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202 - Unter schwarzer Flagge

202 - Unter schwarzer Flagge

Titel: 202 - Unter schwarzer Flagge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
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her?«
    »Geht dich einen Scheiß an.« Keetje zog lautstark die Nase hoch. Ein Wunder, dass sie noch nicht entdeckt worden war.
    Matt zog Keetjes Halstuch aus seiner Tasche und hielt es ihr vor die Nase. »Da, nimm. Es ist deins. Du hast es in Alunga bei der Rauferei verloren.«
    »Du bist das?«, fragte Keetje verdutzt und putzte sich die Nase. »Was machst du hier?«
    »Ich gehöre zur Mannschaft. Aber das steht jetzt nicht zur Debatte. Warum wolltest du Yann Haggard töten?«
    »Yann?« Keetje wich zurück. »Das geht dich nichts an.«
    »Hör mal, Kleine…« Matt beugte sich vor. »Dir ist wohl nicht klar, wer von uns beiden am längeren Hebel sitzt!«
    »Du wirfst mich nicht über Bord«, erwiderte Keetje frech.
    »Du kannst so was gar nicht. Ich seh’s dir an den Augen an.«
    Matt war fassungslos. Was bildete diese Rotznase sich ein?
    Natürlich hatte sie Recht. Natürlich würde er dieses Kind nicht an einen Haufen ungewaschener Seeräuber ausliefern.
    Andererseits musste er verhindern, dass Keetje als Meuchelmörderin Karriere machte. Er konnte nicht davon ausgehen, dass sie ihren Plan aufgegeben hatte, Yann umzubringen.
    »Hör zu«, fauchte er. »Du gehst von Bord, und zwar jetzt gleich.« Matt hob die Plane zur Seeseite hin an und deutete auf die Inselkette an Steuerbord. »Dort drüben findest du Menschen, die dir sicher helfen können, in deine Heimat zurückzukehren.«
    »Ich kann nicht schwimmen «, sagte Keetje.
    Matt schluckte den Fluch herunter, der ihm auf der Zunge lag. »Ich werde dich mit einem Dingi abfieren«, sagte er dann.
    »Rudern kannst du ja wohl.«
    Keetje musterte ihn schmollend. Vermutlich überlegte sie jetzt, ob sie ihre körperlichen Reize ins Spiel bringen sollte.
    »Bevor du einen Versuch startest, mich einzuwickeln, lass dir eins gesagt sein: Auf diesem Schiff wird weder jemand umgebracht, noch über Bord geworfen.« Er räusperte sich. »Ich weiß nicht, was dich antreibt, aber ich garantiere dir, dass du es büßen wirst, wenn du nicht tust, was ich sage.«
    »Na schön.« Keetje wirkte kleinlaut. »Kannst du mir vorher bitte noch etwas Trinkwasser besorgen?«
    »Du kannst in einer halben Stunde dort drüben sein«, sagte Matt, der eine erneute Verzögerungstaktik witterte. »Auf den Inseln kriegst du bestimmt was zu trinken.«
    »Ich hab aber seit drei Tagen nichts mehr getrunken«, sagte Keetje. Sie griff sich theatralisch an die Kehle. »Ich verdurste! Vielleicht treibe ich ab; vielleicht brauche ich fünf oder acht Stunden, um dort rüber zu kommen…« Sie deutete auf die Inseln. »Willst du es dir aufs Gewissen laden, wenn ich bis dahin verdurstet bin?«
    Matt verdrehte die Augen. Andererseits wusste er natürlich, dass Durst schlimmer war als Heimweh, und zweitens konnte er Keetjes Behauptung nicht überprüfen.
    »Na gut.« Er seufzte. »Aber wehe, du verschwindest, während ich weg bin. Chira – die Lupa, die dich hier aufgespürt hat – findet dich im Nu, und dann versohl ich dir den Hintern!«
    Als er mit einem Schlauch Wasser aus der Kombüse zurückkam, war Keetje zu seiner Verblüffung noch immer dort, wo er sie zurückgelassen hatte. Er gab ihr das Wasser, und sie stürzte sich gierig darauf.
    Dann fierte Matt, bemüht, keine Geräusche zu machen, das kleine Dingi ( kleineres Beiboot in Knickspantbauweise, von einer Person ruderbar ) ab, in das er Keetje verfrachtet hatte. Als es neben dem Schiffsrumpf auf dem Wasser hüpfte, schaute er über die Reling und winkte ihr zu.
    Keetje winkte zurück. Dann schnappte sie sich die Riemen und ruderte ins ruhigere Fahrwasser der Brigg.
    Sekunden später wurde sie von der Nacht verschluckt, und Matt begab sich aufatmend wieder nach unten.
    ***
    Am nächsten Morgen, Rulfan wollte Matt gerade ablösen, entdeckte ein Matrose den Verlust des Dingis und schrie Zeter und Mordio.
    Aus allen Richtungen eilten Seeleute heran und besprachen das Rätsel. Dann kam Offz Eins Vanduyn ins Freie und fragte alle Anwesenden, ob sie Offz Drei – Quartiermeister Ewijk – gesehen hätten: In seiner Kajüte habe er nicht geschlafen, und bei der Bordschwalbe sei er auch nicht gewesen.
    Da niemand eine befriedigende Auskunft kannte, ordnete Vanduyn eine gründliche Durchsuchung des gesamten Schiffes an. Das verschwundene Dingi war nun erst einmal uninteressant geworden.
    Die Suche brachte kein Ergebnis. Schließlich kam man auf die Idee, Chira als Suchhund einzusetzen. Rulfan erbat sich einen Gegenstand aus Ewijks Besitz. Duivemest, der

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