2013 - Sternenvogels Geheimnis
Endras Duft ein und fühlte, wie ihre Küsse leidenschaftlicher wurden. Arbtan, fünfzehn Schritte entfernt, verfolgte jede Bewegung mit seinen wilden, sandfarbenen Raubtieraugen.
6.
Sternvogels Stunden
Mitten in der Nacht wachte Akellm auf, betrachtete einige Atemzüge lang den lautlosen Reigen der leuchtenden Robotschmetterlinge und sah zu, wie Wachs an den Kerzen heruntertropfte. Ein schmales Fensterband am anderen Ende des Schlafraums spiegelte schwach die Flammen und Endras Körper; über der Tundra lag Ungewisses Zwielicht wie kurz vor einem Sonnenaufgang im Nebel.
Akellm sah einige Lichter in etwa zwei Kilometern Entfernung; vermutlich gehörten sie zu Gebäuden, deren Besatzung die künstlich verödete Kreisfläche sicherte, über der das Gefängnis schwebte. Akellm stand auf, mischte ein kaltes Erfrischungsgetränk mit einem Rest Alkohol und leerte den großen Becher in drei Zügen.
Endra und er halten die ersten Stunden der Liebesnacht genossen. Endras Kühle war nur eine dünne Deckschicht gewesen. In Wirklichkeit war sie ebenso liebeshungrig wie heißblütig. Ein schmalerer Ring Akellms, den er nicht abgelegt hatte, schien sein mikrominiaturisiertes USO-Innenleben inzwischen abgeschaltet zu haben: Er hatte Endra da Kimbarleys Körperschwingungen, ihre Individualmuster und praktisch jede größere Zellgruppe aufgezeichnet.
Arbtan scharrte an der Milchglastür des Schlafzimmers. Akellm sah die Silhouette des Raubtiers vor der Platte hin und her pirschen. Offensichtlich war Arbtan nicht gewohnt, ausgesperrt zu werden. Endra bewegte sich im Schlaf, Akellm setzte sich neben sie und betrachtete schweigend ihren reifen Körper.
Er war nicht besonders stolz darauf, daß er mit seinen Vorstellungen recht behalten hatte. Nach kurzer Zeit verlor Endra ihre Zurückhaltung und zeigte ihm, daß weder Verliebtheit noch Liebe den Gatten Prushi da Kimbarley und sie miteinander verband. Sie hungerte nach Zärtlichkeit und Liebe und gab sich ihm rückhaltlos hin, vertraute ihm, lieferte sich während der langen Stunden völlig aus. Jetzt öffnete sie schläfrig die Augen, ihre Blicke suchten ihn, und sie streckte den Arm aus.
Sie zog sich an seiner Schulter hoch und sagte leise: „Es war herrlich, Akellm. Ist die Nacht schon vorbei?"
„Sie hat gut angefangen", antwortete er und streichelte ihre Schultern. Ihr silberweißes Haar hatte sich gelöst und lag wie ein stellarer Nebel auf den schwarzen Kissen und Laken. „Wir werden die Stunden nicht zählen."
„Es gibt Besseres zu tun. Bringst du mir etwas zu trinken? Kalt und viel."
Er stand auf und blies, als er mit gefüllten Pokalen zurückkam, zwei heruntergebrannte Kerzen aus, ehe die Dochte im Wachs ertranken. „Liebe macht durstig."
„Ja." Endra lächelte und bog ihren Körper zurück. „Durstig nach mehr Liebe. Komm, küß mich!"
Akellm streckte sich neben ihr aus und schob seinen Arm unter ihre Hüften. Er holte tief Luft und vergaß für den Rest der Nacht die schwebende Gefängnisfestung, ihre Besatzung von arkonidischen Elitetruppen, den Karaketta-Flug und Reginald Bull.
In flauschigen gelben Bademänteln saßen sie am Frühstückstisch. Unruhig knurrend strich Arbtan an Endras Knien vorbei, bis sie ihn am Halsband nahm und zu einer gläsernen Öffnung zerrte.
Akellm sah in steigender Verwunderung zu, wie Robotarme, Sprühdüsen und Schaum das Tier einer aufwendigen Waschprozedur unterzogen und Rachen und Zähne gereinigt wurden. „Mindestens jeden zweiten Tag", sagte Endra, als sie sein Staunen bemerkte. „Jetzt, da ihn raubtierhafte Eifersucht plagt, fängt er schneller zu stinken an."
„Ich bin beeindruckt", gestand Akellm ein. „Ich hab' viel gesehen, aber noch keine schaumgereinigten Magnopardh."
„Das Hochzeitsgeschenk von Prushis Bruder. Vielleicht dachte er, Arbtan würde Prushi zerfleischen, wegen der Erbschaft."
„Ein sehr makabres Geschenk, zweifellos."
Am Abend hatte es die Glastür noch nicht gegeben. Akellm erinnerte sich an eine Holoprojektion, die eine exotische Planetenlandschaft gezeigt hatte. Durch die große Glasplatte blickte er in einen Büroraum, auf eine Wand voller Holoschirme samt Steuerkonsole und die Elemente eines Terminals, offensichtlich der Zugang zum Großrechner der Strafanstalt.
Endra deutete darauf und sagte: „Eigentlich dürftest du das gar nicht sehen. Niemand außer mir darf es betreten."
„Ich habe nicht vor, eine Massenflucht zu organisieren." Er lachte und rührte in der
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