2013 - Sternenvogels Geheimnis
würde. Er wollte - und durfte - keinen seiner Mitarbeiter oder Untergebenen gefährden; bei diesem Einsatz brauchte er ihre Hilfe hinter den Kulissen. Vielleicht wurde Sternvogel enttarnt, und dann traf es nur ihn, den USO-Spezialisten, der eindeutige Eide geschworen hatte. Zudem: Je mehr er sich in Endras Dossier vertieft hatte, desto mehr faszinierte ihn diese Frau.
Die Zeit war um; er winkte einigen Bewunderern zu und folgte Durren. Der kreisförmige Umgang, dessen Wand granitene Schrifttafeln, Götter- und Götzenstatuen und andere archäologische Funde aus den ersten Jahrzehnten arkonidischer Kolonisation zierten, in selbstleuchtendes Glassit eingegossen, erweiterte sich zur kreisrunden Nische. Durren und Endra standen sich gegenüber.
Obwohl Durren ter Uchat fast so groß wie Akellm war, überragte Endra sie um drei oder vier Fingerbreit.
Ihr weißblondes Haar mit zwei goldfarbenen Strähnen, offenbar hüftlang, umgab ihren Kopf wie ein Kunstwerk aus Millionen leuchtenden Fasern. Der Blick ihrer hellen Augen glitt von Durren und heftete sich auf den näher kommenden Akellm; die Haut über den Wangenknochen rötete sich.
Akellm begrüßte sie mit einem archaischen „terranischen" Handkuß, ohne Durrens Vorstellung abzuwarten, und betrachtete bewundernd Endras ovales Gesicht und das filigrane Ohrgehänge. „Ich würde gern etwas abwegig Geistreiches sagen", meinte Endra leise. „Aber mir fällt nichts ein."
„Wenn ich ausdrücken wollte, Teuerste, wie sehr du mich beeindruckst", erwiderte Akellm mit einem zögernden Lächeln, „müßte ich Komplemente und Bestätigungen von Hunderten begeisterter Männer wiederholen."
„Schön gesagt, Zhdopan. Du bist noch stattlicher und größer als in den Holos."
„Ich bin vielleicht länger", sagte er in falscher Bescheidenheit. „Über die wahre Größe mag die Geschichte entscheiden."
Durren gestikulierte schwungvoll und rief: „Eigentlich wollte ich dir meinen Chef vorstellen. Und du, Zhdopani da Kimbarley, bist Akellm anscheinend gut bekannt. Wußtest du, Chef, daß Endra der erste weibliche Verantwortliche für ein imperiales Hochsicherheitsgefängnis ist?"
„Nein! Tatsächlich? Wolltest du die Hochedle überreden, mich für irgendwelche Werbezwecke in einer ihrer Zellen posieren zu lassen?"
„So etwas Ähnliches war meine Absicht. Wir sprachen gerade darüber, als du uns überrascht hast."
„Keine Überraschung." Akellm sprach mit bedeutungsschwerer Stimme. Er spürte seinen Herzschlag und ein seltsames Stechen unter der knöchernen Brustplatte. „Seit ich die Aufnahmen gesehen habe, von einem Empfang bei Imperator Bostich, denke ich, suche ich nach einem Vorwand, dich zu sehen, Hochedle da Kimbarley."
Er erwähnte dieses Holo, weil Prushi da Kimbarley neben ihr eine ziemlich kümmerliche Figur abgegeben hatte und sie dieses Bild hassen mußte.
Ihre Augen ließen ihn nicht los, als sie sagte: „Eine absonderliche Vorstellung, dich in einer Golkana-Zelle einzukerkern. Wenn du meinen Gatten sehr verärgerst, kann es schneller gehen, als wir beide denken."
„Was müßte ich tun, um den Hochedlen Prushi zu verärgern?"
Durren schüttelte den Kopf, hob beide Arme. „Ich bin hier wohl überflüssig. Schreib dir die Daten deines Knastauftritts auf, Chef! Ich seh' mich unter den tausend tollen Männern um!"
„Übertreib's nicht. Kein Urlaub morgen, Schönste."
„Weiß ich, Chef."
Durren lächelte Akellm zu, strahlte Endra an und war mit wenigen Schritten im lichtdurchzuckten Gewühl verschwunden. Akellm winkte dem Barmann und wandte sich an Endra. Er wiederholte seine Frage. „Worüber wäre ein Mann, der einige Jahrzehnte älter ist als du, dessen Eifersucht planetenweit belacht wird und dessen Äußeres seiner intellektuellen Leistung entspricht... worüber würde er sich argem, schönste Zhdopani da Kimbarley?"
„Nehmen wir die Getränke; die Nacht ist warm genug. Reden wir unter den Nebelpalmen im Garten weiter", sagte sie Akellm nickte und hob die bestellten Getränke von der polierten Steinplatte. Endra und er umrundeten die Nische und bewegten sich durch einen irisierenden Energieschirm auf die Terrasse hinaus. Endra trug ein bodenlanges Kleid mit kostbar gesäumten Schlitzen, aber sie machte bewußt kurze Schritte. Sie gingen über kurzgeschorenen Rasen, auf dem Silberkörnchen zu glänzen schienen, und lehnten sich an den Rücken einer Skulptur aus eysalischem Basalt. Akellm hob die rechte Hand, an deren Fingern einige einfache,
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