2024 - Intrigen in Mirkandol
des Kralasenen, ihn zu treffen, sanken deutlich.
Tiff wartete einen Augenblick ab, in dem Manklux die Deckung vor Kopf und Oberkörper öffnete.
Dann schnellte seine rechte Hand vor und berührte den anderen an der linken Schläfe.
Der Kralasene bewegte sich zweieinhalb Sekunden lang weiter, ehe er das Gleichgewicht verlor. Er stürzte an den Rand des Abgrunds, den die Explosionen im Boden geschaffen hatten.
Der Terraner warf sich augenblicklich auf ihn. Er bog ihm die Arme auf den Rücken und drückte sie nach oben. Eine unbedachte Bewegung des Kralasenen, und er kugelte sich selbst die Arme aus. „Das hast du dir so gedacht", keuchte Tiff. „Du feiner Kurier der traversanischen Botschaft."
Der Kralasene rollte mit den Augen. „Ein Mißverständnis. Wir können über alles reden."
„Für wie dumm hältst du mich?" Tiff schlug ihm die Faust an den Kopf. „Wir sprechen erst wieder miteinander, wenn du dich an Bord eines terranischen Schiffes befindest."
Manklux bäumte sich auf. Er kugelte sich beide Arme dabei aus, aber das schien ihm egal zu sein.
Blitzartig krümmte er den Körper zusammen und schnellte sich nach vorn.
Tiff verstärkte den Druck auf seine Beine, konnte aber nicht verhindern, daß der andere einen halben Meter nach vorn rutschte. Er legte den Kopf in den Nacken. Ehe der Terraner reagieren konnte, fiel sein Hals mit voller Wucht auf den Metallrand des Loches.
Die Kante warf scharf wie ein Messer und erfüllte ihren Zweck.
Julian Tifflor ließ den Kralasenen los und richtete sich auf. Manklux hatte sich den Hals durchgeschnitten. „War es das wert?" fragte der Unsterbliche laut. „Das Leben wegwerfen für einen Imperator, dem alle Mittel recht sind, nur um in den Kristall der Geschichte einzugehen?"
Der Kralasene reagierte nicht mehr. Er war tot.
Draußen flogen zwei zivile Gleiter der Liga Freier Terraner. Die Piloten hielten nach den Insassen der beiden abgestürzten Maschinen Ausschau. Sie entdeckten Tiff und nahmen ihn an Bord.
Anschließend desintegrierten sie die Überreste seines Spezialfahrzeugs, damit die Arkoniden keine Rückschlüsse auf die verwendete Technik ziehen konnten.
Von den offiziellen Ordnungskräften Mirkandols ließ sich bezeichnenderweise niemand blicken.
Sie warteten mit dem Aufräumen, bis die Terraner abgezogen waren.
Tiffs Wunden verheilten innerhalb weniger Stunden. Dennoch verzichtete er darauf, sich ums Tagesgeschäft zu kümmern.
Der Residenz-Minister beauftragte Cistolo Khan, dies in seinem Namen zu tun. Der ehemalige LFT-Kommissar hatte die Delegation in den vergangenen Jahren schon mehrfach unterstützt und gehörte schon fast zur Stammbesatzung der Botschaft.
Julian Tifflor wußte jetzt, warum alle seine Bemühungen in den letzten acht Jahren gescheitert waren. Die traversanische Botschaft hatte sich mit Manklux einen Kralasenen und damit einen hochwertigen Spion ins eigene Nest geholt.
Ein Fehler, an dem Fürst Ligatem und sein Botschafter Ronewwan vermutlich noch lange zu kauen hatten.
Eine Anfrage an die arkonidische Verkehrsüberwachung schenkte Tiff sich. Es würde ohnehin nichts dabei herauskommen. Zur Not machte die Tu-Ra-Cel es wie bei dem Gleiterzwischenfall am Transportband. Sie präsentierte den angeblich Schuldigen und bestrafte ihn.
Eines aber ließ der Terraner sich nicht nehmen: Er schickte Bostich eine Funkbotschaft. „Wenn alle deine Kralasenen so geschwätzig sind, braucht dir um den Zerfall des Kristallimperiums nicht bange zu sein", lautete der Text.
Natürlich war es ein Bluff, denn Manklux hatte nichts verraten. Aber das wußte nur Tifflor allein.
Bostich wußte es nicht und würde es nie erfahren.
Gegen Abend traf eine Botschaft von Faiind Yarinsa ein. Der Santanzer entschuldigte sich dafür, daß er aus bestimmten Gründen nicht offen zu Tifflor hatte sprechen können.
Wenn die LFT jedoch Wert darauf legte, mit den Völkern der Blues eine gemeinsame Abmachung gegen das Kristallimperium zu treffen, sollte Tifflor die Nachricht als Einladung zu Geheimverhandlungen auf Santanz betrachten. Diese würden in Kürze stattfinden.
Tiff betraute Cistolo Khan mit der Führung der Amtsgeschäfte bis zu seiner Rückkehr. Noch in der Nacht verließ er mit der AMMENHAK Arkon I.
ENDE
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