2020 - Die Lichtgestalt
sämtlichen wichtigen Talkshows gewesen..."
„Wobei ich deiner Einladung natürlich besonders gern gefolgt bin", entgegnete Falo glatt.
All die Jahre Medienerfahrung bei Nordstern Terrania zahlten sich nun aus. Nach den ersten drei Versuchen bewegte er sich im Talkshow-Circle der Trivid-Sender wie ein Fisch im Wasser.
Wobei seine Aussage nicht einmal gelogen war. Helimain Caicin war eine betörend schöne Frau.
Sie war groß und schlank, ihr Gesicht war fast so ebenmäßig wie Marias, und vor einigen Wochen hatte sie sich die blonde Haarmähne bis auf einen Zopf abrasieren lassen, der nun, von Brillantbändern gehalten, wie ein Pferdeschwanz auf ihren Rücken fiel. „Der Anlaß für die Einladung war natürlich deine Wahl zum Mann des Monats auf Terra im Dezember 1302.
Du bist plötzlich wieder im Gespräch, und bereits nach zwei Monaten vehementer Forderungen nach vollständiger Gleichstellung der Mutanten wurde dir diese Ehrung zuteil. Und du scheinst mit deinen Äußerungen in ein Wespennest gestochen zu haben. Ganz egal, was man von ihnen hält, gleichgültig lassen sie keinen ... Was auch diese Auszeichnung beweist."
„Mutanten sind keine Aussätzigen, und ich sehe nicht ein, daß ich mich mein Leben lang schuldig fühlen muß für eine genetische Veranlagung, die ich mir nicht ausgesucht habe." Falo schaute genau in die Kamera. „Weshalb soll ich mein Leben in permanenter Defensive verbringen?
Weshalb fürchten Menschen mich, die ich nie zuvor gesehen habe? Ich muß für gar nichts um Verzeihung bitten. Und al lein die Tatsache, daß ich als Telekinet Schaden anrichten könnte, rechtfertigt noch lange nicht die permanente Verdächtigung, ich würde es tatsächlich tun. Schließlich kann sich jeder Terraner leicht Gerätschaften verschaffen, die tausendmal gefährlicher sind als jeder Mutant, zum Beispiel Mikro-Fusionsreaktoren und so weiter. Trotzdem wird nicht jeder Kraftwerktechniker als potentieller Massenmörder behandelt!"
„Das mag schon sein." Helimain Calvin lächelte entwaffnend, wenngleich falsch. „Aber nicht alle Menschen sind deiner Meinung. In den letzten Wochen wogt die Diskussion über die Mutanten hin und her, und erbitterte öffentliche Stellungnahmen und' Gegenreden wechseln sich ab ..."
„Meine Äußerungen reißen eine Wunde auf, die lange, viel zu lange, totgeschwiegen wurde. Mir ist klar, daß meine Auftritte Emotionen wecken. Aber Terra darf sich nicht mehr vor der Tatsache verschließen, daß es Mutanten auf dieser Welt gibt und sie gleichberechtigt hier leben dürfen."
„Aber nicht einmal die Monochrom-Mutanten, für die du angeblich ja kämpfst", widersprach die Talkmasterin, „stellen sich vorbehaltlos auf deine Seite. Viele sind zu jung, haben keine festgefügte Meinung. Andere vertreten die Ansicht, man solle sich in der terranischen Gesellschaft so klein und so unsichtbar wie möglich machen, um keine sozialen Konflikte zu schüren, denen insbesondere die sehr jungen Mutanten und ihre Familien nicht gewachsen wären."
„Ich erkenne diese Argumente durchaus an. Aber ich bin nicht als Duckmäuser aufgewachsen. Auf dem Rasen mußte ich mich ständig wehren!"
„Du warst ein Star", sagte Helimain Caicin, „und dementsprechend ist deine Courage ausgeprägt.
Aber ..."
„Genau deshalb trete ich ja für die Sache der Mutanten ein", unterbrach Falo sie. „Welche Wahl haben sie denn? Sie können entweder jetzt kämpfen, oder aber ihre Isolation für alle Zeiten anerkennen. Aus Kindern werden schnell Erwachsene, und dann ...?"
Helimain Caicin suchte nach Worten, fand aber keine. Sie war zu klug, um einen unsinnigen Einwand vorzubringen, den Falo sofort wieder in der Luft zerfetzen konnte. Fast wirkte sie erleichtert, als Falo schließlich fortfuhr. „Es scheint nur eine Möglichkeit zu geben, die Interessen der Monochrom-Mutanten durchzusetzen. Sie müssen einen Interessenverband gründen, der für sie alle sprechen kann. Wie sehr ich deine Einladung zu schätzen weiß, Helimain, erkennst du vielleicht daran, daß ich mir diese Ankündigung eigens für deine Sendung aufgespart habe."
„Was für eine Ankündigung?" Helimain Caicins Blick nackerte.
Die Talkmasterin spürte deutlich, daß Falo ihr das Heft aus der Hand genommen hatte. Sie wollte ihn vorführen und in die Enge treiben und war keineswegs begeistert, daß er den Spieß einfach umgedreht hatte und sie und ihre Sendung nun für seine Propagandazwecke benutzte.
Andererseits brachte eine exklusive
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