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2029 - Ein Planet im Visier

Titel: 2029 - Ein Planet im Visier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Widerspruch über Bullys Lippen. Gleich darauf noch einmal. Stockend. Ungläubig. Entsetzt. Was Reginald Bull zeit seines Lebens befürchtet, jedoch immer erfolgreich verdrängt hatte, war jäh zur erschreckenden Wirklichkeit geworden. Der Freund aus den Tagen der ersten Mondlandung lebte nicht mehr. Es gab nicht einmal sterbliche Überreste, die in terranischer Erde beigesetzt werden konnten.
    Warum? schoß es dem Residenz-Minister für Liga-Verteidigung durch den Sinn. Mein Gott, weshalb gerade jetzt?
    Vor nicht einmal einer Minute hatte er Pearl TenWafers Hyperfunknachricht schroff und ungläubig, ja geradezu aggressiv unterbrochen, es erschien ihm, als wären inzwischen Stunden vergangen.
    Warum habt ihr das nicht verhindert...?
    Der Nachhall der eigenen Stimme schaukelte sich in ihm auf und wurde zum alles erstickenden Dröhnen. Sekundenlang starrte er die leeren Handflächen an, dann stieß er sich von der Konsole ab. Seine Hände zuckten hoch, die Finger verkrallten sich um die Stirn und die Schläfen. Vor diesem Augenblick hatte er sich stets gefürchtet; vor allem aber vor dem Zwang, die entstandene Lücke schließen zu müssen.
    Warum habt ihr nicht...?
    Ein greller Stich in der Herzgegend ließ Bully taumeln. Eher unbewußt registrierte er die belebenden Impulse des Aktivators.
    Vielleicht würde er bald den Titel des Terranischen Residenten tragen. Nicht umsonst hatte er lange Jahrhunderte hindurch als zweiter Mann neben Perry Terras Geschicke gelenkt. Aber verdammt, genau das wollte er nicht - nicht das Amt einnehmen, das seinem besten Freund zustand. Weil er sich dann wie ein Verräter vorkommen mußte ...
    Er wollte es nicht hören. Für einen Augenblick sehnte er sich danach, ein einziges Mal in die Haut des kleinen rothaarigen Jungen zu schlüpfen, der vor sehr langer Zeit einfach die Augen geschlossen hatte, um alles Böse aus der Welt zu zaubern. Diese Erinnerung war unauslöschlich in sein Gedächtnis eingegraben. Solange er die Lider krampfhaft geschlossen gehalten hatte, war alles Schlimme wie weggewischt und anschließend nur noch halb so schlimm gewesen. Wie die Fünf in Mathe - als er weit mehr Zeit für seine Schulfreundin Tess und die geliebten Science-Fiction-Magazine als für alle Lehrbücher aufgewendet hatte.
    Mit einem heftigen Kopfschütteln wischte Bully die irritierenden Gedanken beiseite. Seine Lebenserfahrung hatte ihn längst gelehrt, daß Unangenehmes nicht ignoriert werden durfte.
    Kinder hatten die Freiheit, das zu tun - Minister nicht mehr. Kinder waren zu bewundern ...
    Noch kannte niemand außer der Besatzung der LEIF ERIKSSON die ganze Wahrheit. Die Vierte Imperiumsflotte der Arkoniden unter Mascant Kraschyn hatte das Kreit-System mit dem Planeten Ertrus im Zuge einer angeblichen Strafexpedition besetzt. Die Zahl der Opfer auf beiden Seiten mußte in die Hunderttausende gehen.
    Wie viele der Betroffenen mochten wirklich an die vorgeblich hehren Ziele dieses Waffengangs geglaubt haben? Einige wenige Fanatiker vielleicht, die den Rattenfängerkünsten Gaumarol da Bostichs I. verfallen waren. Aber die anderen ...?
    Stumm blickte Reginald Bull aus dem Panoramafenster seines Büros über Terrania City hinweg. Wie eine gewaltige stählerne Orchidee hing die Solare Residenz einen Kilometer hoch über dem Bereich des einstigen HQ-Hanse. Von seinem Standort aus sah er nur einige der höchsten Gebäude in der Ferne aufragen, aber wenig von der quirligen Geschäftigkeit der Metropole. Niemand im Herzen der LFT ahnte, was geschehen war, und so sollte es vorerst bleiben. Rhodans Tod im Strahlenfeuer gegnerischer Schiffe würde die Liga Freier Terraner früh genug erschüttern.
    Gegnerische Schiffe. Einen verflucht bitteren Beigeschmack hatte diese Feststellung.
    Jahrhundertelang waren Arkon und Terras Freunde gewesen.
    Reginald Bull hatte die Arme angewinkelt und die Hände um den Nacken gelegt. Langsam, mit festem Druck ließ er die Hände am Hals entlang nach vorne gleiten. Es tat verdammt weh, Rhodans Tod akzeptieren zu müssen.
    Haben wir uns wirklich eingebildet, ewig leben zu dürfen? durchfuhr es ihn. „Warum?" Unwillkürlich stieß Bully das eine Wort laut hervor. Der rauhe Klang der eigenen Stimme erschreckte ihn.
    Grau hing die Dämmerung über Terrania. Die Sonne war eben hinter dem Horizont versunken, doch ihre blutroten Strahlen ließen anfliegende Raumschiffe wie Funken in der beginnenden Nacht aufflammen.
    Welcher der wenigen sichtbaren Sterne war Kreit, die gelbe Sonne

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