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2012 - Tag der Prophezeiung: Roman (German Edition)

2012 - Tag der Prophezeiung: Roman (German Edition)

Titel: 2012 - Tag der Prophezeiung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian D'Amato
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ungedeckt im Freien standen.
    Hun Xoc hatte signalisiert, dass er bereit war zu antworten.
    »Wir nehmen mit Dank an«, sagte er, »aber wie
    Können wir unsere Kinder auf der Straße zurücklassen?«
    Die Ozelots zogen sich zurück und beratschlagten. Offenbar wollten sie hier nicht warten, bis die Boten die Antwort an 9-Reißzahn-Kolibri übermittelt hatten und seine Reaktion darauf zurückbrachten. Schließlich einigten sie sich, dass wir alle nach Ix gehen würden; einhundertzwanzig unserer Geblüte aber müssten als »Gäste« – sprich als Geiseln – auf dem Ozelot-Gelände des Festlands bleiben, fern vom Tempelbezirk. Hun Xoc willigte ein und wählte die zweihundert besten Kämpfer unter unseren Geblüten aus; die Übrigen ließ er im Stich. Wir sagten »Große Väter, schützet uns« und vollführten ein paar außerordentlich salbungsvolle Rituale. Wir werden sie niemals wiedersehen, dachte ich.
    Währenddessen hatten Boten von 1-Gila verstohlen das Ende unserer Reihe erreicht, und wir mussten warten, bis die verdammten Ozelots verschwunden waren, ehe wir mit ihnen sprechen konnten. 1-Gilas Neuigkeiten waren nicht gut. Er war durch einen schlimmen Überfall aufgehalten worden und hatte Schwierigkeiten bei der Teilung seiner Kolonne gehabt. Als die Boten aufbrachen, war 1-Gila immer noch erst bei Ch’uuk sal  – »Süßwasser« – gewesen, das mehrals eine normale Tagesreise entfernt lag. Wir sandten eine Botschaft zurück, in der wir anfragten, wie viel von seiner Streitmacht er zum Ballspiel nach Ix bringen könne, vorausgesetzt, der erste Ball fiele pünktlich zum Tod von Großer Vater Hitze. Ich stellte dauernd dämliche Fragen. Wie lange würde der Ballspiel-Waffenstillstand uns schützen? Würden die Ozelots 2 JS nach dem Fest, während des Festes oder sogar während des Spiels angreifen? Am Ende befahl mir sogar Hun Xoc, den Mund zu halten. Als die Sonne ganz aufgegangen war, hatten wir vierhundert ansässige Träger angeheuert, um uns nach Ix zu bringen, und zwar mit Tempo. Wir wollten, dass alle unsere Geblüte frisch und munter und zu allen Schandtaten bereit waren.



(28)
    Wegen der vielen Drachen und Banner und dem Opferrauch war es schwierig, viel von der eigentlichen Stadt zu erkennen, doch ich erinnere mich, wie ich dachte: Wow, Ix ist riesig! Mir wurde klar, dass ich zuvor nicht viel von der Stadt gesehen hatte, denn mein erster Besuch hatte ein wenig übereilt geendet. Ix erschien nicht so endlos wie Teotihuacán, bestand aber aus erheblich mehr als nur ein paar Pyramiden mitten im Regenwald. Es schien, als diene die zentrale Ballung der neun Haupt-Mulob’ nur dem Zweck, die Hunderte Hektar komfortabler Wohnhäuser und Tausende Hektar Slumbehausungen zusammenzuhalten. Die Mul der Harpyien-Sippe – die 1-Harpyie genannt wurde, Sitz und Personifizierung des Gründers der Stammlinie – war aus diesem Winkel am nächsten und stach heraus wie superheißer Rauch aus einer altmodischen Mondrakete. Ich hatte noch nie einen richtig guten Blick darauf werfen können. Sie war steiler als die anderen Mulob’ – der Winkel betrug fast sechzig Grad – und auf jeder Seite rot; im Norden, Westen und Süden war sie mit den Richtungsfarben gebändert. Die Sacbe verzweigte sich nach Südwesten, und wir stiegen über vier Etagen zum ebenen Talgrund hinunter. Die terrassierten Hänge auf beiden Seiten waren mit Reihen aus Hunderten nahezu identisch aussehender Gebäude bebaut, und zumindest in diesem Bezirk hatte man die verschiedenen Seiten der meisten Häuser in den Farben der Richtungen gestrichen, in die sie zeigten. Die gestaffelten Blöcke erweckten einen geradezu kubistischen Eindruck, als würden sie mit gelbem Licht von Süden und schwarzem Licht von Westen beschienen, egal zu welcher Tageszeit. Sie glichen jedoch nicht Teotihuacáns brutalen Kristallen; sämtliche Gebäude waren weich und gerundet, und je näher man dem Stadtzentrum kam, desto mehr nahm alles das Bild eines üppigen, wenngleich grotesken Pflanzenzierrats an, dessen Wirkung auf mich ich kaum beschreiben kann: Es war einfach zu viel. Wälder aus bunten Stangen, Baum-Menschen, Maisstängel-Menschen, deren Köpfe in Ceiba-Zweige auffächerten, die wiederum in lange, schmale Drachen mit langen Schwänzen ausliefen, die unter den Messingwolken aufblitzten. Ich könnte mir vorstellen, dass man ähnlich überwältigt ist, wenn man auf Sri Lanka durch einen buddhistischen Tempel geht, aber der Stil war ein anderer. Alles war

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