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203 - Die Wüstenfalle

203 - Die Wüstenfalle

Titel: 203 - Die Wüstenfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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was den Börsenmakler betraf. Einerseits hielt er ihn für einen kalten und arroganten Egomanen, andererseits hatte er auf der gesamten arabischen Halbinsel keinen Menschen mit einem derart guten Humor getroffen wie Ali Ben Ulashi. Das schätzte der Professor an dem schneidigen Yuppie.
    Der älteste Sohn des Scheichs drehte sich um. Seine Kaumuskulatur pulsierte, seine Miene war plötzlich düster.
    »Was ist los?«, fragte Awakian.
    »Yassir«, beschied ihm der Börsenmakler knapp. »Er ist mit vier Helikoptern und zwanzig bewaffneten Kämpfern im Anflug. Er besteht auf Einlass und auf mindestens sechs Schlafzellen.«
    ***
    Oktober 2523
    »Du musst wieder kämpfen, Daa’mure!«, schrie Aruula. »Reiß dich zusammen!« Grao’sil’aana kauerte noch immer im Ufergras. Seine sonst silbrig glänzende Schuppenhaut sah stumpf und schmutzig-grau aus. Sein Echsenschädel drehte sich müde hin und her. Mal beobachtete er die von den Pappeln aus vorrückenden Wüstenkrieger, mal die von Süden heranpreschenden Kamelreiter.
    So kraftlos und unentschlossen hätte Aruula sich die verdammten Daa’muren in all den Jahren gewünscht, als sie daran arbeiteten, die Erde in eine sonnennahe Magmahölle zu verwandeln.
    »Ich verstehe das nicht«, krächzte er. »Ich habe so etwas noch nie erlebt…« Über ihm schwirrte Titana und machte Anstalten, sich wieder auf ihm niederzulassen.
    »Siehst du denn nicht, dass wir schon wieder angegriffen werden?« Daa’tan lief zu seinem Mentor, packte ihn und versuchte ihn hochzuziehen. Das ging natürlich nicht – der Echsenartige wog fast hundertfünfzig Kilogramm.
    Aruula bückte sich nach der Lanze des erschlagenen Kamelreiters. Den Säbel in der Rechten, die Lanze in der Linken stand sie und beobachtete die schwarz verhüllten Kamelreiter.
    Etwa zwanzig Säbel schwingende Krieger zählte sie. Sie waren noch knapp dreihundert Meter entfernt.
    Ein, zwei Augenblicke lang lauschte sie oberflächlich ins Blaue hinein – das Summen und Raunen des fremden Geistes lag noch immer in der Luft. Sie fragte sich, ob der Supergeist mit Grao’sil’aanas unkontrollierbaren Verwandlungen zu tun hatte. Warum aber hatte er dann damit aufgehört? Weil die Wüstenkrieger vertrieben waren? Sie kamen doch zurück…
    Misstrauisch äugte sie zu Daa’tan und dem Daa’muren. Der stand endlich wieder auf eigenen Beinen. »Schieß auf die Kamshaareiter, Victorius!«, rief sie. »Hast du verstanden? Und du, Daa’mure, wirf dich ihnen entgegen. Zeig ihnen eine besonders grässliche Gestalt, vielleicht kannst du sie damit schon zurückschlagen!«
    »Sie könnten mich töten«, sagte Grao’sil’aana leise.
    Aruula traute ihren Ohren nicht. Ein Daa’mure und Angst ?
    Selbst Victorius musterte Grao auf einmal besorgt.
    »Bist du übergeschnappt?« Daa’tan packte seinen Mentor bei den Schultern und schüttelte ihn. »Du wirst doch nicht kneifen! Das bist doch nicht du! Komm schon, kämpfe! Los, kämpfe!«
    »Oder lass dich abschlachten!«, rief Aruula verächtlich. Sie wandte sich nach Victorius um und deutete mit der Lanze auf die Reiterschar. Der schwarze Prinz nickte hastig, nahm seine Flinte und füllte das Schloss mit Schwarzpulver.
    Aruula lief zu Daa’tan, fasste ihn am Jackenärmel und zog ihn mit sich. »Komm, mein Sohn. Das Crooc kämpft, oder es geht unter.« Titana flatterte plötzlich um Daa’tans Kopf herum. »Wir kümmern uns um die Wüstenkrieger unter den Dattelbäumen«, fuhr Aruula fort. »Sie rotten sich schon zusammen! Wenn die Kamshaareiter auf uns losgehen, werden uns die anderen in den Rücken fallen, wenn wir ihnen nicht zuvorkommen.«
    Am Seeufer entlang marschierten sie zu den Dattelpalmen.
    »Warum bist du auf einmal so hart, Mutter?«, jammerte Daa’tan. »So kenne ich dich gar nicht…« In seinem schwarzen Haar hing ein kleines braunes Knäuel – Titana.
    »Dann wird es Zeit, dass du mich so kennen lernst!«, zischte Aruula. Befriedigt registrierte sie die allmähliche Rückkehr ihres Selbstbewusstseins. Die Erschöpfung war überstanden, die Trauer um Maddrax tief im Herzen verborgen – nach und nach wurde sie wieder sie selbst.
    »Warum nennst du ihn ›Crooc‹?«, fragte Daa’tan. »Wolltest du ihn beleidigen? Was ist überhaupt ein Crooc?« Die Wüstenkrieger im Palmenhain stimmten Kampfgeschrei an, rissen ihre Säbel in die Luft und stürmten los.
    Aruula biss sich innerlich auf die Zunge. Sie hatte das Wort und die Bilder dazu in Victorius’ Geist gefunden und wusste

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