2029 - Ein Planet im Visier
ihre Kosmopsychologen hatten perfekte Arbeit geleistet. Perry Rhodan konnte nachvollziehen, daß selbst dem abgebrühtesten 16-Zentner-Mann der Schreck in alle Glieder fuhr, wenn er sich unvermittelt einem oder gar mehreren Katsugos gegenübersah.
Katsugo - so wurde das hölzerne arkonidische Übungsschwert der Dagoristas genannt, zugleich stand der Begriff als Synonym für ebendiese Kampfdisziplin. Rhodan argwöhnte, daß der Name nicht ohne tieferen Sinn gewählt worden war. „Übungsschwert ... Übung ...", murmelte er im Selbstgespräch, bei dem ihn niemand unterbrach, weil er die Akustiksensoren abgeschaltet hatte.
Bedeutete das möglicherweise, daß Arkon eines Tages entsprechend konstruierte Kampfroboter auch gegen andere Völker einsetzen würde? Insektenartige Maschinen, um das achtzig Sonnensysteme umfassende kleine Reich der Berenicer wieder dem Arkon-Imperium einzugliedern, oder stählerne Kreaturen mit dem Aussehen der Cheboparner? Spinnenroboter gegen die Trebolaner? Stand die Milchstraße wirklich am Rand einer derart erschreckenden Entwicklung?
Noch einmal projizierte Rhodan die Aufzeichnungen auf das Headup-Display. Diesmal achtete er auf Details, die ihm zuvor nicht als relevant erschienen waren. Es stand außer Zweifel, daß die Katsugo-Roboter den Widerstand im Stadtzentrum gebrochen hatten. Zwei Rhagarn, also zwei Staffeln zu jeweils sechzig Maschinen, waren dabei zum Einsatz gekommen. Einige Dutzend davon hatten die Widerstandskämpfer zerstören können, und eines der Wracks war flüchtig untersucht worden. Über drei Meter Gesamthöhe, ein nahezu kugelförmiger Leib, auf den der Schädel mit dem provozierend wirkenden stählernen Sichelkamm wie eine Schale aufgesetzt war. Ein rotglühendes, ausschließlich nach vorne gerichtetes, archaisch anmutendes Sensorband.
Plumpe, massige Säulenbeine mit einem in drei spreizbaren Klauen endenden Standsystem.
Zur Fortbewegung waren diese Beine wenig geeignet, gleichwohl mochten sie dem Roboter einen unerschütterlichen Stand selbst bei vollständigem Systemausfall verleihen.
Die Neuentwicklung war unverkennbar. Vor allem hatten die Konstrukteure auf jegliche Syntronikbausteine verzichtet. Im Zeitalter von KorraVir galten syntrongesteuerte Roboter als anfällig. Andererseits führte die galaxisweite Verknappung an positronischen Chips, die nahezu ausschließlich in den Raumschiffsbau flossen, zu einem ebenfalls eklatanten Mangel an positronischen Rechenelementen selbst für Kampfroboter. Perry Rhodan verließ sich auf die Beurteilung ertrusischer Spezialisten, die aus dem Innenaufbau folgerten, daß Katsugo-Roboter aller Imposanz zum Trotz lediglich über einen Bruchteil der früher üblichen künstlichen Intelligenz verfügten. „Dumm und dick", lautete das Urteil, mit dem die Robottechniker das angekratzte Selbstwertgefühl zurechtrückten. „Die Katsugos sind zu eigenständigen Handlungen nur in beschränktem Umfang befähigt, alle Konstruktionsmerkmale deuten darauf hin, daß eine Fernüberwachung erfolgt. Andererseits erlaubt der Aufbau ein schnelles Nachrüsten. Je nach Verfügbarkeit können Positronik-Elemente modular dem existierenden Befehlssektor hinzugefügt werden. Dann allerdings haben wir einen wirklich imposanten Gegner vor uns."
„Aufzeichnung aus!" bestimmte Rhodan. Den Teil über die Bewaffnung wollte er nicht noch einmal sehen. Katsugos waren für den Nahkampf gebaut, jeder Arm bestand aus einem modifizierbaren Dreier-Waffensystem mit Impuls- und Thermostrahler sowie schwerem Paralysator. Dazu kam ein Granat- oder überhaupt Projektilwerfer im Brustbereich. Paratronund HÜ-Schirme bestimmten den Umfang des Defensivsystems. „Es sind die Feinheiten, Bostich, die den Lügner überführen. Mit der Planung dieser Roboter muß begonnen worden sein, als die GILGAMESCH noch gar nicht zerstört war."
Rhodan erschrak über den Reibeisenklang der eigenen Stimme. Der Präsident hatte ihm angeboten, die Anzugreserven mit Trinkwasser aufzufüllen, doch er hatte abgelehnt. Wenn die Vorräte für die Ertruser nicht reichten, wollte er nicht aus dem vollen schöpfen, sondern bestand ebenfalls auf Rationierung. Vielleicht würde er ja bald am Rand der Barkennto-Quelle stehen und mit beiden Händen aus dem dampfenden See schöpfen.
*
Mit dem Ende des 2. Oktober begann der Zustrom zu allem entschlossener Männer und Frauen merklich nachzulassen. Noch immer nutzten die Ertruser überwiegend die Nacht, um von den Arkoniden unbemerkt
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