2021 - Monos' Enkel
Ende der Durchsage!"
Er unterbrach die Verbindung, ohne die Antwort abzuwarten. Trim Marath starrte ihn an. „Wow!" meinte er. „So kenne ich dich gar nicht. Du hast ihr ganz schön den Marsch geblasen."
„Es gibt bei allem ein Für und Wider, Trim. Demokratie heißt, beides zuzulassen und immer wieder abzuwägen. Solange Gauses Verein nicht gegen terranische Gesetze verstößt, kann er tun, was er will. Glaube jetzt nicht, daß ich ein Befürworter des Mutantenrings bin. Im Gegenteil. Es war schwierig genug, sozialen Frieden zwischen den Monochrom-Mutanten und den Terranern herzustellen und die Vorurteile soweit abzuschwächen, wie es eben ging. Eine Organisation wie die Gauses macht diese Bemühungen zum Teil zunichte und trägt zur erneuten Polarisierung bei. Du hast es am eigenen Leib erfahren, oder?"
„Ja, schon. Ich weiß auch nicht, was ich davon halten soll. Einerseits fühle ich mich hier auf dem Schulgelände geborgen. Andererseits gefällt mir, was Falo unternimmt."
„Warum nicht? Die Regierung wird Gauses Verein und dessen Wünsche unterstützen, solange es dem Wohl der Allgemeinheit dient. Nicht mehr und nicht weniger. Gute Besserung, Trim. Ich muß jetzt weiter."
„Danke, Perry." Trim Marath sank zurück in das Kissen und schloß die Augen.
Perry verließ den Bungalow und machte sich auf den Rückweg zum Schulgebäude. „Syntron, was ist mit ihm los?" erkundigte er sich. „Es liegt kein Befund vor", klang es aus seinem Armband. „Der Junge ist kerngesund."
Die Aussage beruhigte Perry, aber dennoch blieb ein leiser Zweifel in ihm zurück.
Er setzte sich mit dem Syntron seines Büros in Verbindung. Sekunden später eilte per Hyperfunk die Fahndung nach Morkhero Seelenquell in die Milchstraße hinaus. Das Datenpaket enthielt eine genaue Beschreibung seines Aussehens und dem seines Schiffes.
Von diesem Augenblick an war die Milchstraße gewarnt.
Und Imperator Bostich I. konnte neue Vermutungen über die gespenstischen Ereignisse im System von Boscyks Stern anstellen, falls er es nicht schon tat.
Aus brennenden Augen starrte James Buckley auf die Zahlenkolonnen, die durch das Hologramm liefen. Unter mehreren Millionen durch DNAs gewonnenen Gensequenzen eine einzige herauszufinden, die mit keiner Basensequenz harmonierte, war schlimmer als die sprichwörtliche Suche nach der Stecknadel im Heuhaufen. Selbst syntronische Systeme benötigten dazu mehrere Minuten. Hunderttausende von Contigs mußten systematisch aufgeschlüsselt und mit dem Standardschema der menschlichen Genstruktur verglichen werden.
Das Ergebnis war niederschmetternd. Es gab keine Unverträglichkeiten im genetischen Baukasten.
Alles paßte zusammen, wie angegossen. „Wir führen einen Check aller vorhandenen Transposone durch", wies Buckley seine Mitarbeiter an.
Er sah darin ihre einzige Chance, doch noch zu einem Ergebnis zu kommen.
Unter Transposonen oder „springenden Genen" verstand man DNA-Abschnitte, die in der Lage waren, aus ihrer Umgebung auszuscheren und sich in ein anderes Chromosom einzufügen.
Wieder liefen Zahlenkolonnen und Schemata durch das Hologrammfeld. Eine Syntronstimme kommentierte die Ergebnisse der Vergleichstests und Untersuchungen.
Und plötzlich standen die Kolonnen an einer ganz bestimmten Stelle still. „Die Basensequenz des Transposons mit der Positionsnummer 78.400 zeigt kleine, aber bemerkenswerte Abweichungen von dem gespeicherten Standard."
Die Finger des Internisten fingen unnatürlich an zu zittern. Undeutlich begriff er, daß sich ihm in diesen Augenblicken etwas offenbarte, womit er selbst in seinen kühnsten Träumen nicht mehr gerechnet hatte. Äußerlich unterschied sich das Gen nicht vom Original. Die Abweichungen lagen im Innern seiner Molekularstruktur verborgen und waren nur beim gezielten Positions-Struktur-Scan zu erkennen. „Mit hoher Wahrscheinlichkeit handelt es sich um eine bewußte Veränderung, also eine Manipulation", diktierte er in sein Log. „Die Genetiker des Wesens Monos haben damals ganze Arbeit geleistet."
Sie hatten das Gen für ihre Zwecke verändert. Winzige Eingriffe, ein paar Nukleotide hier, ein paar andere dort. Dazwischen blieb aber die alte DNA-Sequenz erhalten. Kaum jemandem konnte der Unterschied auffallen.
Es war eine nahezu perfekte Tarnung, und Buckley nannte es „Tarnkappen-Gen".
Dann aber zog das Gen sozusagen seine Tarnkappe ab. Dort wo die neuen Nukleotide eingefügt waren, spaltete es sich auf. DNA-Abschnitte lagerten sich um,
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