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2012 - Tag der Prophezeiung: Roman (German Edition)

2012 - Tag der Prophezeiung: Roman (German Edition)

Titel: 2012 - Tag der Prophezeiung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian D'Amato
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vier Liter Blut, die ich noch intus hatte, halbwegs bei mir hielt und immer schön weiter Adrenalin produzierte, konnte ich noch ein paar Stunden durchhalten. Ich musste nur supervorsichtig sein, bis ich einen Händler fand. Beim letzten Mal hatte ich gehört, dass sie hier Blutkonserven verkauften, also müsste sich auch ein bisschen Faktor VIII beschaffen lassen … und vielleicht etwas Thrombogen, ein paar Brandkompressen … dazu noch 0-negativ … hmm, wo ich schon dabei bin, ein paar Oxys, vielleicht etwas Hydro, und ein Salzstreuer mit dem guten alten Ecgonylbenzoat. Und dann noch eine Glock 36, zwei Heizer-Double-Tap-Derringers und ein paar hundert Hydra-Shok-Hohlspitzgeschosse. Und einen fahrbaren Untersatz mit Papieren.
    Ich musste den Leuten von ES eine Nasenlänge vorausbleiben. Und so, wie ich es eingefädelt hatte, musste es gehen. Endlich war meine Paranoia mal zu etwas gut. Ich hatte vier verschiedene Tarnidentitäten aufgebaut, mit unterschiedlichen Graden an Detailliertheit und Entfernung zu meinem wahren Ich. Wenn ich diese Tarnidentitäten in den nächsten Wochen abwechselnd benutzte, würde man mich niemals finden. ES war zwar spitze, aber niemand hat unbegrenzte Mittel. Natürlich würden sie das Opferspiel benutzen, um nach mir zu suchen, doch auch ich würde es einsetzen, um ihnen einen Schritt vorauszubleiben. Und ich spielte besser als sie.
    Ich kam an einer Reihe verlassener Dekontaminationsanhänger und einem beiseitegeschleuderten Schild mit der Aufschrift DURCH F AHRT
GESPERRT vorbei. Hier waren wieder mehr Autos, und alle fuhren in die rund um die Uhr polizeifreie Partyzone. Die erste Regel des Flüchtlings lautet, dass man umso schwerer zu finden ist, je mehr Leute man um sich hat.
    Über hundertdreißig. Hm. Vor mir ein Kriecher. Ich schoss rechts vorbei. Per Stimmbefehl stellte ich das »Radio« des Equinox auf Börsennews. Dalian und Zhengzhou hatten beide den Handel eingestellt. Der vierte Dominostein war genau nach Plan gefallen. Tja, ich hatte es nicht mehr in der Hand. Ich konnte mich nur noch zurücklehnen und abwarten.
    EAZ , dachte ich. Na, sie haben es verdient. Faktor VIII , von wegen. Sie hatten von langer Hand geplant, mich zu ermorden.
    Und Marena hatte es gewusst.
    Sie war kein guter Mensch.
    Es gab keine guten Menschen. Es gab nicht einmal gute Hunde. Nicht mal gute Amöben. Ich tat das einzig Richtige. Ich genoss das Hochgefühl, entkommen zu sein und vor allem zu wissen, dass die Zukunft sicher ist. Als ich den aufgegebenen Kontrollpunkt passierte, wusste ich, dass ich es schaffen würde. Einsatzziel so gut wie erreicht. Noch zweiundfünfzig Tage oder, wenn man die Sekunden herunterzählt, vier Millionen vierhundertzweiundneunzigtausendachthundert …
    … vier Millionen vierhundertzweiundneunzigtausendsiebenhundertneunundneunzig …
    … vier Millionen vierhundertzweiundneunzigtausendsiebenhundertachtundneunzig …
    … vier Millionen vierhundertzweiundneunzigtausendsiebenhundertsiebenundneunzig …

ERSTER TEIL

    DIE WEGKREUZUNG DER SKORPIONE





(15)
    Ganz wie von Frau Koh vorhergesagt, war die Welt vor acht Tagen an 6 Sturmwolke, 7 Vampirfledermaus, 9.11.11.12.17 – oder, nach gregorianischer Zeitrechnung, dem 1. Mai 664 n. Chr. – zu Ende gegangen. Zumindest glaubte das fast jeder hier – und damit meine ich wirklich so gut wie jeden, also die gesamte Bevölkerung Mesoamerikas und weiter Landstriche in Nord- und Südamerika. Heute war die Jüngste in der neuen Reihe von Sonnen gerade bei 289° in Westsüdwest gestorben; trotzdem hatte sich das Licht auf der Altiplanicie Mexicana, der zentralmexikanischen Hochebene, nicht verändert. Es war das gleiche beunruhigende, diffuse Kastanienbraun geblieben wie gestern und vorgestern. Auf der Venus, heißt es, sehe das Tageslicht genauso aus. Der nur schwach erkennbare Pfad führte um eine Gruppe Virginischer Kiefern herum und folgte einer leichten Steigung hinauf zu einer Reihe hügeliger Hochebenen. Seit wenigstens tausend Seillängen – etwas mehr als sechs Kilometer – waren wir keinem lebenden Menschen mehr begegnet, und seit mindestens dreihundert Seillängen hatten wir keinen Toten mehr gesehen. Jedenfalls keinen vollständigen Toten, nur hier und da ein paar Teile.
    Allerdings rochen wir sie. Man gewöhnt sich niemals an den Gestank von Leichen, den unbeschreiblichen Foetor, den die Generation von 1945 aus den Lagern mitgebracht hatte, festgenietet in den engen Windungen ihrer Gehirne – ein

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