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2030 - Radio Freies Ertrus

Titel: 2030 - Radio Freies Ertrus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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materialistisch denkende Frau. Ihr bescheidener Wohlstand, der ihr nicht geschenkt wurde, fehlt ihr nun. Dieser Planet kann eine Frau belohnen, aber er kann ihr ebenso alles nehmen, in einer Karikatur von Gerechtigkeit.
    Sox Comequos Vorfahren waren Siedler. Unter den ersten Menschen, die einmal diesen Planeten betreten haben, findet sich bereits ein Comequo. Sox weiß, daß dieser erste aller Comequos im furchtbaren Mattun Gor gestorben ist. Doch seine Töchter und seine Söhne haben überlebt. Von diesen ersten Ertrusern stammt Sox Comequo ab.
    Sie muß noch einmal an das Angebot denken. Zweite Bürgermeisterin, das ist viel.
    Sieg und Niederlage liegen in ihrer Heimat nahe beieinander. Mit diesem Wissen ist sie aufgewachsen, und sie hat als Kind schon gewußt, daß sie einmal eine Siegerin sein würde.
    Eine Zweite Bürgermeisterin von Fin Calley, das wäre eine Karriere, die sie sich gewünscht hat.
    Ertrus gibt und Ertrus nimmt.
    Von Ertrus kann Sox Comequo sich besiegen lassen, denn mit diesem Planeten ist es ein fairer Kampf.
    Ertrus nimmt...
    Aber nicht die Arkoniden.
    Die zehnmal verfluchten Albinos haben nicht das Recht. Ihre Rotaugenväter sind nicht gestorben, weil sie einen Vulkan urbar machen wollten. Sie haben sich nicht mit einem verrückten Vertrauen in die Zukunft zerquetschen lassen, bevor ihre Nachkommen stärker und stärker wurden.
    Sox Comequo ballt die riesigen Fäuste in ihren Taschen. Sie reckt das massive Kinn nach vorn, als sie in die primitive Holokamera des Reporters blickt. Eine Siegerin will sie sein, es steht ihr zu, doch sie nimmt keine Geschenke.
    Sox stellt sich in Gedanken vor, sie stünde hier als die Zweite Bürgermeisterin, die sie nun niemals mehr sein wird. Sie entblößt die weißen Zähne zum Lächeln einer Politikerin. Die Kamera ist ein Freund, der ihr zuhören will. Und sie weiß.nicht, daß ihre verzerrten Lippen sie grinsen lassen wie ein Raubtier, das Mangel leidet, als sie mit fester Stimme die Worte spricht: „Ertrus fällt nicht!"
     
    7.
     
    Eden Arukitch konnte sich ausrechnen, daß er bald tot sein würde. Die Aussicht erfüllte ihn seltsamerweise mit Ungeduld. „Baroness! - Auf, weiter geht's!" Eden Arukitch erschrak vor dem grabestiefen Klang seiner Stimme.
    Die ertrusische Riesenspitzmaus schnellte sich in rätselhaft gewandten Sprüngen, denen das Auge nicht folgen konnte, von den tiefgelegenen Weidegründen bis auf das Plateau empor, an dem sie Rast gemacht hatten.
    Baroness war einen Meter fünfzig lang und noch nicht ganz ausgewachsen. Den Schädel eines Terraners hätte Baroness gleichwohl mit einem Hieb ihrer Pranke geknackt; jedenfalls in der Theorie. Denn erstens besaß dieses Exemplar einer Sorex maximus ertrusis eine Erziehung, die Eden Arukitch ihr persönlich eingepaukt hatte, und zweitens war Baroness es gewohnt, Fertignahrung aus Tieren zu fressen und wurde zuweilen vom eigenen Schatten erschreckt.
    Die Maus sprang an seiner Seite hoch, so als wolle sie versuchen, ihren Übermut auf den alten Ertruser zu übertragen.
    Arukitch glaubte, daß Baroness seinen Schmerz und die Einsamkeit spüren konnte.
    Seine Frau war mit den Kindern fortgegangen, vor einigen Jahren schon, für ein leichteres Leben in den Städten, und Arukitch hatte sich von dem Verlust niemals erholt.
    Die Städte hatten Silma kein Glück gebracht, denn sie war bald darauf gestorben.
    Er wußte nicht, ob so etwas wie ein Himmel wirklich existierte, bei allem Aberglauben draußen im ertrusischen Outback, jenseits aller Zivilisation.
    Doch wenn es so war, dann würde er bald bei ihr sein, und das stimmte ihn versöhnlich.
    Seine Söhne hatten zur Untergrundarmee des Präsidenten Tam Sorayto gehört. Eden Arukitch war stolz auf seine Söhne, obwohl er sich niemals für einen Militaristen gehalten hatte. Er war keiner, der es für richtig hielt, eine Uniform anzuziehen und fremde Wesen, die man niemals gesehen hatte, umzubringen.
    Aber seine Söhne waren keine Soldaten gewesen. Einer hatte in Baretus als Händler gearbeitet, der andere, der jüngere, als Erzieher in einem Kindergarten am Stadtrand. Arukitch erinnerte sich gern an den Kindergarten, den es jetzt nicht mehr gab.
    Die kleinen Ertruser, die ungefähr so groß wie Menschen waren, hatten oft Bilder aus dem Mattun Gor gemalt; und sein Jüngster hatte ihm einige dieser Bilder geschenkt. Sie waren nicht sehr schön, aber sie stellten das Wahrhafteste dar, was Ertruser schaffen konnten, denn Kinder hatten sie gemalt.
    Eden

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