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2030 - Chimaerenblut

2030 - Chimaerenblut

Titel: 2030 - Chimaerenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Twin , Mo Twin
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hast, dann kannst du dich gerne an mich wenden.«
    Hillary Hilden räusperte sich. »Darling, das kann auch Ethan machen«, säuselte sie mit ihrer näselnden Stimme.
    Josi grummelte. Jetzt hatte sie Ethan doch an den Hacken. Andrew der Zweite. Ein Angeber und Lackaffe, der noch nie in seinem Leben einen Finger krumm machen musste.
    Es gab nur eine Lösung: Sie musste heimlich abhauen. Hier in diesem Haus ging sowieso jeder seiner Wege. Sie könnte am Nachmittag so tun, als läge sie lesend im Bett. Es gab einen Dienstbotenaufgang im hinteren Teil des Hauses, der zum Hauswirtschaftsraum führte und von dort ins Freie.
    Raus aus diesem Gefängnis, dachte sie.
    Ein Anruf bei Kathi beruhigte Josi fürs Erste.
    »Ich habe im Burger-Eck gearbeitet. Hab’ die Sirenen gehört, dachte, da ist ein Unfall passiert. Mehr als eine dünne Rauchschwade habe ich nicht gesehen«, sagte Kathi gähnend.
    Lenka ging es ebenfalls gut. »Nach dem Basketballspiel bin ich zur Autowerkstatt meines Vaters. Südwestlich von Chicago. Ich habe an Annaks Volvo geschraubt. Das Getriebe knackt in letzter Zeit.«
    »Und Annak ?«
    »Hat im Blue Leguan gearbeitet. Stell dir vor, der hatte den Bürgermeister im Restaurant. Eine Kuh-Chimäre. Der Bürgermeister war stocksauer. Er will den Polizeipräsidenten absetzen, wenn rauskommt, dass er die brutalen Razzien grundlos angeordnet hat. Der Bürgermeister ist auf unserer Seite. Hat sich fast mit zwei Gästen geprügelt, die gegen Chimären gehetzt haben. Der Wirt hat die beiden Idioten rausgeworfen und gesagt, radikale Nationalisten haben in seinem Restaurant nichts zu suchen.«
    Zuletzt wählte Josi ihren Vater an. Ohne Erfolg. Bis zum Mittag schwamm sie im Pool um sich abzulenken.

     
    Beim Lunch war Ethan nicht anwesend. Josi war erleichtert, ihn nicht zu sehen. Nach dem Essen legte sie die Hände an die Taille und kündigte ihren Gasteltern an, ihrer Figur zuliebe auf das Dinner zu verzichten. Hillary Hilden nickte verständnisvoll. Hilden Senior fragte, ob Josi schon in der Bibliothek war.
    »Nein, das mach‘ ich gleich«, antwortete sie und tat interessiert.
    Kaum war sie in der Bibliothek, stand Ethan hinter ihr. Das schlechte Gewissen stand ihm ins Gesicht geschrieben. »Tut mir leid, Josi. Ich wollte dir nicht den Tag verderben.«
    »Hast du aber.« Josi griff nach »Pride and Prejudice « von Jane Austen, das neben »Sense and Sensibility « stand. Dieses britische Frauenbild prägte offensichtlich immer noch das Denken in der Familie Hilden. Die glauben, Frauen suchen nur einen Beschützer und Ernährer. Je mehr Geld der Mann hat, desto begehrter ist er .
    Ihr Blick glitt suchend über die ledergebundenen Bände. Am anderen Ende des Raumes standen nach Jahreszahlen sortierte Anthologien zu rechtswissenschaftlichen Themen. Mit langen Schritten ging sie darauf zu.
    »Ich könnte mit dir in die Marina-Future-City gehen. Am Chicago River. Liegt am Eingang zur Magnificent Mile. Auf dem Dach gibt es eine Summer Lounge.« Ethans Augen glänzten. »Das musst du gesehen haben, mit Poolanlagen, Palmen und Liegeplätzen, als wärest du im Paradies.«
    »Gib dir keine Mühe. Ich lese.« Josi griff nach einem Buch.
    »Die gesammelten Urteile über Chimären-Klagen am Chicagoer Gericht?«
    »Warum nicht?« Sie langte nach dem zweiten Band.
    »Nebst den wissenschaftlichen Einschätzungen und Gutachten der Rechtswissenschaftlichen Fakultät von Chicago?«
    »Der Tag ist noch lang.«
    Ethan sah sie verblüfft an. »Ich wusste gar nicht, dass du dich für so was interessierst. Da haben wir ja eine Gemeinsamkeit. Ich studiere Recht an der Uni. Wenn du so interessiert bist, dann nehme ich dich am Montag mit. Wir haben da eine Podiumsdiskussion zu den geplanten Gesetzesänderungen über die Völkerrechte und die Chimärenrechte .«
    »Läuft es nicht alles auf eines hinaus? Die Rechte der Chimären sollen eingeschränkt werden.«
    »So vereinfacht kannst du das nicht sehen. Jedes Recht beinhaltet vor allem auch einen Schutz. Ich will dir ein Beispiel nennen.« Ethan tippte auf die beiden Bände in Josis Armen. »Kannst du da drin nachlesen. Eine Frau hat geklagt, dass alle öffentlichen Schalter für Fahrstühle und Tickets auch für Chimären erreichbar und zu bedienen sein müssen. Bevor es Mischwesen gab, ging man davon aus, dass Kinder mit Erwachsenen unterwegs sind, und man nur eine gewisse Höhe braucht, mit der Rollstuhlfahrer klar kommen. Aber eine Chimäre, die auf vier Beinen läuft und noch dazu

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