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2030 - Chimaerenblut

2030 - Chimaerenblut

Titel: 2030 - Chimaerenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Twin , Mo Twin
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herbei.
    »Das ist etwas ganz Besonderes«, schwärmte der Verkäufer. »Eine mit der Schale verwachsene Perle. Erinnert ein wenig an Mabé -Perlen , nur schöner. Ein einmaliges Fundstück aus der Karibik. Keine Zucht. Die innovative Lotus-Nanoglasur ist unempfindlich gegen Parfüm und Salzwasser.«
    »Können Sie die Öse entfernen und den Anhänger an einem Band befestigen?«
    »Selbstverständlich! Leder oder Silikon? Und die Farbe?«
    Ethan sah Josi an. »Bitte, tu mir den Gefallen.«
    Josi wusste, sie könnte nicht erneut nein sagen. Wenigstens hatte man keine lebende Muschel aufgebrochen, um an die Perle zu kommen. Das Schmuckstück passte zu ihr. Ein eingedrungener Fremdkörper, der zur unregelmäßigen Perle herangewachsen war. Eine Verbindung bis zum Tod. Sie kam von ihrem Hai auch nicht mehr los.
    Verstohlen schielte sie auf die Preise vergleichbarer Stücke. Die Brosche musste um die 5.000 Dollar kosten.
    Was für eine Verschwendung.
    Der Anhänger für Ethans Mutter kostete sogar das Vierfache.
    Das ist sie also, die unglaubliche Welt der Superreichen.
    Die Summer Lounge setzte auf alles noch das berühmte Tüpfelchen. Ethan nötigte Josi, sich einen Bikini zu kaufen. Ohne käme sie nicht auf die Liegeplätze. Sie entschied sich für einen weißen Badeanzug mit Stehkragen und langem Schlitz im Rücken. Ethan bezahlte. Auch den Badeanzug würde sie zurücklassen.
    Die zwischen der Poolanlage arrangierten Liegeplätze bestanden aus kniehohen Matratzen mit weißem Frotteebezug, Miete ab 500 Dollar pro Tag. Davon lebte so manche vierköpfige Familie einen halben Monat, überschlug Josi im Kopf die Summe. Ethan wählte einen Platz zwischen Palmen mit Blick auf den Chicago-River und den Lake Michigan . Er zahlte 1.000 Dollar Platzgebühr und ließ hundert Dollar Trinkgeld von seiner Checkkarte abbuchen.
    »Ihr habt doch alle einen Knall weg«, zischte Josi.
    Ethan ließ sich auf die Matratze fallen. Der Kellner nahte.
    »Honey, was möchtest du?«
    Du glaubst Oberwasser zu haben? Auf keinen Fall lege ich mich mit dir auf die sündhaft teure Fummelwiese und schlürfe Cocktails.
    »Poolwasser!«, antwortete sie und nahm Anlauf.
    Das Wasser klatschte hoch und spritzte einige Gäste nass. Junge Kerle lachten, Mädchen kicherten. Josi schwamm eine Stunde im Kreis. Niemand interessierte sich für sie. Die Frauen ließen ihre Haare im Wind der Windy City wehen. Manch ein Mann war gleich mit zwei Frauen im Arm erschienen, ältere entweder mit gleichaltriger Gattin oder einem kleinen Harem. Man zeigte, was man sich leisten konnte.
    Josi tauchte ab.
    Auf dem Grund des Bodens schimmerte ein Mosaik mit einer Riesenschildkröte. Auch schon ausgestorben, dachte sie. Was die Tierschützer jetzt wohl machten? Ethan hatte keine Ahnung, wie er sie hiermit quälte. All das Geld! Es gab so viel Wichtigeres, wofür es gut wäre. Niemals würde sie sich auf diese Welt einlassen.
    Über ihrem Kopf zeigte sich ein Schatten. Ethan stieg zu ihr in den Pool. Sie tauchte auf.
    »Respekt, du hast Ausdauer«, sagte er und schwamm neben ihr her. Er blieb eine Stunde, Josi noch eine weitere. Die Sonne verschwand hinter der Skyline von Chicago, am Pool gingen die Lichter an. Josi stieg aus dem Wasser und schlang ein Handtuch um ihren Körper. Einige Gäste warfen ihr verstohlene Blicke zu. Sie legte sich auf die Matratze und sah den Sternen zu, die hinter der inzwischen geschlossenen Glaskuppel über ihnen aufzogen. Endlich war Josi für einen Moment zufrieden.
    »Wie oft leistest du dir das?«
    »So oft ich Zeit habe. Ich war erst gestern mit zwei Studentinnen hier.« Ethan schlürfte an seinem Cocktail.
    »Konntest du dich nicht entscheiden?«
    »Wir haben die laue Sommernacht genossen.«
    »Es ist Frühling.«
    »Hier herrscht ewiger Sommer.«
    »Und die Erde ist eine Scheibe.«
    Ethan blickte auf die Uhr. »Zeit zu gehen.«
    Im Halbdunkel der Privatumkleidekabine, die zu jeder Liege gehörte, zog Josi ihr Kleid über und spähte verstohlen durch den Sichtschlitz. Ethan knöpfte sich das Hemd zu. Er war schlanker als Leon, aber trotzdem muskulös. Hormone nahm er sicher nicht. So risikofreudig war niemand mehr, der bei halbwegs klarem Verstand war.
    Kurz darauf fuhren sie von der Magnificent Mile runter, die Schranke schloss sich hinter ihnen. Ethan hielt sich westlich und parkte vor einem spiralförmig gedrehten Hochhaus-Tower. Er stieg aus und hielt die Kreditkarte vor den Scanner einer Parksäule, die aussah wie eine silberne

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