen zu werden, aber das spielt nicht in der gleichen Liga, der gleichen Arena oder auf dem gleichen Kontinent. Denn man bleibt bei Verstand. Bei dem aber, was ich mir zugefügt hatte, war ich einige Zeit gar nicht mehr da, nur ein irrsinnig brüllendes, um sich dreschendes Tier, und als ich wieder ich war, gab es keinen Raum für irgendeinen Gedanken; es gab nur das Erstaunen, noch zu leben. Irgendwann merkte ich, dass ich immer noch schrie, und nachdem ich mich dazu gebracht hatte aufzuhören, stellte ich fest, dass ich mich am Boden wand. Ein paar Fetttropfen waren mir in die Kehle gespritzt, und mein Rachen schien derart anzuschwellen, dass ich nicht mehr atmen konnte. Bestell dir sofort einen Milchshake, dachte ich. Nein, später.
    »Äh, ’tschul’igung, Sir, aber Sie dürfen nich hierbleim. Neben dem Waschraum is ’n öffentlicher Fernsprecher.« Kaspar hatte mir die Hand auf die Schulter gelegt. Ich ergriff sie, zog mich daran hoch und schaute ihn an. Offenbar hatte ich den Tunnelblick, denn ich musste den Kopf drehen, um sein Namensschild zu entdecken, auf dem »Herb« stand.
    »Herb, ich weiß Ihre Besorgnis zu schätzen«, krächzte ich. Meine Stimme klang wie die von Karl Malden in der Rolle des Satans. »Und ich weiß auch, dass Sie bestimmte Management-Abläufe einhalten müssen, um dieses Restaurant effizient zu führen.«
    Okay, nächster Punkt: Kopfwunde. Ich schob mich in den hinteren Bereich der Küche zurück. Der Gasgrill. »Aber wenn Sie sich mir in den Weg stellen, wird mein Sicherheitsteam, das in etwa zwei Minuten hier ist, Sie und Ihre Mitarbeiterin mit einem Akku-Exzenterschleifer von Makita zu Tode foltern. Danach gehen sie zu Ihren Familien und bringen sie ebenfalls um, falls sie hier in der Gegend wohnen.« Ich zog einen zentimeterdicken Stoß Papierservietten aus einem Spender und faltete sie

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