2012 - Tag der Prophezeiung: Roman (German Edition)
Ozelot-Inspektoren sich näher für sie interessierten. Das wirklich wichtige Zeug befand sich sowieso in den doppelten Böden der Kästen mit Kohs Klapperschlangen.
Und sobald wir die Bekehrten benachrichtigten, kämen sie herbei, fügte Koh hinzu. Die Boten brachen auf, und wir setzten unseren Weg fort. Wir marschierten nun bei Tageslicht, denn wir waren spät dran. Im mittleren Alter der nächsten Sonne kamen wir dem Ort nahe, der einmal Santa Cruz heißen würde. Wir zogen über die große westliche sacbe , eine lasergerade Dammstraße mit weiß getünchter Schotterdecke unter blauen Fata-Morgana-Pfützen und hitzeflirrender Luft. Wir hofften, dass wir furchterregend und drachenmäßig aussahen, als wir den breiten Gehweg herunterglitten wie eine stachlige Raupe vom Rand eines Hackbeils aus Porzellan. Ohne die Erdkrümmung hätten wir Ix am Fluchtpunkt weit im Osten gesehen, umgeben von gelben Maisfeldern und Obsthainen. Das Land meiner Ahnen während seiner Blütezeit zu sehen – trotz all der Dürre und Trockenheit wirkte es erheblich wohlhabender als im schlechten alten 21. Jahrhundert – flößte mir ein merkwürdiges Heimweh ein. Immer wieder fragte ich mich, was Marena dazu sagen würde. Wahrscheinlich würde sie mit Aperçus um sich werfen, was für ein Spaß das alles sei.
Am Abend kamen Boten von 1-Gila und meldeten, dass die Vierhundert Neugeborenen Sippen bei Zwei-Sorten-Jade seien, nahePalenque also, was bedeutete, dass sie sich verspäten würden. Hun Xoc schickte sie mit dem Befehl zurück, das Tempo erneut zu verdoppeln, selbst wenn sie alle, die nicht mehr weiterkonnten, in einem Behelfslager zurücklassen mussten. Uns würde es nichts nützen, wenn wir nach Ix kämen, ohne dass sie uns den Rücken stärkten. Wir legten die Nacht hindurch einen Sondermarsch ein und erhaschten, ehe der Tag des großen Ballspieles dämmerte, einen Blick auf das Leuchten des Festrauchs über Ix. Affen-Buchhalter eilten die Kolonne rauf und runter. Sie nahmen die letzte Zählung vor – wir waren nur noch ungefähr elftausend Geblüte und vierzigtausend Träger – und beschworen jeden, sich friedfertig zu geben. Obwohl die Straße selbst frei war, befanden wir uns über dem Territorium der Schwarzen Aras und mussten cool bleiben und so tun, als wären wir gar kein Heer, nur Bekannte von 2 JS . Eine Viertelstunde nach dem Zenit, vor Ix’ viertem und äußerstem Palisadenring, lief das Zeichen für »Waffen bereit, aber nicht sichtbar« die Kolonne entlang; wie eine Welle durchlief es unsere kollektive Raupe. 9-Reißzahn-Kolibris Boten erreichten uns. Ich ging nach vorn an das Ende der Vorhut und beobachtete das kleine Gespräch. Eine von Kohs Sänften war dabei, doch nach allem, was ich wusste, saß sie nicht darin. Die Ozelot-Botschafter fläzten sich in ihrem Smaragdgrün im Schatten tetraedrischer Sonnenschirme und unterhielten sich in ihrem hochmütigen singenden Tonfall, als wären sie Dandys aus der Hauptstadt, die die tiefste Provinz mit ihrem Besuch beehrten. Sie überbrachten eine förmliche Einladung zum Hüftball-Großspiel, das zum Einsetzen des Zweiten Zwillings beginnen sollte; uns blieben noch etwa sechshundert mal zwanzig Schläge. Sie stellten es so dar, als würden sie uns einen großen Gefallen tun und als machten wir ein Riesengeschäft – so, als bekämen wir kostenlose Eintrittskarten zum Super Bowl. Bevor Hun Xoc antworten konnte, fügten sie noch hinzu, dass der Platz für nur zweihundert Gäste des Rasslers reiche – dass sie nur Geblüte meinten, brauchten sie nicht auszusprechen – und sie die Übrigen nicht angemessen in der Stadt begrüßen könnten.
Gut, gut, dachte ich, dann kommen wir eben ungeladen zur Siegesfeier.
Hun Xoc stand vor ihnen und blickte direkt ins Sonnenlicht. Erließ sich Zeit mit der Antwort und zuckte nicht mit der Wimper, als die Bremsen ihn stachen. Ich fragte mich, ob ihre Stiche bedeuteten, dass es Regen gab. Wenn dem so war, hatte sich Kohs Idee mit dem Erdstern-Wirkstoff erledigt.
Der Augenblick war ziemlich angespannt. Wenn wir die Einladung ausschlugen, beleidigten wir die Ozelots und lieferten ihnen einen Vorwand, auf der Stelle einen Kampf zu beginnen. Wir befanden uns in der schwächstmöglichen Position, hatten nicht gerastet und waren erschöpft. Da wir feindliches Gebiet durchquerten, hatten unsere Späher unsere Flanken nicht abschirmen können. Wenn die Ozelots uns jetzt angriffen, könnten sie sich leicht zurückziehen, während wir
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