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2022 - Para-City

Titel: 2022 - Para-City Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Hospital etwas Schlimmes geschehen sein mußte.
    Falo fühlte, wie das Herz ihm in der Brust hämmerte. Obwohl ein kühler Wind durch die Straßen pfiff, brach ihm der Schweiß aus.
    Neben dem Hospital waren junge Männer und Frauen dabei, ihre Wohncontainer zu verschönern und mit Holz zu Verschalen. Irritiert stellten sie die Arbeit ein, als sie ihn beobachteten, wie er zu Clayra Ruschkin eilte. Neugierig kamen einige von ihnen heran.
    Als sich die Tür hinter ihm geschlossen hatte, blieb Falo Gause einen Moment stehen. Eine warme, unangenehm riechende Luft schlug ihm entgegen. Sie vermittelte den Eindruck von Krankheit und Tod. Eine Stille herrschte in den Räumen der Patienten, die er als unnatürlich empfand.
    Müde löste sich Clayra Ruschkin vom Bett eines Kranken. Sie kam zu ihm, und ihm fiel auf, wie trübe ihre Augen waren, die sonst so unternehmungslustig funkelten. „Sieben Tote!" berichtete sie mit tonloser Stimme. „Alle sind innerhalb der letzten Stunde gestorben, und keinem von ihnen konnte ich helfen. Nicht einmal den beiden Kindern."
    Die Medikerin blickte ihn an, und Tränen stiegen ihr in die Augen. „Kinder!" sagte sie anklagend. „Zehn Jahre alt das eine, acht das andere. So jung ist noch kein mir bekannter Monochrom-Mutant gestorben. Und ich konnte nichts, gar nichts tun."
    Die Ärztin schlug die Hände vor die Augen, und ihre Schultern zuckten. Er legte die Arme behutsam an sie und zog sie tröstend an sich. „Es tut mir leid, Clayra", entgegnete er. „Ich wünschte, ich wüßte eine Antwort. Aber ich weiß keine. Ich habe versucht, Gruppen zu bilden, die sich mit dem Problem befassen und eine Lösung suchen sollen. Ich möchte die parapsychischen Mittel mobilisieren, weil ich davon überzeugt bin, daß wir uns mit ihrer Hilfe retten können."
    Sie löste sich von ihm. „Und?"
    „Bisher hat keine der Gruppen die Arbeit auch nur aufgenommen. Die Leute beschäftigen sich damit, allen Unrat wegzuräumen und vor der Stadt zu verbrennen, ihre eigenen Positionen innerhalb unserer Gesellschaft aufzubauen, Geschäfte einzurichten und ihre Häuser zu verschönern.
    Das sind alles durchaus wichtige Dinge, aber sie stellen sich nicht dem Problem, das uns allen auf den Nägeln brennt."
    „Sie haben Angst vor der Enttäuschung, Angst vor der endgültigen Antwort", vermutete sie.
    Dann führte sie ihn von Bett zu Bett, von Toten zu Toten.
    Erschüttert blieb der Sprecher der Mutanten vor den Kindern stehen. Falo Gause rief über Syntron Roboter herbei und erteilte ihnen den Auftrag, die Leichen in spezielle Kunststoffbahnen einzuschweißen und dann zur Bestattung auf den Friedhof zu bringen.
    Clayra Ruschkin wandte sich anderen Kranken zu, die dringend ihrer Hilfe bedurften. Sie sah erschöpft aus, und Falo Gause erkannte, daß sie hoffnungslos überfordert war. Als einzige Ärztin der Stadt konnte sie die Arbeit gar nicht schaffen. Er fürchtete, daß sie sich vorzeitig aufrieb und daß Para-City dann gänzlich ohne Mediker da stand. Er beschloß, nach einer Unterstützung für sie zu suchen und - wenn es gar nicht anders ging - einen zweiten Mediker in die Stadt zu holen, auch wenn dies kein Mutant sein sollte.
    Während er noch überlegte, wie er weiter vorgehen sollte, wurde es vor dem Hospital laut. Er vernahm erregte Stimmen und vereinzelte Schreie. Es schien, als bahne sich ein Aufruhr an. Er entschuldigte sich und lief nach draußen, um für Ruhe zu sorgen.
    Eine junge, dunkelhaarige Frau stand mitten in der Menge und schlug schreiend um sich. Einige Männer versuchten sie zu beruhigen und griffen nach ihren Armen. Doch dann schien es, als seien sie von einer unsichtbaren Faust getroffen worden. Sie brachen mit seltsamen Verrenkungen zusammen und blieben bewußtlos auf dem Boden liegen. „Hör auf damit!" befahl Falo Gause und ging entschlossen auf die Frau zu.
    Falo ahnte, was geschah. Er vermutete, daß sie die Fähigkeit hatte, in das Nervensystem anderer Menschen einzugreifen, und genau das tat sie. Ihre weit aufgerissenen Augen ließen erkennen, daß sie sich in Panik befand und keine Kontrolle mehr über sich hatte.
    Als sie nicht aufhörte zu schreien, schlug er ihr die flache Hand ins Gesicht. Es klatschte vernehmlich. Der Sprecher verabscheute Gewalt, doch in diesem Fall sah er keine andere Möglichkeit, dem Spuk ein Ende zu bereiten, und er hatte recht. Die Frau ließ die erhobenen Arme fallen, ihr Gesicht entspannte sich, und es schien, als wache sie aus einem tiefen Schlaf

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