2013 - Sternenvogels Geheimnis
dich?"
„Nicht im geringsten, Liebster", flüsterte sie. Akellm dachte an die nächste Stunde und konzentrierte sich, während er Endras Körper streichelte, auf erfolgversprechende Improvisationen. „Sie passen zu deinen Händen."
Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit war Endra mentalstabilisiert. Daß sie sich gegen den Einfluß aller gebräuchlichen Drogen hatte desensibilisieren lassen, war für Akellm eine Tatsache. Er dachte nicht eine Sekunde lang daran, sie; mit einem chemischen oder psychophysischen Mittel zu betäuben - für vielleicht eine halbe Stunde. Gleichzeitig war er fast sicher, daß ihn in dieser Zeit sein Glück zum letztenmal verlassen konnte. „Du hast dich verkrampft, Schönste", sagte er. „Dagegen weiß ich zwei feine Mittelchen."
„Du weißt zuviel, Champion. Was hast du vor?"
„Wart´s ab!"
Akellm füllte zwei langstielige Gläser mit schwerem Rotwein. Er brauchte sich nicht zusammenzunehmen; seine Finger waren vollkommen ruhig. Aber tief in seinem Verstand nisteten rauhe Versagensangst und die noch substanzlose Furcht vor dem Ungewissen Ausgang seines Versuchs. Er hatte nur einen Versuch. Der Harshan sah ihm mit weit aufgerissenem Rachen zu, als ob er gähnte. Endra und Akellm küßten sich, leerten die Gläser in kleinen Schlucken, und nachdem Akellm ihr das Glas aus der Hand genommen hatte, drehte er sie zärtlich auf den Bauch und begann sie zuerst mit leichten Fingern, dann stärker zu massieren.
Die entspannende, einschläfernde Massage war Teil einer Dagortechnik, die er in den ersten Jahren seiner Ausbildung gelernt hatte. Endra summte und stöhnte erschlaffend unter seinen Fingern, Daumenballen und Knöcheln, wand und streckte sich und schlief nach wenigen Minuten ein.
Er hörte mit der Massage nicht eher auf, bis er überzeugt war, daß Endra sich im tiefsten Schlaf befand. Er zog die Decke bis über ihre Schultern, wickelte sich ein Tuch um die Hüften und legte ein zweites zusammengefaltet über die Schulter. Von Endras Glas löste er die hauchdünne Folie und suchte nach ihrem Daumenabdruck. Er zog die flexible Folie über seinen Daumen, strich den Rest am Handrücken fest und machte zwei, drei Schritte auf den Magnopardh zu, grinste nervös und drehte den unteren Teil des Mittelfingerringes um neunzig Grad.
Erleichtert schloß er die gläserne Tür des Schlafraums hinter sich und blieb wartend stehen.
Um ihn baute sich binnen weniger Sekunden ein Holofeld auf. Er schien sich langsam in Endra zu verwandeln, in jene Endra, deren Aussehen und Individualimpulse er beim ersten Besuch gescannt hatte.
Die einfachen optischen Überwachungsgeräte, dachte er, während er sich dem Eingang zum Büro näherte, haben sich bisher täuschen lassen. Sie erkennen im Holo die Gestalt der Gefängnis-Chefin.
Vor der schweren Glasplatte blieb er stehen, aktivierte den zweiten Ring. Ein Mikrosender begann augenblicklich mit voller Kapazität zu arbeiten und täuschte den Individualmuster-Sensor in der Kontaktschwelle und in anderen Verstecken an den Seiten und über Akellms Kopf.
Akellms Impulse wurden massiv überdeckt und ausgelöscht. Er drückte den Daumen gegen die Kontaktplatte, hörte leises Summen und Klicken - die Glasplatte fuhr lautlos zur Seite. Mit fünf längen Schritten näherte sich Akellm dem Terminal, umrundete es und setzte sich.
Ein Griff an die rechte Wade. Ein zwei Finger breiter Streifen künstlicher Haut Über der breiten Narbe löste sich. Akellm nahm ein ultraflaches, biegsames Prüfgerät heraus und tippte mit der rechten Hand auf einige Tasten. Die syntronisch gesteuerten Lesegeräte begannen zu summen, und auf dem riesigen Flachbildschirm entstanden farbige, unterschiedlich große Ziffern und Buchstaben. Er verband sein winziges mikrosyntronisches Speichermodul mit einem Hilfsausgang und wartete in steigender Unruhe.
Individualimpulse anerkannt.
Eingabe Kennwort.
Akellm begann hastig nach dem Kennwort zu suchen. Es war in einem Unterprogramm gespeichert, und die Suchmaschine würde es finden, wenn es ein Begriff war, der häufiger als alle Alternativen benutzt wurde. Akellm hämmerte einen Befehl nach dem anderen in die Tastatur; er wagte nicht, dem Computer akustische Befehle zu geben.
Er zählte die Sekunden und fühlte in aufkeimender Panik, wie sich die Zeit zu dehnen begann. Das Kennwort erschien, blinkte in mehreren Farben und verschwand. Akellm jagte das Unterprogramm zurück in den Hauptspeicher und prüfte die Kapazität des
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