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2012 - Tag der Prophezeiung: Roman (German Edition)

2012 - Tag der Prophezeiung: Roman (German Edition)

Titel: 2012 - Tag der Prophezeiung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian D'Amato
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Statue war nichts Besonderes, ein simpler Abguss, Massenware, doch es war trotzdem beunruhigend. Neben ihr waren Figuren von Drei Eier, 1-Großes-Nabelschwein und all den anderen legendären Spielern. Zwei weitere Harpyien-Herolde standen zu beiden Seiten der verhängten Mundtür am anderen Ende des Raumes, die auf die Hüftballplätze der Ozelots führte. Davon gab es neun, aber das Großspielfeld übertraf sie alle bei weitem. Im Raum roch es nach Schweiß und schmerzlinderndem Ballöl.
    Für die Wirkung solcher Gerüche müsste es ein stärkeres Wort geben als »Nostalgie«. In meinem Schakal-Ich kochte eine unglaubliche Euphorie hoch, grenzenloser Stolz, unendliches Selbstvertrauen und absolute Entschlossenheit, während der Mief bei meinem Jed-Ich die vielen schlimmen Erinnerungen an die Highschoolzeit aufwärmte, an den Umkleideraum und das Zimmer des Sportarztes mit den Pflasterrollen und dem Pamela-Anderson-Poster an der Wand, wo all die rüpelhaften Sportcracks hereinkamen, um sich noch ein bisschen verbinden zu lassen, ehe sie aufs Feld gingen, während ich dasaß und einen Eisbeutel auf einen blauen Fleck drückte, den ich mir beim Fördersportunterricht an einer Hantel geholt hatte. Ich konnte dann nur dasitzen und mich »eingeborene Schwuchtel-Missgeburt« nennen lassen, während ich Rachepläne schmiedete. Aber in dieser Umgebung war ich der dicke Hecht. Der dickste. Sie machen sich überhaupt keine Vorstellung. Es war, als hätten wir 1999 und ich wäre Michael Jordan, und jeder glaubte, ich wäre bei einer Space-Shuttle-Explosion umgekommen, doch in Wirklichkeit schlenderte ich am O’Hare Airport herum und schaute mir meine Korbwürfe in den Videogeschäften an – binnen zwei Minuten wären so viele Leute da,dass der Fußboden unter ihrem Gewicht zusammenbrechen würde. Wartet nur, dachte ich. Jetzt ist Comeback-Time.
    Die Herolde von 2-Juwelenbesetzter-Schädel duckten sich herein und bauten sich neben der Tür auf.



(29)

    »Und hier sind meine Söhne«, sagte 2-Juwelenbesetzter-Schädel, »und Frau Koh
    Von den Rasslern, und ihre Rückenstützen und Flöten.«
    Damit meinte er ihre Unterstützer. Er fuhr eine Weile fort und geizte dabei nicht mit Lob. Hmm. 2-Juwelenbesetzter-Schädel sagte alles, was von ihm erwartet wurde, doch er wirkte anders – älter. Vielleicht sah er nicht mehr ganz so furchterregend aus wie damals, als ich der Neue in der Stadt war und er sich vor mir aufgebaut hatte, die Hände voller Folterinstrumente.
    Er kam schwankend näher, umarmte mich auf jene steif-tänzerische Art und überreichte mir eine zeremonielle Kampfsäge. Sie hatte einen drei Arme langen Schaft mit einem Griff, auf dem in Perlen die Muster meiner Namen und Gefangennahmen geschrieben standen, wobei die letzten zwei Fuß sich zu einer flachen Holzklinge verbreiterten, die mit kreisrunden rosafarbenen Stachelausterschalen verziert und an der Kante mit einer Doppelreihe aus wunderbar zueinander passenden dreieckigen Klingen aus gelb schillerndem Obsidian besetzt waren wie die Nase eines goldenen Sägefischs.
    Holla, dachte ich. Normalerweise nervte mich dieses ganze hyperschmeichelnde blumige Gerede, aber diesmal schienen es nicht nur hohle Floskeln zu sein; es schien wirklich etwas zu bedeuten. So abgedroschen es klingt: Ich war gerührt, und mir wurde ganz warm ums Herz.
    »Du wendest dein Becken mit Blut mir zu«, gab ich die korrekte Antwort. »Vielleicht
    Hast du mich mit jemandem verwechselt,
    Mich, der ich unzuverlässig bin, von Sünde, von Kot,
    Der sich nicht als würdigen Empfänger deiner Gunst zu sehen wagt.«
    Mann, das hab ich gut gemacht, was?, dachte ich. Ich war ganz von einem Gefühl der Wärme erfüllt. Selbst der lang anhaltende Nachgeschmack der Folter, der er mich unterzogen hatte, ließ ihn nur umso väterlicher erscheinen – auf eine ziemlich kranke Weise allerdings, aber ich konnte von der Empfindung einfach nicht abrücken. Ich verstand gut, was in ihm vorging. Immerhin war er ein alter Mann. Er hatte über sechzig Sonnenjahre auf dem Buckel, was viel war für einen Maya, für jeden aus einer vorindustriellen Gesellschaft. Vielleicht war ich jetzt an der Reihe, mich um ihn zu kümmern.
    In der korrekten Reihenfolge sprach er jedem seine Anerkennung aus, hielt den Austausch der Reden jedoch knapp. Dem Lärm der Trommler auf dem Spielplatz nach zu urteilen würde der erste Ball in acht Maßen zu viertausend Schlägen fallen, in etwa zwei Stunden, was Ihnen vielleicht ganz

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