2022 - Para-City
einige andere Mutanten stehen auf der Kippe. Wir müssen eingreifen, bevor sie die Kontrolle über sich verlieren."
Falo Gause folgte Ronin und der jungen Frau mit seinen Blicken, bis sie den Raum verlassen hatten. Er war gespannt, wie Simjavoc Ronin seinen ersten Einsatz bewältigen würde.
Es dauerte nahezu fünf Stunden, bis er den Sicherheitschef wiedersah. Danach machte Ronin einen erschöpften Eindruck. Schlaff ließ er sich in einen Sessel sinken, blickte kraftlos auf seinen Schoß und brauchte eine ganze Weile, bis er erzählen konnte, wie der Tag gelaufen war. „Achtzehn Leute sind zu wenig", begann er. „Ein Einsatz jagte den nächsten. Wir sind überhaupt nicht zur Ruhe gekommen. Ständig nippte irgendwo einer der Mutanten aus. Wir hatten mehr Problemfälle, als uns lieb sein kann."
„Also gut", entgegnete Falo Gause spontan. „Dann verdoppeln wir die Zahl. Du solltest wert legen auf Fähigkeiten wie Empathie, Telepathie und Suggestion - falls du das nicht schon getan hast."
„Richtig", bestätigte der blonde Hüne. „Genau darauf habe ich mich gestützt, und es hat geklappt. Wir konnten die Leute beruhigen."
Ronin hob den Kopf, lehnte sich stöhnend zurück und lächelte flüchtig. „Wenn wir berücksichtigen, daß wir mittlerweile an die 36.000 Monochrom-Mutanten in Para-City haben, ist die Zahl derer, die durchdrehen, gering. Aber wir müssen aufpassen, daß es nicht mehr werden, und daß sie andere nicht mitreißen."
„Glaubst du, daß es so etwas wie eine kritische Masse bei den Mutanten gibt?" fragte Gause.
Ronin zuckte hilflos mit den Achseln. „Da bin ich überfragt. Von solchen Dingen habe ich keine Ahnung. Aber vorstellen kann ich es mir schon."
Der Sprecher des Mutantenrings trat an eines der Fenster und blickte hinaus. Junge Männer und Frauen zogen am Rathaus vorbei. Sie diskutierten miteinander, machten jedoch einen absolut friedlichen Eindruck. Nirgendwo waren Anzeichen von Aggressivität zu erkennen. Jeder nahm Rücksicht auf den anderen, und wenn mal jemand einen anderen anrempelte, entschuldigte er sich höflich lächelnd. „Hast du die Nachrichten von außerhalb gehört?" Ronin fuhr sich mit beiden Händen über das müde Gesicht und massierte sich die Umgebung der Augen. „Wie stehen die Menschen draußen zu uns und unserer Stadt?"
„Die Meinungen sind sehr unterschiedlich", antwortete Gause. „Im Grunde genommen decken sie das ganze Spektrum ab - von scharfer Ablehnung bis hin zu leidenschaftlicher Befürwortung. Das eine Extrem ist dafür, uns von der Erde auf einen Mond oder auf einen fernen Planeten zu verbannen und uns dort eine Kolonie einzurichten, andere wollen noch viel mehr Mutanten zur Erde locken und uns jede Unterstützung geben, die wir benötigen."
Falo Gause warf einen Blick auf seinen Notizblock. Forschungskommission! stand dort.
Die Notiz erinnerte ihn daran, daß er eine Reihe von geeigneten Mutanten zusammenstellen wollte, deren ausschließlich Aufgabe es war, eine Lösung für das Problem der tickenden Gen-Zeitbombe zu finden. Bisher hatte er noch keine Zeit gehabt, dieses Vorhaben in die Tat umzusetzen. Dabei erschien ihm kein Projekt wichtiger als dieses zu sein.
Er beschloß, zu Clayra Puschkin zu gehen und mit ihr darüber zu sprechen. Dabei fiel ihm ein, daß er versprochen hatte, nach halbwegs ausgebildeten Medikern unter den Monochrom-Mutanten zu suchen und ihr Helfer zu verschaffen. Auch dazu war er nicht gekommen.
Ein eisiger Wind fegte durch das Hochgebirge und wirbelte überall Schnee auf. Mushcot war es egal. Er lag in einem kleinen, wannen Zelt, in dem ihm das Unwetter nichts anhaben konnte.
Von hemmungsloser Jagdleidenschaft gepackt beobachtete er die Stadt in dem Gebirgshochtal und ihre Menschen. Das Zielgerät seiner Waffe verfügte über einen 2000fachen syntronischen Zoom und ermöglichte ihm, auch kleinste Details formatfüllend zu betrachten.
Seit er Koo Parkinson entdeckt hatte, wich er nicht mehr von der Waffe. Als er den Mutanten von Lepso das erstemal gesehen hatte, war er nicht schnell genug gewesen. In seiner Überraschung hatte er ein paar Sekunden verschenkt, und danach war der verhaßte Mutant mit seiner Puppe hinter einem der Container verschwunden.
Doch es wäre schwierig gewesen, ihn mitten in einer Menschenmenge zu treffen. Immerhin war auch die Kugel aus diesem Gewehr nicht sofort im Ziel, sondern brauchte ihre Zeit, um eine Strecke von mehr als zwölf Kilometern zu überwinden. Die Gefahr war groß,
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