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2030 - Chimaerenblut

2030 - Chimaerenblut

Titel: 2030 - Chimaerenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Twin , Mo Twin
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Blut klebte an ihren schwarzen Haaren. Jemand mit langen braunen Haaren beugte sich über die beiden und verdeckte das Bild. Der Kameramann schwenkte zur Seite und zoomte erneut heran. Ein schwarzer Ohrring baumelte an einem blutverschmierten Ohrläppchen. Constantin kniff das menschliche Auge zusammen. Die Kamera zoomte ein Stück zurück und stellte scharf.
    »Das ist eine der Toten…«, sagte der Sprecher.
    Jetzt konnte Constantin den Anhänger erkennen. Es war eine gekreuzigte Katze. Du wirst nicht die einzige Tote in dieser Schlacht bleiben, dachte er.
    Da fiel sein Blick auf Josi. Sie hielt sich die Hände vor den Mund, ihr Gesicht war tränenüberlaufen. Er musste nicht fragen, um zu begreifen. Wortlos nahm er sie in die Arme. Sie zitterte und schluchzte laut auf. »Kathi.« Im Raum wurde es still. Während er sie in seinen Armen wiegte, drückte er ihren Kopf an seine Schulter. Und zum ersten Mal seit Jahren weinte auch er. Er wusste nicht, ob aus Mitgefühl, oder ob es seine Schwester und seine Eltern waren, um die er trauerte.

 
72
    Freitag, 7. Juni, Dubai:
    Kathi. Kathi. Erst vor wenigen Wochen haben wir deine Mutter beerdigt. Und jetzt du. Ich kann nicht einmal zu deiner Beerdigung kommen. Josi war weinend erwacht.
    Constantin hatte ihr am gestrigen Abend noch eine von den blauen Tabletten angeboten. Sie hatte abgelehnt und sich schlafen gelegt. Er müsste sich keine Sorgen machen, hatte sie behauptet.
    Kathi, ich werde dafür sorgen, dass dein Tod nicht sinnlos war. Das bin ich dir schuldig.
    Josi spürte einen scharf brennenden Hass auf die verantwortlichen Politiker. Bin ich das?, fragte sie sich erschrocken. Wer sonst? Sie ballte die Fäuste und schlug mit dem Schwanz um sich. Er klatschte gegen die Wand ihrer Kajüte. Rums. Das Holz dröhnte und vibrierte.
    Jemand klopfte.
    »Josi? Alles in Ordnung?« Das war Constantins Stimme.
    Sie antwortete nicht.
    »Josi?«
    »Nein!« Gekrümmt vor Schmerz und Wut schlug sie erneut gegen die Wand. Noch einmal. Und dann noch einmal. In ihrem Körper breitete sich wohltuender Schmerz aus. Dämpfte ihre Gefühle und ihren Zorn. Da spürte sie, wie jemand sich hinter ihrem Rücken auf die Bettkante fallen ließ. Zwei kräftige Hände packten sie an den Schultern und drehten sie auf den Rücken.
    Im ersten Moment hatte sie das Bedürfnis, Constantin zu beißen. Ihr Kiefer schnappte auf. Er wich zurück, ließ sie aber nicht los. Sie schrie, lauter und immer lauter. Ohne Luft zu holen. In ihren Ohren begann es zu rauschen, die Hände kribbelten. Constantin holte aus und schlug zu. Sie schnappte erschrocken nach Luft, klappte den Kiefer wieder zu und starrte ihn an.
    »Tut mir leid. Es musste sein, bevor du durchdrehst.«
    Josi atmete schwer, ballte noch einmal die Fäuste und sackte zusammen.
    »Darf ich?«, Constantin schluckte, »darf ich dich in den Arm nehmen?« Er zog sie an den Schultern hoch. Sie schlang ihre Arme um seinen Nacken und weinte.
    »Willst du mir von ihr erzählen?«, fragte er.
    Sie redeten den ganzen Tag. Lars brachte zwischendurch Essen. Bohnen mit Tomaten, Toast und Rührei. Dazu Kaffee. Josi wollte nur Wasser mit Salz und Zitrone. Sie erzählte aus der Schulzeit, von den ersten Diskobesuchen und Ausflügen mit Kathi. Und wie die Chimären-Bildung sie beide geängstigt hatte. Täglich hatten sie kleinste Veränderungen besprochen. Kathi bekam Krallen und wurde immer aufmüpfiger –   ihre Freundschaft hielt trotzdem. Sie trug flippige Kleider, färbte sich die schwarzen Haare lila, war nächtelang unterwegs und in der Schule müde. Die Jungs fanden sie cool und liefen ihr hinterher…
    Mittlerweile war es Abend geworden. Constantin schlug vor, nach oben zu gehen. Die Klimaanlage würde die Schleimhäute ihrer Kiemen austrocknen. An Deck wäre die Hitze jetzt erträglich. Josi willigte ein. Sie stützte sich auf den Händen ab und versuchte ihren Fischrumpf in den Rollstuhl zu ziehen.
    »Du musst damit alleine klarkommen. Umso schneller bist du unabhängig«, sagte er und sah zu, wie sie sich abmühte.
    An Deck ließen sie sich auf den blanken Planken nieder. Lars stellte ihnen eine Flasche Wein und zwei Kunststoffgläser hin.
    »Trotzdem festhalten!«, mahnte er. »Die Gläser sind kippelig, und Rotwein macht Flecken.«
    »Lars!«
    »Schon gut. Ich lass euch alleine.« Er verschwand.
    Constantin lehnte mit dem Rücken an der Wand. Josi rutschte näher. Er legte einen Arm um ihre Schulter. Die Geste kam ihr so vertraut und normal vor, als

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