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2012 - Tag der Prophezeiung: Roman (German Edition)

2012 - Tag der Prophezeiung: Roman (German Edition)

Titel: 2012 - Tag der Prophezeiung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian D'Amato
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anderen Ende des Rastplatzes. Trotzdem war es die Mühe wert. Bei McDonald’s werden die Hamburger gebraten, bei Burger King über offener Flamme gegrillt.



(13)
    Die Glastür öffnete sich selbsttätig und lud mich in den Sitzbereich des »Restaurants« mit seinem fröhlichen Gold und Rot ein. Dort war es hell und kalt wie zwölf Uhr mittags am Südpol. Ich zählte zehn Gäste in vier Gruppen, aber weil eine Gruppe aus fünf Personen bestand und niemand allein saß, musste ich mich irgendwie verrechnet haben. Ich beschloss, mich davon nicht beeindrucken zu lassen. Die Gäste waren unterschiedlichen Alters, aber ausnahmslos teigig blass, übergewichtig und für Halloween verkleidet – unter anderem als Warcraft- Orcs, Dormammu aus dem Doctor-Strange- Film, Kleine Fette Seejungfrauen, 7-Tod aus dem Neo-Teo -Spiel und wasserköpfige Vampire. Für meinen Auftritt als blutüberströmter Flüchtling hätte ich mir keinen besseren Abend aussuchen können.
    Die meisten sahen auf, starrten mich kurz an und kauten dann ihren Fraß weiter. Die Macht ist mit mir, dachte ich. Auf dem Weg zur Theke versuchte ich mein Hinken zu kaschieren und wäre fast auf eine am Boden liegende Plastikgabel getreten. Pass auf, wo du hintrittst, Mann. Der junge Typ hinter der Theke war Kaspar Hauser, Tierjunge von Nürnberg und Rätsel seiner Zeit, wie aus dem Gesicht geschnitten. Er hatte träge dunkle Augen und tüchtig Akne, und aus einem Ohr ragte ein Sprechfunkstöpsel mit einem kaum zu erkennenden Mikrofondraht, der sich vor seinen Mund bog. Weiter hinten saß am Drive-by-Fenster eine stämmige Schwarze, die nicht einmal aufblickte.
    »Willkomm’ bei Burger King, wir ha’m heute klasse Vegatamales™ im Angebot«, begrüßte mich Kaspar, ohne weiter auf mein blutiges »Kostüm« zu achten. Er klang ein bisschen wie Butthead, nur ohne die spitze Zunge.
    Es gelang mir, meinen Oberkörper auf die Theke zu wuchten und meine Beine hinterherzuzerren.
    »Äh … tut mir leid, aber Sie könn’ nich’ hinter die Theke, Mann«, stammelte Kaspar.
    »Ich hatte einen schweren Unfall«, erwiderte ich. »Rufen Sie die Polizei und einen Rettungswagen.« Ich ließ mich an der anderen Seite herunter und besprenkelte die Theke mit dicken roten Tropfen. Halb stolpernd, halb wankend schleppte ich mich in den Küchenbereich.
    Die schwarze Brumme sah sich immer noch nicht um. »Möchten Sie Vegatamales™ dazu?«, fragte sie in ihr Mikrofon.
    »Äh, Sir? Sir? Das geht nich’!«, rief Kaspar.
    »Ich muss einen medizinischen Noteingriff vornehmen«, erklärte ich. Vergiss nicht, er ist wahrscheinlich Analphabet, sagte ich mir, als ich bemerkte, dass er an seiner Kasse eine piktoglyphische Tastatur hatte, ähnlich denen, wie man sie bei Laborschimpansen benutzt. Gebrauche kurze Wendungen und einfache Tu-Wörter. »Ich bin Arzt. Ich hatte einen Unfall.«
    Er stierte mich dumpf an.
    »Bitte rufen Sie 911«, sagte ich, nur damit er etwas zu tun bekam.
    Ich sah mich um. Zwei Arbeitstische, Dampfgarer, Schneidstation, Kühlschrank, Gefrierschränke, Spülen, Kombiherd, Getränkestation. Hübsch angelegt. Reflexartig machte ich zwei blutig-klebrige Schritte zum Erste-Hilfe-Kasten, der an seiner zweifelsohne vom Ordnungsamt vorgeschriebenen Stelle an der Wand über dem vorderen Arbeitstisch hing, doch dann fiel mir ein, dass ich über den Punkt hinaus war, an dem er mir noch geholfen hätte. Auf zu Plan Fuum. Eilige Methoden für eilige Situationen. Ich zog ein paar Papierservietten aus einem Spender und schnaubte mir die Nase, so fest ich nur konnte. Aus dem Spritzmuster des Blutes folgerte ich, dass die Wunde auf der rechten Seite war. Gut. An der Getränkestation hing ein Strohhalmspender. Ich nahm mir einen. Zu meinem Glück war man hier von Plastikhalmen auf angeblich umweltfreundlichere aus Papier umgestiegen.
    »Sir, wir dürfen keine Kunden hinter die Theke lassen«, sagte Kaspar. Er drückte einen Knopf, den zu drücken man ihn vermutlich angewiesen hatte, falls etwas geschah, das seine Entscheidungskraft überstieg. Ich taumelte vor zu der großen Fritteuse, nahm den Hut ab und legte ihn auf die Kontrolltafel. Das Gerät hatte vier breite Mulden;in einer von ihnen bräunte eine gewaltige Düne aus Pommes frites unter einer Rotlichtlampe, über zwei anderen waren leere Frittierkörbe mit abnehmbaren Griffen eingehängt, und eine war mit einem rechteckigen Deckel verschlossen, der in der Mitte einen großen Knauf hatte. Ich hob ihn ab. Die Mulde war

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