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2030 - Chimaerenblut

2030 - Chimaerenblut

Titel: 2030 - Chimaerenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Twin , Mo Twin
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plötzlich ein Gefühl der Enge um den Hals. Es hatte sich so viel in den letzten Wochen für ihn verändert. Seine Gruppe war aufgelöst, seine Freunde waren unerreichbar in Berlin und Josi in den USA . Würde er sie jemals wiedersehen? Das Fischchen. Jetzt mit dem Abstand konnte er sich noch mehr eingestehen wie sehr er sie vermisste. Er hatte weitaus mehr als freundschaftliche Gefühle für sie. Deshalb war er so hart zu ihr gewesen. Er musste sie aus der Gefahrenzone bringen.

     
    »Hast du schon mal etwas von Kryokonservierung gehört?«, fragte Wladimir nach dem zweiten Glas Wein in die Stille.
    Leon schüttelte den Kopf.
    »Darunter versteht man das Aufbewahren von Zellen durch Einfrieren. Meist geschieht dies in flüssigem Stickstoff. Es gibt in fast jedem Land eine Foundation , ein privates oder ein staatliches Projekt, das es sich zur Aufgabe gemacht hat Genmaterial aussterbender Tierarten zu bewahren. Ich habe mich bei einer privaten Organisation um einen Job beworben. Natürlich nur als Assistent. Aber wenn es klappt, dann kann ich vielleicht doch noch mein Hobby zum Beruf machen.« Wladimirs Augen glänzten. Leon bemerkte erneut Fernweh in seinem Blick. Wladimir schien einen Traum zu haben.
    »Ich drücke dir fest die Daumen«, sagte Leon und erhob sein Glas.
    »Es gibt da einen Professor in Australien, der soll einen Privatzoo mit Tierarten errichtet haben, die offiziell schon als ausgestorben gelten. Leider lässt er keine Presse und keine Filmteams rein. Zum Schutz der Tiere.«
    »Vielleicht hat er Angst, dass Viren eingeschleppt werden.«
    »Er soll eine stattliche Sammlung an Genmaterial angesammelt haben. Und soweit ich weiß, kauft er weiteres Material aus anderen Ländern.«
    »Wozu?«
    »Um die Chance zu erhöhen, ausgestorbene Tiere eines Tages wieder zum Leben erwecken zu können. Je mehr unterschiedliches Genmaterial vorhanden ist, umso besser.«
    »Wer weiß, vielleicht müssen wir das eines Tages auch für die Menschen tun.« Leon schluckte. »Vielleicht müssen wir nicht nur das Ende der Tiere befürchten, sondern auch das Ende der Menschheit. Vielleicht gibt es eines Tages nur noch Chimären…«
    Wladimir schwieg und starrte in sein Weinglas, in dem der Bordeaux dunkelrot schimmerte.
    Bevor Leon in dieser Nacht einschlief, dachte er über Wladimirs Worte im Hof der Kneipe nach. Ja, vielleicht sollte er sich als Arbeiter in die Fabrik einschleichen und unauffällig umsehen. Er durfte die Frauen aus Kevins Gruppe nicht in seine Angelegenheiten hineinziehen.

 
51
    Mittwoch, 30. Mai, Dubai
    Josi schob sich das Kopfkissen in den Rücken. Endlich ging es ihr besser. Sie biss ein Stück vom Zwieback ab, den Ethan ihr gebracht hatte, und kaute langsam.
    Zwei Tage hatten die Drogen, mit denen man sie willenlos hatte machen wollen, in ihrem Körper pulsiert. Ihr schien es ein Kampf zwischen Mensch und Hai. Wenn der Mensch in ihrem Körper regierte, fühlte sie sich schwach und willenlos. Widerspruchslos befolgte sie die Anweisung des Bordarztes etwas zu essen, nur um es schon bald wieder auszuspucken. Danach war sie erschöpft und zitterte. Solange, bis der Hai in ihr erwachte. Er kämpfte wie eine wilde Bestie gegen die unbekannte Chemie. Ihr Verstand klarte auf. Doch setzten dann auch schlagartig die Qualen ein. Im Kopf hämmerte es. Hüften, Beine und Füße brannten. Mit kleinen, vorsichtigen Schritten schleppte sie sich zum Mini-Pool auf der Yacht und übernahm für eine halbe Stunde die Kinderbetreuung.
    Zweimal lief sie Ethan über den Weg. Zuerst, als der Hai in ihr die Oberhand hatte. Ethan wollte mit ihr reden, aber sie schob ihn beiseite und zischte, er solle sie in Ruhe lassen. Beim nächsten Mal hatte der Mensch gerade Oberwasser. Da kotzte sie über die Reling. Ethan schickte sie zurück in die Kabine und ließ ihr Zwieback und Kamillentee bringen.
    Josi spülte den Zwieback mit einem Schluck kalt gewordenen Tee hinunter, schob das Kopfkissen ein Stück höher und schaltete die Nachrichten ein. Der Monitor über ihrem Bett flimmerte in der abgedunkelten Kabine auf, und die Welt quoll in ihr Zimmer. Sie sah schreiende Menschen auf einer Demonstration vor dem Capitol in Washington. Jemand mit einer Platzwunde an der Stirn lief direkt vor die Linse der Kamera. Das Bild wurde ausgeblendet.
    Ein Sprecher kommentierte. »Nach einer Reihe ungeklärter Morde hat der Kongress am gestrigen Dienstag entschieden, Chimären, die als gefährlich einzustufen sind, ab sofort dauerhaft in

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