2029 - Ein Planet im Visier
einzelne von uns sein Leben für deinen Schutz opfern würde. - Solltest du dich eines Tages an Tam Sorayto erinnern, sprich bitte als Freund von mir. Werde dick und satt!"
Auf dem Absatz machte er kehrt und stapfte zwischen seinen Männern hindurch, die bereitwillig vor ihm zur Seite wichen. „Tam!" rief Rhodan hinter ihm her. „Du vergibst eine Chance. Es ist deine verdammte Pflicht, das Beste für Ertrus zu erreichen..."
Der Präsident erstarrte schier. Langsam wandte er sich um. Sekundenlang ruhten ihre Blicke ineinander, doch es war kein Kräftemessen. „Ich habe meine Entscheidung getroffen, und ich werde sie nicht revidieren", stieß Sorayto hervor. „Du bist nicht besser als zwanzigtausend zu allem entschlossene Ertruser."
6.
Mascant Kraschyn war zufrieden. Er hatte es sich in seiner Kabine bequem gemacht, ließ sich die verspannte Nackenmuskulatur von einer aufreizenden Eysalerin massieren und kaute eine Tungus-Nuß nach der anderen, deren aphrodisierende Wirkung allerdings auf sich warten ließ. Möglich, daß es an seiner Erwartungshaltung lag. Mit einer ärgerlichen Geste schickte er die Eysalerin fort.
Wenn nichts Gravierendes geschah, und danach sah es mit Ausnahme des schlechten Wetters im Großraum Baretus nicht aus, würde schon in wenigen Tagen Routine Einzug halten. Der Widerstand der Ertruser war kurz aufgeflackert, dann aber rasch erloschen. Annähernd tausend Raumsoldaten hatte er verloren und eine halbe Rhagarn Katsugos - der Preis für die Übernahme von Baretus war damit weit geringer ausgefallen als befürchtet.
Zweitausendeinhundert Katsugos standen ihm nun noch zur Verfügung, ihr Einsatz war nicht notwendig geworden.
Eine ähnliche Situation wie in der Hauptstadt zeigte sich an den anderen strategisch wichtigen Positionen. Das Leben begann sich zu normalisieren, verlief zwar in denkbar langsamen Bahnen, aber den Ertrusern blieb keine andere Wahl, als sich den Notwendigkeiten zu beugen. Viele hatten ihre Flucht in die Wildnis schon nach wenigen Tagen bereut. Wo anders als in den Städten gab es Nahrung und Wasser in den unglaublichen Mengen, die der Stoffwechsel dieser Riesen verlangte? Und die Städte waren dem Imperium wie überreife Saggam-Pflaumen in den Schoß gefallen, nicht zuletzt weil große Teile der Bevölkerung geglaubt hatten, sich ihrem Schicksal durch rasche Flucht entziehen zu können. Geläutert kehrten die meisten zurück.
Sich um die ökonomischen Aspekte des Planeten zu kümmern, empfand Mascant Kraschyn als lästige Pflicht. Ein Großteil der ertrusischen Wirtschaft war zusammengebrochen. In den ersten Tagen hatte nur Not-Energie die wichtigsten Funktionen stabilisiert, inzwischen sahen sich die heimkehrenden Ertruser schon aus praktischen Gründen gezwungen, ihre alltäglichen Arbeiten wiederaufzunehmen; Druck auszuüben, der wiederum Haß und Unzufriedenheit geschürt hätte, war unnötig.
Die Nahrungsmittelfabriken mußten ein Volk galaxisweit berüchtigter Vielesser versorgen - ein ziemlich undurchschaubares Unterfangen auf einer Welt, auf der riesenhafte Gewächshäuser Flächen von Hunderten von Quadratkilometern bedeckten, auf der Viehhaltung in großem Umfang stattfand, aber dennoch das Gros der benötigten Proteine in gewaltigen Fabriken produziert wurde.
Die Trinkwasserversorgung, zumindest in der benötigten Menge, war in einigen Regionen des Planeten alles andere als einfach. Kraschyn hatte Robotertrupps und Techniker ausgeschickt, die entstandene Probleme schnell lösen sollten.
Daß Ertrus sich auch unter günstigsten Bedingungen nur zu achtzig Prozent selbst versorgen konnte, war von vornherein in die Planung eingeflossen. Er selbst, Kraschyn, hatte deshalb auf den Agrarplaneten des Kristallimperiums eine Vielzahl von Frachtern mit Nahrungsmitteln beladen lassen. Diese Schiffe waren inzwischen ausnahmslos auf den Raumhäfen der großen Städte niedergegangen, eine Übergangslösung, bis der stockende Warenverkehr zwischen den Planeten der Kreit-Koalition wiederaufgenommen werden konnte. Kraschyn hoffte, daß dies bald sein würde. Jeder verlorene Tag, an dem der Industriestandort Ertrus nicht produzierte, verschlang Unsummen.
Mit der Verteilung großzügiger Lebensmittelrationen wurde die Rückkehr in die Städte so attraktiv wie möglich gestaltet. Und nur eine Stadtbevölkerung war effizient unter Kontrolle zu halten. Abgesehen davon machte ein voller Magen im allgemeinen träge und genügsam.
Vorübergehend bedauerte Kraschyn,
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