2017 - Das Kind und der Pflanzenvater
keuchte, als Mondras Gewicht plötzlich auf ihren Schultern landete. „Halt meine Beine fest!" zischte Mondra.
Darla schaukelte hin und her, versuchte verzweifelt, das Gleichgewicht zu halten. Schließlich gelang es ihr, die Füße breitbeinig in den Boden zu stemmen. Von ihrer Stirn rann Schweiß. „Ich glaube, es geht einigermaßen", ächzte sie schwer atmend.
Mondra richtete sich vorsichtig auf. „Du solltest zum Zirkus gehen!" lobte sie. „Ich hätte nie gedacht, daß es funktioniert."
„Das sagst du mir jetzt", stöhnte Darla. „Nur noch ein paar Sekunden", bat Mondra.
Sie streckte sich, bekam dann den Ast eines weiter innen stehenden Baumes zu fassen. Er machte einen stabilen und kräftigen Eindruck.
Sie umfaßte den Ast, zog sich im Klimmzug hoch, schwang die Beine nach oben und schlug eine Rolle über den Ast. Vor dem Abschwung bremste sie ab und stemmte sich mit der Hüfte gegen das Holz. „Er hält!" stellte sie erleichtert fest. Sie wollte gerade auf den Ast klettern, als dieser plötzlich doch nachgab.
Die einstige Zirkusartistin wollte sich Richtung Stamm vorarbeiten, doch der Ast schwang derart mit, daß sie keinen Halt fand. Gleichzeitig neigte er sich immer weiter nach unten.
Kurz vor den gefährlichen Dornen und Stacheln des Busches unter ihr stieß Mondra sich ab und hechtete Richtung Darla. Geschmeidig dämpfte sie den Sturz durch eine Rolle und stand gleich darauf neben ihrer Begleiterin.
Mondra fluchte erbittert vor sich hin. „Das klappt nie!" sagte sie. „Dieser Wald arbeitet wirklich gegen uns."
„Ich bin dafür, mit den Gravopaks reinzufliegen", schlug die Medikerin vor.
Die Terranerin winkte ab. „Das ist Unsinn. Dann spielen die oberen Äste Tennis mit uns, aber wir sind die Bälle. Du hast ja miterlebt, wie schnell und beweglich sie sind - nicht wie normale Pflanzen."
„Es scheint also zu stimmen, daß Arystes niemanden ohne Einladung zu sich läßt." Darla rieb sich den Schweiß von der Stirn, „Jetzt haben wir alles versucht, Mondra. Wir können nur noch zum Kloster gehen und dort um Hilfe bitten. Ohne Unterstützung kommen wir einfach nicht durch."
Die Terranerin schüttelte wütend den Kopf. „Ich lasse mich nicht so einfach abweisen!" zischte sie. „Wir müssen uns eben etwas anderes einfalten lassen, und zwar schnell." Ihre Hand nestelte am Gürtel. „Wofür haben wir unsere Ausrüstung?"
Yhata-Satnaky war froh, endlich wieder auf der Schirmbaum-Lichtung zu sein. Was für ein anstrengender Tag! Und welche Veränderungen hatte er gebracht - gegen seinen Willen hatte er sich der Technik bedienen müssen!
Was tue ich nicht alles für dich, großer Pflanzenvater!
Rilme-Ireffe hatte ihn mit dem Schwebteppich abgesetzt und war ins Kloster zurückgekehrt. Der Uralte war allein. Er fühlte sich sehr erschöpft und sehnte sich nach dem Schlaf.
Hoffentlich ist mein Werk nun endlich getan, und ich kann ruhen. Es wird Zeit für den Übergang.
Sein Lebenswille wurde allmählich schwächer. Yhata-Satnaky fühlte die Müdigkeit in seinen Knochen, hatte kein Verlangen nach Nahrung mehr, nur noch nach ewiger Ruhe und Frieden.
Der Mönch ließ sich auf seinem Moosbett nieder in der sicheren Gewißheit, warm und geborgen schlummern zu können.
Doch da ging ein mentaler Aufschrei durch den Wald. Ein Aufruhr brach aus, wie er ihn noch nie in seinem Leben wahrgenommen hatte.
Der Mönch fuhr verstört hoch. Was ist? Was ist jetzt wieder los? ,Er konnte sich nicht erinnern, daß während seiner gesamten Amtszeit an einem Tag so viel auf einmal passiert wäre. Seit diese Fremden hier angekommen sind, ist alles durcheinander.
Yhata-Satnaky lauschte nach innen und nach außen, Schwere Tritte dröhnten durch den Wald", sogar die acht Meter langen, normalerweise sehr verborgen lebenden Thurungas waren aufgeschreckt. Die Luft war erfüllt von verschiedenstem Stimmengeschwirr, begleitet von Flügelschlägen, trampelnden Hufen und Pfoten und knackendem Geäst.
In sich versunken, begriff der Uralte allmählich. Jemand war eingedrungen, hatte sich gewaltsam Zutritt zum Wald verschafft und irrte jetzt umher. Der Frieden war gestört.
Yhata-Satnaky begriff, daß er sofort etwas unternehmen mußte, sonst kam es vielleicht zur Katastrophe. Was oder wer immer dafür verantwortlich war ...
Einfach lächerlich, ich närrischer Greis. Aber er konnte hören, daß die Störung an der Ostrandzone war, eine nicht allzu große Entfernung - und doch zu weit für seine alten
Weitere Kostenlose Bücher