2013 - Sternenvogels Geheimnis
zylindrische Silberringe glänzten. „Es ist wohl mein Geschick", sagte er leise, „solchen Frauen wie dir zu verfallen. Herkunft im nebelhaften Dunkel, reicher alter Mann, aus Berechnung geheiratet, dazu als ausgebildete Kosmobiologin klug, gerissen und ehrgeizig genug, um allein Karriere machen zu können. Ist es nicht so?"
„Ich sah dich, Zhdopani da Premban, in den letzten Sequenzen der Shows. Du warst durchaus überzeugend." Endra legte den, Kopf schief. Akellm bewunderte die hohen Wangenknochen und die schmalrückige, gerade Nase. „Mein Lebenslauf ist so gut oder schlecht wie derjenige fast aller jungen Arkonidinnen. Nur über solche Stufen führt das Leben aufwärts, vorausgesetzt, man hat ein wenig Ehrgeiz."
„Wahrscheinlich ist es ein Überlebensprinzip im gesamten Kosmos", sagte Akellm. „Die Sicherheit, die der richtige gesellschaftliche Rang garantiert, ist nicht zu unterschätzen. Wann hast du deinen Gatten das letztemal gesehen?"
Das Kleid, dessen Teile durch breite Schmuckbänder zusammengehalten waren, erlaubte sinnverwirrende Einblicke. Akellm schob sich eine Handbreit näher an Endras linke Seite. „Vor zwanzig Tagen", bekannte Endra freimütig. „Im Stadthaus der Kimbarleys. Dort drüben ungefähr, hinter dem Hügel."
„Man sagt, du wohnst in diesem Superknast, in ewiger Nacht, umgeben von einer Einöde mitten im trüben Nichts?"
„Mitunter scheint die Sonne länger als hier." Endra lachte und drehte sich halb herum. „Die Tundra ist grüner und abwechslungsreicher, als du ahnst."
Endra erzählte mit leiser Stimme, daß sich ihre Wohnung in einer Dachkuppel befand, etwa dreißig Meter im Durchmesser und halb so hoch, einem scheinbar aufgesetzten, aber integrierten Teil, der Festung. Der Ausblick schien langweilig und förderte die Meditation, aber das Innere der Anlage auf mehreren Ebenen entschädigte für das Alleinsein ebenso wie für das Fehlen von Bergen, Tälern und hohen Wäldern. Akellm hörte schweigend zu, stellte wenige kurze Fragen und merkte plötzlich, daß er auf jedes ihrer Worte wartete, auf den Klang ebenso wie auf dessen Bedeutung.
Er sah in Endras Augen und sagte: „Du bist ein dutzendmal faszinierender und schöner als jedes Hologramm von dir. Deine Augen blenden - gehen wir ein paar Schritte tiefer in den Schatten?"
„Meine Augen... das hat noch niemand zu mir gesagt!"
Sie leerte das schwere Glas, stellte es zwischen die Tatzen des raubtierhaften Fabelwesens und sträubte sich nicht, als Akellm sie zur Seite zog, auf eine Rampe, die zu den verschlungenen weißen Sandwegen des Thek-Latran-Hochplateaus führte. Der Lärm des Fests drang leise ins Freie und verlor sich zwischen den Wipfeln und den Sternen über Arkon.
Akellm trank, stellte das Glas ins Gras und berührte mit einem Fingerring sein Ohr. Kein Signal.
Also wurde er weder von einer schwebenden Kamera noch einem anderen Späh- oder Lauschgerät verfolgt. „Dein Gatte ist überaus eifersüchtig. Wann darf ich mit der Forderung zum Duell rechnen?" fragte er.
Endra zuckte mit den Achseln, auf denen edle Schmuckglieder leise klirrten. „In zwei Tontas vielleicht. Er ist in einer Sitzung mit dem Oberbeschaffungsmeister."
Langsam gingen sie nebeneinander auf einem schmalen Sandweg tiefer in den Park hinein. Weiße Statuen lächelten auf glimmenden Sockeln, unsichtbare Wasserspiele rauschten und plätscherten.
Weiße Fledermäuse huschten zuckend zwischen den Ästen. Dreimal, viermal berührten sich die Schultern Akellms und Endras, deren Körper in den langen Schatten stets dann miteinander verschmolzen, wenn das Licht von der Außenfassade des Kristallpalasts über eine Lichtung fiel. „Du bist einsam dort am nördlichen Pol, nicht wahr?" sagte Akellm und legte den Arm um Endras Schultern. „Hochqualifiziert, auf einem staatstragend wichtigen Posten, eine der besten Spezialistinnen für Verhöre - wie man sagt! -, gelegentlich den Anfechtungen der körperlichen Leidenschaft ausgesetzt, die in Person des erotisch wenig reizvollen Gatten erscheint. Ist es diesen Preis wert, Endra?"
Sie schien seine Berührung zu genießen, blieb stehen und flüsterte: „Für derartige Bemerkungen haben andere Männer lange gelitten, Champion!"
„Ich sehe die schönste Blume Arkons zittern und welken", sagte er leise und im Tonfall äußerster Ehrlichkeit. „Sonst würde ich es nicht wagen. Und dein Ansehen verbietet es, daß irgendwelche Liebhaber bei dir in der Einödnis erscheinen und sämtliche Alarme
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