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2030 - Chimaerenblut

2030 - Chimaerenblut

Titel: 2030 - Chimaerenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Twin , Mo Twin
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Flügeln. Sie langweilte sich zu Hause. Ich habe ihr gesagt, dass sie nicht alleine in den Wald gehen soll. Sie war doch fast noch ein Kind.« Er atmete zischend aus. »Sie wurde angeschossen und vergewaltigt. Der Täter hatte einen Jagdschein für Enten und wurde nicht dafür belangt.«
    Leon legte mitfühlend eine Hand auf Kevins Arm. »Das tut mir sehr leid.«
    »Er sagte, er hätte meine Schwester für eine Ente gehalten. Das war alles.«
    »Und die Vergewaltigung?«
    »Sie ist eine Chimäre. Dafür hat sich niemand bei uns interessiert. Im Gegenteil, sie haben ihr nicht geglaubt.«
    »Er ist damit durchgekommen und wurde nicht bestraft?«
    Kevin schnaubte verächtlich. »So ist es.«
    »Denkst du, die Polizei hat den Täter gedeckt?«
    »Erwarte dir von den Behörden hier nicht zu viel. Du hast es ja selbst erlebt. Sie haben in der Fabrik von Wilmershofen auch keine Beweise gefunden. Sie suchen nur dich.«
    »Sie konnten keine Beweise finden. Wilmershofen hat die Kadaver mit Sicherheit erst weggeschafft und dann das Feuer gelegt, um Fingerabdrücke und Spuren zu vernichten. Sonst hätten sie was gefunden.«
    Kevins Gesicht verfinsterte sich. »Der Kerl, der das meiner Schwester angetan hat, ist inzwischen Besitzer einer NanoC -Produktion und stinkreich. So ist es immer. Die Kleinen sperren sie ein. Die Großen sonnen sich auf ihrer Yacht oder machen Urlaub im Weltall.«
    »Wie geht es deiner Schwester heute?«
    »Ich will nicht darüber reden.«
    Kurz vor Warschau legten sie einen weiteren Stopp ein, um einen Kaffee zu trinken und die Müdigkeit aus den Knochen zu vertreiben. Auf dem Rückweg zum Auto erkundigte sich Leon, wo Kevin wohnte.
    »Äußerster Osten. Fast schon Fabriknähe«, erklärte er. Es seien nur noch ein paar Kilometer bis Warschau.
    Leon überlegte, das wäre für den Einbruch günstig, aber nicht für die nächsten Tage. Das Ziel passte definitiv nicht in seine Pläne. Wladimir Wazik erwartete ihn. Er erblickte einen Taxifahrer, der gerade tankte und entschied spontan um.
    Kevin protestierte, aber Leon ließ sich nicht beirren. Kevin habe ihm mehr als einen Gefallen getan, als er ihn mitnahm. Abgesehen davon, dass sie fast von der Polizei erwischt wurden. Nein, er käme schon klar. Ein Freund erwarte ihn. Kevin war verblüfft. Leon versprach, sich morgen, spätestens übermorgen zu melden. Schon zog er seinen Rucksack aus dem Kofferraum, klopfte Kevin zum Abschied auf die Schulter und winkte dem Taxifahrer zu.

 
50
    Dienstag, 28. Mai, Warschau:
    Kevins blauer Kombi war die nächsten Minuten noch immer im Seitenspiegel des Taxis zu sehen. Leon wunderte sich. Offensichtlich nahm Kevin dieselbe Richtung wie Leon, obwohl Kevin um Warschau herumfahren und nicht mitten durch die Innenstadt fahren wollte. Rechter Hand tauchten Pferdekoppeln auf und zwischen den Bäumen Reiter. Leon blinzelte. Wie lange war er nicht mehr geritten? Ein jäher Schmerz umspannte seine Brust. Um einen weiteren Blick auf die Pferde zu erhaschen, drehte er den Kopf nach hinten, doch schon bald schoben sich Häuser und Bäume in sein Blickfeld. Er las ein Ortsschild, das ihm nichts sagte: Zabki . Dann bog das Taxi auf eine breite Einfallstraße nach Warschau , und er verlor die Koppel endgültig aus den Augen.
    Der Taxifahrer fuhr, als würde er von einer Horde Straßenpiraten verfolgt. Leon wurde tief in den Sitz gepresst. Er fragte sich, ob sie auf der richtigen Route waren. Vorsichtshalber wiederholte er die Zieladresse. Der Fahrer nickte nur und murmelte in gebrochenem Deutsch, er sei kurz vor Zabki zugestiegen. Zehn Kilometer östlich von Warschau. Leon schlug sich innerlich vor die Stirn. Dann war Kevin ja bereits um Warschau herum gefahren, ohne dass er es gemerkt hatte. Kevin hatte sein Ziel fast erreicht. Kein Wunder, dass er so verdutzt reagiert hatte, als Leon ins Taxi umstieg. Leon entspannte sich. Endlich kamen sie in dicht bewohnte Gebiete. Die Einkaufsstraßen waren belebt, Mütter gingen mit vollen Einkaufstaschen und hüpfenden Kindern an der Hand.
    Das Taxi hielt vor einem fünfstöckigen Mehrfamilienhaus. Leon zahlte, nahm seinen Rucksack und suchte die Klingel, doch nirgends fand er den Namen Wazik . Besorgt schaltete er seinen NanoC ein. Der Akku blinkte und zeigte niedrigen Akkustatus an. Es würde gerade noch für diesen Anruf reichen. Wladimir meldete sich sofort und lachte entschuldigend. »Sorry, hätte ich dir sagen sollen. Mein Name steht noch nicht an der Klingel. Warte, ich komme

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