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2030 - Chimaerenblut

2030 - Chimaerenblut

Titel: 2030 - Chimaerenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Twin , Mo Twin
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dich mit neuen Viren angesteckt haben.«
    »Nein«, schrie Josi auf.
    »Doch. Es würde einiges erklären. Deinen Fischschwanz zum Beispiel.«
    »Werde ich zum Hai?«
    Er schüttelte den Kopf. »Vermutlich nicht, seit du hier bist, hast du dich nicht weiter verändert. Ich habe einen alten DNA- Sequenzierer an Bord. Lass mich eine Gewebeprobe nehmen, dann wissen wir bald mehr.«
    Josi erinnerte sich an das Sanatorium auf der Insel. »Bist du ein Arzt?«
    »Bedauerlicherweise kann ich nur mit der Technik umgehen. Von Zeit zu Zeit bekomme ich Proben von der Stiftung.« Er rieb sich die Stirn. »Ich vergleiche sie, aber heilen kann ich nicht.«

 
70
    Mittwoch, 5. Juni, Kaliningrad:
    Eine Stimme tief in seinem Innern verhöhnte ihn. Leon war wieder siebzehn und glaubte seinen Onkel zu hören. Was hast du denn gedacht? Natürlich werden die Fohlen geschlachtet. Undankbare Pferde-Chimäre. Dann fühlte er etwas Nasses. Um ihn herum war Blut. Überall Blut. Warum konnte er nichts sehen? Panisch riss er die Augen auf. Seine Pupillen weiteten sich. Das war kein Blut, es war Wasser, und er schwebte. Aber das konnte nicht sein. Er musste tot sein. Warum konnte er dann noch etwas fühlen?
    Sein Kopf dröhnte, seine Lungenflügel brannten. Wie lange bin ich schon unter Wasser?
    Hilfe!
    Ich ertrinke.
    Er streckte seine Hände aus und berührte das Glas. Seine Finger tasteten nach rechts und links. Dann wurde ihm bewusst, dass er in einem Aquarium steckte. Er begann gegen das Glas zu hämmern. Die Menschen hinter der Scheibe konnte er nur schemenhaft erkennen. Ivan. Irina. Ein paar Ärzte. Sie sahen ihm zu. Er riss den Mund auf und schrie. Der Atemreflex war so intensiv, dass er das Wasser tief in seine Lungen sog.
    Niemand kann Wasser atmen.
    Denk nach! , befahl er sich selbst.
    In seinen Ohren rauschte ein Wasserfall. Oder war es das Blut, das er darin strömen hörte? Das müssen Halluzinationen sein. Sie haben mir Drogen gegeben. Erneut schlug er gegen das Glas. Es fühlte sich gewölbt an. Ein Zylinder oder Silo! Und nun erinnerte er sich. Er war die Leiter hinaufgeklettert, über den Rand ins Wasser gestiegen und hatte sich festgehalten. Ivan war ihm gefolgt, hatte seinen Kopf mit Gewalt unter Wasser gedrückt und den Deckel verschlossen.
    Eine verzweifelte Ewigkeit hatte er die Luft angehalten und in Panik versucht den Deckel zu heben. Dann hatte er den Druck auf den Lungen nicht mehr ausgehalten und dem Atemreflex nachgegeben. Schmerzhaft war das Wasser in seine Lungen geschossen. Und dann? Dann hatte er für einen Moment das Bewusstsein verloren.
    Ein Traum.
    Das muss ein Traum sein.
    Er drehte sich um seine Achse, starrte ins schimmernde Wasser und sah plötzlich Josi. Sie schwamm direkt auf ihn zu und streckte die Hände nach ihm aus. Sie hatte einen Fischschwanz. Ihre langen blonden Haare schwebten im Wasser. Sie lächelte. Mit singender Stimme rief sie seinen Namen, wieder und wieder. Leon. Leon… Halte durch. Du bist nicht tot. Leon…
    Jemand riss den Deckel auf und zog Leon kopfüber aus dem Zylinder. Der Mann legte Leon über die Schulter und trug ihn die Leiter hinunter. Dann ließ er ihn auf den Boden fallen. Leon öffnete den Mund und erbrach einen Schwall Wasser. Er hustete. Wieder öffnete er den Mund und spuckte erneut Wasser. Es schien aus Magen und Lungen gleichzeitig zu kommen. Er keuchte und hustete und versuchte verzweifelt einen Atemzug zu machen. Jemand riss ihn hoch und stellte ihn auf den Kopf. Das Wasser floss aus Leons Lungen. Dann landete er wieder klatschend auf dem Boden und keuchte und spuckte. In seiner Nasennebenhöhle und seinen Lungenflügeln brannte das Wasser, aber endlich konnte er einen winzigen Atemzug machen. Und noch einen Atemzug.
    Ein.
    Aus.
    Ein…

 
71
    Donnerstag, 6. Juni, Dubai:
    »Ähm, wie war das noch mal?« Lars rieb sich am Kinn. »Wenn sie jung sind, sehen sie aus wie Zebras und man nennt sie Zebrahaie. Richtig? Erst später werden sie zu Leopardenhaien. Die dunklen Streifen mit den Punkten verschwinden, auch die weißen Streifen. Nur die schwarzen Tupfen bleiben übrig.« Er sah Josi an. »Dafür bekommst du einen schönen Gelbton – wie ein Leopard.«
    Constantin schüttelte den Kopf. »Vorausgesetzt, der Umbau geht weiter. Es kann auch alles so bleiben, wie es jetzt ist. Ich will nachher mal schauen, ob ich doch noch aus den Ergebnissen des DNA- Sequenzierers schlau werde. Was ich gesehen habe ist widersprüchlich. Außerdem ist die Kiste gestern Abend andauernd

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