2029 - Ein Planet im Visier
das Gebirge zu erreichen. Die Direktbeobachtung aus dem Orbit war mit einsetzender Dunkelheit deutlich eingeschränkt, Infrarot lieferte der hohen Temperaturen wegen ohnehin kaum brauchbare Ergebnisse.
Zehntausende ausgehungerte und durstige Ertruser hatten sich im Buckligen Reiter eingefunden. Die Lebensmitteldepots der wenigen Stationen im weiteren Umkreis, als Notfallrationen angelegt, aber niemals für die Verpflegung einer Guerilla-Armee, waren längst ausgeräumt und verteilt, ein Tropfen auf den heißen Stein, kaum mehr.
Perry Rhodan spürte die wachsende Anspannung, die Gewißheit, daß in Kürze Arkons Glanz und Glorie einen dunklen Schatten erhalten würde. In vielen Tälern kampierten die Ertruser unter freiem Himmel. Sie mußten nächtlichen sintflutartigen Regen, der vereinzelte Felsstürze auslöste, ebenso über sich ergehen lassen wie die mittägliche schwül dampfende Hitze.
Immerhin brachte der Regen ein wenig Erfrischung, und die schäumend in Felsrinnen ins Tal tosenden schmutzigbraunen Fluten wurden mit eilends aus kantigen Felsblöcken aufgeschichteten provisorischen Dämmen angestaut.
Rhodan erkannte, daß die Ertruser geschlossen hinter ihrem Präsidenten standen. Tam Sorayto mußte weder Platitüden noch alibihaften Patriotismus verkünden; er sagte schlicht die Wahrheit, nackt und ungeschminkt. Und niemand störte sich daran, als er davon sprach, daß sie womöglich sehenden Auges in den Tod marschieren würden.
Waren alle diese Menschen Helden? Das Schicksal hatte sie schon vor Tagen dazu gemacht, ohne daß sie überhaupt eine Waffe in Händen hielten. Sie folgten ihrer Überzeugung, einem Ziel, für das sie kämpfen und, wenn es sein mußte, auch sterben würden.
Perry Rhodan zweifelte schon seit Tagen nicht mehr daran, daß Ertrus es schaffen würde, sich seiner Besatzer zu entledigen. Zu Tam Soraytos Streitmacht gehörten inzwischen zahlreiche Kämpfer, die ihre ersten Zusammenstöße mit den Besatzern in Baretus glimpflich überstanden und wertvolle Informationen über die militärischen Aktionen der Arkoniden mitgebracht hatten. Auf ihre Informationen gründete der Präsident seine Strategie.
Ausnahmslos jeder fieberte dem Sturm auf Baretus entgegen. „Wir sammeln uns bis in die frühen Abendstunden in den Außenschluchten. Dann bleiben uns immer noch zwischen fünfzig und siebzig Kilometer, die wir wahrend der Nacht zurückzulegen haben. Im Morgengrauen müssen die ersten Überraschungsangriffe erfolgen, alles Weitere ist bekannt. Diejenigen von uns, die über Flugaggregate verfügen, wissen ebenfalls, was zu tun ist. Wegen der möglicherweise verräterischen Emissionen Aktivierung erst so spät wie möglich. Danach Angriffe an weit auseinander liegenden Positionen."
„Ich brauche einen der Gleiter", wandte Rhodan ein. „Und zwei Freiwillige, die mich als Gefangene begleiten."
Tam Sorayto musterte ihn aus zusammengekniffenen Augen. „Was hast du vor?"
Ein leichtes Achselzucken. „Bislang hast du bewußt vermieden, mir eine konkrete Aufgabe zuzuweisen."
„Du bist unbewaffnet, ein schwächlicher Terraner, und sogar dein Schutzanzug ist eher ein Notbehelf ..."
„... aber ich bin der einzige von zwanzigtausend Kämpfern, der aufgrund seiner Statur eine Chance hat, als Arkonide angesehen zu werden. Wie gesagt: zwei Männer als scheinbare Gefangene, ein Gleiter, und wir rollen das Feld von innen her auf."
„Wie du es sagst, klingt es durchaus akzeptabel." Der Präsident nickte zögernd. „Trotzdem: Das Risiko ist entschieden zu groß. Habe ich dir noch nicht gesagt, daß ich deine Teilnahme am Sturm auf Baretus ebensowenig dulden kann wie die unserer zehn Emotionauten? - Nein!" donnerte er und vollführte eine entschieden abwehrende Bewegung. „Ich akzeptiere keinen Widerspruch, und Befehlsgewalt, Perry Rhodan, steht dir auf Ertrus nicht zu. In der Milchstraße wirst du als Symbol für Frieden und Freiheit gesehen, der einzige, der dem größenwahnsinnigen Bostich wirklich Widerstand leisten kann. Und die Emotionauten sind außer dir das Wertvollste, was Ertrus allen freiheitsliebenden Völkern der Galaxis derzeit geben kann. Irgendwie werden wir es schaffen, euch trotz der Blockade von Ertrus fortzubringen."
„Die besten Chancen dazu gibt es in Baretus. Wie gesagt..."
„Es tut mir leid, Perry, aber ich kann nicht anders handeln. Alles ist vorbereitet, dich und die Emotionauten in Sicherheit zu bringen. Der Geleitschutz steht bereit. Vergiß nicht, daß jeder
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