2022 - Para-City
finden. Nach meinen Informationen haben sie allerdings noch nicht einmal begonnen, darüber nachzudenken."
„Welche Aufgabe bleibt mir denn noch?" Die Ministerin preßte die Lippen verärgert zusammen. „Die jungen Mutanten haben jegliches Vertrauen in mich verloren. Niemand bringt mir noch den nötigen Respekt entgegen, nachdem du mich mehrfach vor ihnen bloßgestellt hast."
„Mir blieb nichts anderes übrig, nachdem du eine Reihe von falschen Entscheidungen getroffen hast", gab er mit einer brutalen Offenheit zurück, wie sie unter Regierungsmitgliedern nicht üblich war.
Die Ministerin blickte den Aktivatorträger erschrocken an, und dann entdeckte sie etwas in seinen Augen, das sie erschütterte. Es war eine gewisse Verlorenheit. Perry Rhodan schien sie nicht wahrzunehmen. Seine Augen wirkten größer und dunkler als sonst, und in ihnen schien sich die ganze Tiefe der Universums zu spiegeln.
Der Terranische Resident beschäftigte sich mit ganz anderen Gedanken als mit jenen, die er aussprach. Er schien eine gespaltene Persönlichkeit zu sein, die auf der einen Seite mechanisch und ohne Gefühl das geschäftsmäßig Notwendige sagte und die auf der anderen Seite in einen tiefen Abgrund abgeglitten zu sein schien.
Moharion Mawrey verstand ihn nicht, und sie begann sich vor Rhodan geradezu zu fürchten. Jetzt wollte sie das Gespräch so schnell wie möglich beenden und den Raum verlassen. „Was erwartest du unter den gegebenen Umständen von mir?" fragte sie. „Was kann ich tun? Was soll ich tun? Ich muß zugeben, daß ich die Orientierung verloren habe."
„Du könntest dich beispielsweise in aller Form für das entschuldigen, was du getan hast", schlug er kühl vor. „Du hast dich falsch verhalten, und dafür hast du geradezustehen. Bisher aber habe ich noch nicht von dir gehört, daß du alles tun wirst, was in deiner Macht steht, um den angerichteten Schaden wiedergutzumachen."
Jetzt konnte auch Falo Gause sich kaum noch beherrschen. Er verlor die Übersicht und geriet in Panik. Einer der Monochrom-Mutanten griff unkontrolliert nach ihm, so daß er zum Spielball der parapsychischen Kräfte geworden war.
Er versuchte, auf die Beine zu kommen, doch das gelang ihm nicht. Die Füße rutschten unter ihm weg, und während er sich vergeblich über eine Kontrolle über sich selbst bemühte, sah er, daß die Dächer der Container brannten und eine in Panik geratene Menschenmenge auf ihn zustürmte.
Hinter ihr schössen explosionsartig Staubwolken in die Höhe, und aus einem wolkenlos blauen Himmel stürzten faustgroße Eisbrocken herab. „Hört endlich auf!" brüllte der Sprecher der Mutanten. „Schluß mit dem Unsinn! Seht ihr nicht, was ihr anrichtet?"
Seine Stimme erreichte diejenigen Monochrom-Mutanten nicht, die das Chaos anrichteten. Sie waren nicht mehr Herr ihrer selbst und lebten ihre Ängste aus, wobei sie hemmungslos ihre parapsychischen Kräfte frei werden ließen.
Plötzlich fegte eine eisige Windböe durch die Straße. Ein Vorhang schien zu zerreißen, und dann wurde es still. Falo Gause sprang auf, doch dann wich er nicht von der Stelle. Ihm war, als gleite ein Schatten über Para-City hinweg. Die Menschen rannten nicht mehr wie zuvor in Panik weiter, sondern verharrten auf der Stelle. Niemand sprach. Das Feuer auf den Dächern der Containern erlosch. Es sprangen keine Staubfontänen mehr in die Höhe, und von Hagel war auch nichts mehr zu sehen.
Falo Gause fror. Er rieb sich die Hände aneinander, um sie zu wärmen, doch damit änderte er nichts. Er spürte, wie auch sein Rücken kalt wurde, und wie er sich mehr und mehr verkrampfte.
Clayra Ruschkin kam aus ihrem Hospital heraus, blieb jedoch an der Eingangstür stehen. Sie hatte die Hände halb erhoben und ließ sie nun sinken, bis die Arme schlaff an ihren Seiten hingen. Der Sprecher der Mutanten suchte ihre Blicke, doch sie sah ihn nicht.
Verstört drehte Falo Gause sich um sich selbst.
Was war geschehen? Was hatte das Chaos so überraschend beendet?
Er neigte den Kopf leicht zur Seite und horchte. Deutlich vernahm er Schritte. Sohlen knirschten auf dem Kies einer Nebenstraße. Jemand kam heran.
Gause schluckte mühsam, und unwillkürlich fuhr er sich mit der Hand über den Mund. Die Szene kam ihm unwirklich vor, so als ob er träume, oder als ob er durch seine Augen in eine andere Dimension blicke, in eine Welt, die eigentlich mit ihm gar nichts zu tun hatte.
Er war versucht, einige Schritte zur Seite zu gehen, um in die
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