2022 - Para-City
Nebenstraße hineinzusehen und sich davon zu überzeugen, daß wirklich jemand von dort kam. Doch es gelang ihm seltsamerweise nicht, sich von der Stelle zu rühren. Noch immer schien ein parapsychischer Bann auf ihm zu lasten.
Der ehemalige Fußballer atmete schnell und nach, und er fühlte, wie die kalte Luft ihm in den Rachen biß.
Eine schier endlose Zeit schien vergangen zu sein, bis der Mann sich endlich zeigte, dessen Schritte er und alle anderen Monochrom-Mutanten gehört hatten.
Er war groß, hatte fettige, lange Haare, trug einen weißen, leicht gemaserten Pelzmantel und dazu eine Puppe auf der Schulter, die ständig mit dem Kopf wackelte. Ihm folgten zwei andere, ihm nur zu gut bekannte Männer und eine Frau, die aussah wie ein Engel, die auch so hieß, aber ganz sicher nicht das geringste mit den himmlischen Wesen gemein hatte.
Koo Parkinson!
Spöttisch lächelnd kam er heran, bis er so dicht vor Falo Gause stand, daß sie sich beinahe berührten. „Du brauchst Hilfe, wie?" fragte er leise und belustigt. „Nicht einmal so ein kleines Chaos kannst du beheben. Wie soll das erst werden, wenn es ernst wird?"
Parkinson trat zur Seite und lachte lautlos, wobei Lucky noch viel heftiger als zuvor mit dem Kopf wackelte. Dann ging er weiter und seine drei Getreuen folgten ihm. Sie verschwanden in einem Container, der als Gaststätte hergerichtet worden war.
„Der Zwischenfall hat uns allzu deutlich vor Augen geführt, was passieren kann", sagte Falo Gause in der Ratssitzung, die etwa zwei Stunden nach dem überraschenden Auftauchen Parkinsons und seiner Gruppe anberaumt worden war. „Ich gebe zu, daß ich keine besonders rühmliche Rolle gespielt habe, aber das konnte wohl niemand von mir erwarten. Nachdem wir bis dahin absolut friedlich zusammengelebt haben, war ich nicht darauf vorbereitet, direkt angegriffen zu werden."
„Wissen wir inzwischen, welche Mutanten für den Zwischenfall verantwortlich sind?" fragte Simjavoc Ronin, ein starker Suggestor. Der blonde Hüne erfreute sich im Kreise der Ratsmitglieder großer Sympathien. Vor allem gefiel den Para-Räten - wie sich manche mittlerweile nannten - sein ausgeprägter Gerechtigkeitssinn. „Wir kennen einige Namen", erwiderte Gause. „Und um deiner Frage zuvorzukommen: Absolut sicher ist, daß die parapsychischen Angriffe bereits lange vor dem Eintreffen Parkinsons bei uns begannen. Bei den betroffenen Mutanten hatte sich schon Stunden vorher eine Unruhe gezeigt, die sich mehr und mehr steigerte, bis sie schließlich nicht mehr zu kontrollieren war und zu den bekannten Ausbrüchen führte."
„Wir könnten Parkinson und seinen Clan aus der Stadt verweisen, wenn wir ihn als Unruhestifter brandmarken könnten", bemerkte Clayra Puschkin. „Der Mann ist gefährlich. Er hat bei uns nichts zu suchen. Ich bin sicher, daß er die friedliche Atmosphäre zerstören wird."
„Auf einen bloßen Verdacht hin können wir ihn nicht vertreiben", stellte Ronin ruhig fest. „Wir wollen doch die Nerven behalten. Wenn wir auch noch durchdrehen und blind um uns schlagen, entgleitet Para-City unserer Kontrolle."
Sie waren sich einig darin, daß er recht hatte, zugleich aber war auch allen klar, daß die Stadt eine Art von Sicherheitsdienst benötigte. „Gut ist ja, daß Parkinson in diesem Fall eingegriffen hat", argumentierte Falo Gause. „Denn was wäre wohl passiert, wenn er es nicht getan hätte? Möglicherweise hätte sich ein parapsychischer Flächenbrand entwickelt, dem wir alle zum Opfer gefallen wären. Deshalb schlage ich vor, daß Sim einen Sicherheitsdienst aufbaut."
Er bat um Abstimmung. Tatsächlich waren alle dafür, daß Simjavoc Ronin zum Sicherheitschef von Para-City ernannt und zugleich befugt war, Mitarbeiter für diesen Polizeidienst anzuwerben.
Zunächst wurden ihm achtzehn Hilfskräfte genehmigt, die in drei Schichten von jeweils sechs Männern oder Frauen rund um die Uhr für Sicherheit sorgen sollten. In Frage kamen nur psychisch stabile, starke Mutanten, die über das nötige Durchsetzungsvermögen verfügten.
Ronin war einverstanden. Er zog sich vorübergehend aus der Sitzung zurück, und als er seinen Platz am Tisch später wieder einnahm, berichtete er, daß er den Teleporter Startac Schroeder, der als introvertiert, aber absolut integer galt, sowie zwei Telekineten und zwei Telepathen als erste angeworben habe.
Kaum hatte er ausgesprochen, als eine junge Frau in den Raum kam. „Ein Telekinet dreht durch", teilte sie mit. „Und
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