2017 - Das Kind und der Pflanzenvater
mehr zu warten!" widersprach Mondra. „Fünf Minuten. Bitte! Ich bin sofort zurück." Die Medikerin hastete aus der Kabine.
Mondra verstaute ihre Sachen und überlegte sich einen Plan. Darla Markus kam tatsächlich fünf Minuten später zurück - in einer schlichten, schmucklosen dünkelblauen Kombination mit einem Multifunktionsgürtel, in den ein Medopack und verschiedene Meßgeräte siganesischer Bauart integriert waren. Das überraschendste aber war ihre Frisur: Sie war gelöst und ohne jeglichen Flitterkram; die über hundert geflochtenen Haarsträhnen fielen bis zur Hüfte herab und wurden im Rücken von einem Band zusammengefaßt.
Mondra starrte die Olympgeborene verdutzt an. „Wie hast du das so schnell gemacht?"
Darla grinste. „August", antwortete sie. Sie wandte sich dem Roboter zu. „Du wirst hier ein wenig Verwirrung stiften, damit niemand merkt, was wir vorhaben."
„Heißt das, du kommst mit?" rief Mondra entgeistert. „Natürlich, was hast du erwartet? Denkst du, ich lasse dich allein da runter? Ich will doch meinen Job nicht verlieren!"
„Ach, und wenn du einen eindeutigen Befehl mißachtest, verlierst du ihn nicht?"
„Nicht, wenn ich dich und Delorian heil zurückbringe. Du kannst mich übrigens nicht davon abbringen. Außerdem ist es Blödsinn, allein auf die Suche zu gehen. Noch blöder, als es nur zu zweit schon ist." Darla stemmte die Hände an die schmale Taille und schaute sich um. „Und wie kommen wir hier unbemerkt raus und zum Wald?"
Zum ersten Mal lachte Mondra, wenngleich auch humorlos. Ihr Kampfgeist war erwacht; sie konzentrierte sich jetzt ganz auf die Rettung ihres Kindes. Dementsprechend professionell würde sie vorgehen, wie bei jedem ihrer gefährlichen Einsätze als TLD-Agentin. „Meine Ausbildung war ziemlich gut, und ich habe eine Menge Felderfahrung gesammelt, Darla.
Wenn du es nicht vermasselst, sind wir hier in weniger als einer Stunde draußen."
„Und was genau soll ich tun?" wollte der Roboter wissen. „Ich bin für solche Einsätze nicht spezialisiert. Außerdem muß ich darauf hinweisen, daß euer Verhalten gegen die Befehle verstößt und normalerweise von mir gemeldet werden müßte. Oder ich sollte wenigstens zu eurem Schutz mitkommen."
„Das läßt du alles bleiben", ordnete Mondra an. „Du wirst absolutes Stillschweigen bewahren. Du wirst so tun, als seien wir immer noch hier. Und wenn jemand nachschauen kommt, dann suchen wir eben gerade das Schiff nach dem Kind ab. Führe sie in die Irre, kapiert?"
Sie warf Darla einen Blick zu. „Du solltest seine Programmierung wirklich mal überarbeiten."
Darla zuckte mit den Achseln. „Er ist eben August."
Mit schnellen Schritten verließen die beiden Frauen die Unterkunft.
Atlan und Tek diskutierten in der Zwischenzeit heftig darüber, was sie unternehmen sollten. Der Smiler war der Ansicht, das Kind unbedingt direkt im Wald zu suchen. Er teilte Mondras Meinung, daß eine Entführung nicht einfach so hingenommen werden durfte. „Egal, wer sie macht und welche Motive er dafür haben mag", knurrte Ronald Tekener. „Diese Pflanzenväter sind nach der Superintelligenz vielleicht das Wichtigste in Segafrendo - aber was zu weit geht, geht zu weit."
Der Arkonide aber nahm die Botschaft ernst und befürchtete Konflikte. Die Menschen an Bord der SOL waren auf die Unterstützung der Tharoidoner angewiesen. Der Arkonide wollte die Wesen in Segafrendo keineswegs durch eigenmächtiges Handeln provozieren. Dazu wußten die Galaktiker einfach noch zuwenig über die Machtstrukturen in dieser Galaxis.
In einem Gespräch versicherte La-Pharoke mehrfach, daß Arystes dem Kind niemals etwas antun würde. Arystes sei als Pflanzenvater eine der höchsten moralischen Instanzen von Segafrendo und halte jedes Leben für heilig. „Es besteht keinerlei Zweifel daran, daß die Pflanzenväter sehr positive und friedliche Wesen sind, die Gewalt und Machtstreben seit unzähligen Zeiten ablehnen", argumentierte der Prinzipal.
Zwar sei selbst den Nonnen und Mönchen nicht genau bekannt, über welche Kräfte diese Mysterien verfügten und worin ihre eigentliche Aufgabe bestand, aber diese Tatsache habe sein Volk in seiner Geschichte gelernt. „Können wir den Wald dann wenigstens überfliegen und versuchen, das Kind zu orten?" wandte Tek sich an den Prinzipal.
Dieser schüttelte nur wieder den Kopf. „Arystes gestattet keine Technik im Wald, von wenigen Ausnahmen abgesehen. Aber er läßt auf keinen Fall Ortung oder
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