Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
2030 - Chimaerenblut

2030 - Chimaerenblut

Titel: 2030 - Chimaerenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Twin , Mo Twin
Vom Netzwerk:
ein weißes Stofftaschentuch; an einem Zipfel prangte sein Monogramm: EJH. Vorsichtig wischte er das Blut damit ab.
    »Honey, schau bitte, ob du ein Pflaster findest«, bat er. »Der Erste-Hilfe-Koffer liegt leider im Kofferraum.«
    Josi probierte es erst gar nicht und kramte gleich in ihrer Reisetasche.
    »Lass mich machen«, sagte sie leise und hielt ein Pflaster hoch. Ethan drehte den Kopf zu ihr runter. Sie war sich nicht sicher, ob das Pflaster halten würde. Die Wunde blutete stark. Eine Narbe würde auf jeden Fall bleiben.
    »War das ein Messer?«, fragte sie, während sie ihm das Taschentuch abnahm und erneut Blut abtupfte.
    »Ein Schlagring! Dagegen hast du mich nur gestreichelt. Bamm , ich dachte, mein Kopf fliegt mir weg.«
    »Verdammte Scheiße. Das wollte ich nicht.«
    »Daran hast du nun wirklich keine Schuld«, erwiderte Ethan in versöhnlichem Tonfall. Er grinste schief. »Aber du könntest an deiner Ausdrucksweise arbeiten.«
    »Du hast Sorgen.« Josi hielt das vollgeblutete Taschentuch hoch.
    Er nahm es ihr ab, warf es ins Handschuhfach und schlug die Klappe zu. Dann ließ er den Wagen an und fuhr über einen Fußweg vom Parkplatz. »Ich kenne einen Schleichpfad. Das Gelände ist dicht, aber ich wette, der Weg durch die Tiefgaragen des Kongresshotels ist frei. Da kommt man nur mit VIP-Ausweis rein und auf der anderen Seite der Garage wieder raus.«
    Mit nur einer Hand am Lenkrad steuerte Ethan den Wagen durch das Hotel und die halbe Stadt. Der Verkehr war zäh und wurde von Minute zu Minute dichter. Ethan bremste, fuhr wieder an und bremste erneut. Doch als Josi auf seine Hand schaute, bemerkte sie wie seine Finger am Lenkrad zitterten.
    »Was ist los?«, fragte sie und versuchte in seinem Gesicht zu lesen. Jedoch der Schatten, den das Autodach warf, verdeckte seine Augen.
    Die Ampel sprang auf Rot um.
    »Schöne Scheiße«, zischte er.
    »Dein Ausdruck ist auch nicht zitierfähig.«
    »Sieh dich um!« Seine Stimme klang plötzlich heiser. »Siehst du den Kerl hinter uns?«
    Josi suchte die Autos ab.
    »Hat der Mann eine Knarre in der Hand?«
    Im ersten Moment glaubte Josi, Ethan wolle ihr nur Angst einjagen, als kleine Rache, aber als die Straße eine leichte Kurve machte, sah sie es selbst. Reflexartig duckte sie sich. »Ja, weg hier.«
    Ethan scherte aus und gab Gas. Eine Kugel schlug aufs Panzerglas der Heckscheibe und hinterließ einen blinden Fleck wie ein aufgeschlagener Schneeball mit sternförmig verlaufenden Rissen. Ethan gab Vollgas. Das Auto schoss über einen Rasenplatz, streifte eine Parkbank und schabte an einem grauen Mülleimer entlang. Der Motor heulte auf. Sie waren viel zu schnell, um jetzt noch einem Menschen ausweichen zu können. Josi betete. Unter Holpern rauschte der Wagen über den Bürgersteig erneut auf die Straße und raste über den Lake Shore Drive nordwärts.

     
    Zehn Minuten später erreichten sie das Hilden-Anwesen. Ethan parkte neben seinem weißen Cabrio und steuerte mit dem NanoC die programmierten Befehle: Tor zu! Licht an! Dann stieg er aus und betrachtete die Einschussstelle. Die Kugel steckte noch. Sie sah harmlos aus wie die Stücke nach dem Bleigießen an Silvester und erinnerte Josi an ein aufgeblättertes Gänseblümchen.
    »Scheiße, ich habe keinen Bock, wegen dir ins Gras zu beißen«, schnauzte Ethan.
    »Was hat das mit mir zu tun?«
    »Ach, habe ich mich wieder unklar ausgedrückt? Dann will ich deutlicher werden. Deine merkwürdige Freundin Kathi und ihre zwielichtige Gesellschaft. Du willst mir doch wohl nicht erzählen, dass sie in Las Vegas Urlaub macht. Die steckt in diesen mafiösen Kreisen drin.« Er kniff die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen. »Wer sich so kleidet … Mini bis zum String …   der muss sich nicht wundern wenn er …«
    »Du bist ein snobistisches Arsch…«, schrie Josi. »Wie kannst du es wagen?«
    »Nimm das zurück!«, brüllte Ethan.
    »Scheiße, du kannst mich mal!«, brüllte Josi noch lauter.
    »Du mich auch. Ich halte nicht noch einmal den Kopf für deine Leute hin.«
    »Du hältst deinen Kopf für eure eigene Sippe hin. Frag doch deinen Dad!«
    »Was unterstellst du uns?«
    Josi überlegte, sie musste ein wenig übertreiben, bluffen, aber diesen Schlagabtausch würde sie gewinnen. »Zufällig habe ich neulich ein Gespräch mitbekommen. Die Tür stand offen. Selber Schuld, dein Vater.« Sie senkte die Stimme. »Er ist doch Berater in diesem Gremium, das die Chimären-Gesetze ausgearbeitet hat, oder? Jedenfalls

Weitere Kostenlose Bücher