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2021 - Monos' Enkel

Titel: 2021 - Monos' Enkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Korridor. „Der Transport ist unterwegs", erklang Mawreys rauhe Stimme. „Gib dich keinen falschen Hoffnungen hin, Doktor! Das Mädchen wird deine Klinik als Tote erreichen."
    Das Gesicht der Ministerin in dem Hologramm wuchs überdimensional an, so daß er jede Falte und jede Hautunreinheit sah. „Vielleicht schaffst du es ja diesmal, James Buckley. Wir müssen die Ursache herausfinden, damit wir sie bekämpfen können."
    Es gibt keine Ursache! schrien seine Gedanken.
    Dennoch blieb ein bohrender Gedanke in seinem Kopf zurück. Sie hatten alles untersucht bis auf eines. Vielleicht lag die Ursache genau dort, wo er sie am wenigsten vermutete.
    James Buckley rief sein Team zusammen und ließ OP eins vorbereiten.
    Diesmal nahm er die Patientin schon draußen auf dem Gleiterdeck in Empfang.
     
    5.
     
    1. Juni 1303 NGZ
     
    Die Möwe glitt schräg über dem Boot dahin, äugte aufmerksam herab. Ihre scharfen Augen hatten die Dose mit den Regenwürmern unmittelbar neben der Reling längst erspäht. Der Vogel stieß einen heiseren Schrei aus und ließ sich ein Stück nach unten sinken.
    Trim saß auf dem Vorderdeck zwischen einem halben Dutzend Mädchen und Jungen und sah ihr interessiert zu. „Gleich setzt sie zum Sturzflug an", sagte er leise, um den Vogel nicht zu verscheuchen. „He, Pantiac, paß auf deine Würmer auf! Möwen sind gefräßig. Die klauen dir die komplette Dose, wenn es sein muß."
    Der Hüne, Anfang Zwanzig, schielte zu dem weißen Vogel hinauf. „Keine Sorge", lachte er. „Ich passe auf, daß dieses Exemplar nicht zu fett wird."
    Ein paar Augenblicke schien der Vogel unschlüssig. Vielleicht, so überlegte Trim, störten ihn die reglosen Gestalten auf dem Deck. Leicht bekleidet, saßen oder lagen sie herum und ließen sich von der sorgsam gefilterten Sonnenstrahlung wärmen.
    Die Möwe legte die Flügel an. Zwei, drei Sekunden höchstens dauerte der Sturzflug, dann mußte sie abbremsen. Zu Trims Erstaunen dachte sie nicht im geringsten daran. Wie ein Stein stürzte sie in die Tiefe, beschrieb dicht über der Wasseroberfläche einen Bogen und gewann wieder an Höhe.
    Ihr Körper drehte sich um die eigene Achse, so daß der Eindruck entstand, als schraube sie sich aufwärts.
    Trim Marath sperrte den Mund auf und vergaß eine Weile, ihn wieder zu schließen. Die Möwe erreichte ihre ursprüngliche Flughöhe und schwebte waagrecht davon.
    Das Unnatürliche daran war, daß sie alle diese Manöver mit angelegten Flügeln und häßlich aufgesperrtem Schnabel ausführte.
    Nach einer Weile fing sie wieder an zu trudeln, taumelte zur Wasseroberfläche zurück und folgte dem Boot in dessen Kielwasser. Sie sah aus wie ein Spielzeug, das jemand an einer Schnur hinter dem Fahrzeug herzog.
    Inzwischen gab es niemanden mehr an Bord, der das Schauspiel nicht verfolgte. „Genug jetzt!" hörte Trim plötzlich Startacs laute Stimme vom Ruder her. „Laßt den Vogel in Ruhe!"
    Die Möwe löste sich mit einem jämmerlichen Kreischen aus dem Wasser, stieg empor und schüttelte heftig ihr Gefieder. Anschließend suchte sie schwerfällig das Weite.
    Startac Schroeder arretierte das Ruder und kam herüber auf das Deck. „Wer war das?" fragte er barsch.
    Niemand meldete sich. Der Teleporter schüttelte tadelnd den Kopf. „Viel Auswahl haben wir nicht. Ponky, Loserfan, ihr beiden seid die einzigen Telekineten an Bord.
    Also?"
    Ponky Andermali seufzte. „Ich war es, wenn es dich beruhigt."
    „Es verstößt gegen den Kodex der Schulen", sagte Trim. „Habt ihr sie schon vergessen? Training und Anwendung unserer Gaben nur in den Schulen und den Camps."
    „Ja, ja, das weiß doch jeder", nörgelte Ponky. „Solange wir nicht Schlimmeres anstellen ..."
    Die Mutantenregeln besagten, die außergewöhnlichen Fähigkeiten nur zum Wohl anderer Lebewesen einzusetzen, niemals aber zu deren Nachteil oder Schaden. Auch nicht aus Neugier.
    Anderen beizustehen, wenn sie in Not waren, gehörte ebenso zu den Selbstverständlichkeiten wie die Wahrung der Intimsphäre eines jeden, egal, welchem Volk er entstammte. Selbstverständlich durfte Psi zum Einsatz kommen, wenn der Mutant sich selbst in Gefahr befand.
    Diese Grundregeln galten immer und überall. „Es geht ums Prinzip", gab Startac seinem Freund Schützenhilfe.
    Trim warf ihm einen dankbaren Blick zu. Ihm selbst war kein passendes Argument eingefallen, um Ponky endgültig in die Defensive zu drängen.
    Der Telekinet erhob sich. „Nur damit das klar ist, Freunde!" rief er.

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