Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
2012 - Tag der Prophezeiung: Roman (German Edition)

2012 - Tag der Prophezeiung: Roman (German Edition)

Titel: 2012 - Tag der Prophezeiung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian D'Amato
Vom Netzwerk:
ist wie manchmal beim Go: Je weniger man den Gegner beachtet, je weniger man sich herablässt, auf das zu reagieren, was er tut, desto besser ist man dran. Wir brachten unsere Kolonne so weit wie möglich in eine defensive Marschordnung, aber an den Flanken mussten wir Verluste hinnehmen. Hun Xoc stieß immer wieder mit einem Trupp Speerkämpfer blitzartig vor und zog sich wieder zurück, um den Pumas in den Rücken zu fallen, aber dann stellten sie sich in ihren Hinterhaltverstecken tot und wurden nicht gefunden. Man konnte hier nicht viel erkennen; es war wie auf diesen überteuerten miesen Bildern vom Mars.
    Während des Marsches an diesem Tag rannten wir – uns furchtlose Anführer meine ich – immer wieder nach vorn und nach hinten, zählten die Leute und teilten die Trupps ein. Im Schutz der Nacht trennten wir dreihundertzwanzig Teufelskerle uns von der Hauptkolonne. 1-Gilas kompletter Trupp und einunddreißig Zwanzigschaften Rassler-Geblüte blieben bei ihnen, sodass sie nicht wehrlos waren. Doch wir ließen kaum Harpyien bei der Kolonne, nur zwanzig von 14-Verwundeters Leuten und vier ixianische Harpyien-Geblüte. Viel Glück, Jungs, dachte ich. Viel Spaß als Kugelfang. Ihr armen Schweine.
    Wir rieben uns Hirschkot auf die Waden – wie alle mesoamerikanischen Kriegstrupps schleppten wir das Zeug in riesigen Körben mit – und machten die ganze Nacht hindurch Schweigemarsch ohne hörbare Signale auf neuen gummibesohlten Sandalen. Bei Tagesanbruch kampierten wir unter den letzten Bäumen am Rand einer Ebene, die zu einem Fluss führte, der später der Río Mezcalapa sein würde. Wie es schien, waren wir nicht verfolgt worden. In der Dämmerung schlichen wir uns auf die Ebene und folgten einem langen Abhang hinunter in ein Sumpfland mit Zwergzypressen und Hyazinthen, das zu neunzig Prozent aus unpassierbarem Morast zu bestehen schien. Ich konnte nicht fassen, wie weit der lange, lange Umweg war, den man gehen musste. Man sah den Hügel, auf den man zuhielt, schon vor sich – und dann musste man im Zickzack in die andere Richtung gehen, sonst erreichte man ihn nie. Ich erinnere mich hauptsächlich an vergeudete Zeit und an Angst, weil alles, was man wollte, π∙ r 2 -mal länger dauerte. Ich bekam das Gefühl, dass wir einige Stellen nur wegen ihres schlechten Mojos umgingen, auch wenn der Weg, den wir dazu nahmen, viel gefährlicher war. Ich marschierte oder joggte vielmehr fast die ganze Zeit und baute meine Lungenkapazität für eine mögliche Teilnahme am Spiel auf, doch ich hätte noch immer die Rikscha-Nummer abziehen können. Nur wäre ich dann von jedem für den jämmerlichsten aller Jammerlappen gehalten worden. Die Strapazen tränkten mein Hirn mit Dopamin, das mir den Verstand vernebelte; manchmal konnte ich mich nicht einmal erinnern, wer nun was plante, und hauchte die ganze Zeit: »Habe ich was übersehen? Habe ich was übersehen?« Das war mein Mantra beim Laufen. Hatten wir alle etwas übersehen? Schließlich änderte sich alles ständig. Was hatte uns 2-Tote-Koralle verschwiegen? Was hatte Koh wirklich vor? Sie und ich sprachen jeden Tag miteinander, aber irgendwie kamen wir nie so weit, dass ich erfuhr, was sie dachte, sondern nur dazu, was meiner Meinung nach alle anderen dachten. Den Großteil ihrer Zeit verbrachte sie damit, die gefangenen Pumas zu verhören.
    Die Sonnen gingen wie im Nebel ineinander über, und gleich nach der Geburt des Großen Vaters Hitze, der auch der Großvater der Sonne des Hüftball-Großspiels war – das heißt, zwei Tage vor dem Spiel –, drangen wir auf die Hochwaldstraße am späteren Río Grijalvavor und machten Halt, um auf zwei von Kohs Boten zu warten, die Nachricht von ihren »Vierhundert Familien« bringen sollten.
    Die Boten berichteten, dass die Vierhundert unter 1-Gilas Befehl nahezu ein Fünftel ihrer Männer und noch mehr Frauen verloren, dafür aber auch ohne Kohs Anwesenheit mehrere Dörfer hinzugewonnen hatten, und sie kamen pünktlich. Hun Xoc schickte zwei andere Boten mit der Anweisung zurück, durch den Pass der Aras in die Jagdgebiete des Harpyien-Hauses östlich von Ix zu ziehen. Von dort würden 2-Juwelenbesetzter-Schädels Männer sie so nahe an die Stadt heranführen wie möglich, auf weniger als einen Marsch von hundert mal zwanzig Schlägen ans rote Osttor hinan. Außerdem beschlossen wir, die beiden Skorpion-Addierer und die Schlitten mit der empfindlichen Ladung bei ihnen zu lassen, statt das Risiko einzugehen, dass die

Weitere Kostenlose Bücher