2030 - Radio Freies Ertrus
Mir."
„Aber ..."
Der alte Jameiko blickte so verblüfft in Arukitchs ernstes Gesicht, daß er fast vergessen hätte zu schnaufen. „Aber Eden, etwas anderes kann ich dir doch nicht geben."
„Doch, kannst du. Du kannst mir helfen."
„Wobei denn wohl? Sind das Witze?"
Jameiko blickte den Händler mit einemmal beinahe feindselig an, wahrscheinlich, weil er seine Hilflosigkeit nicht zugeben wollte.
Arukitch bückte sich an der Seite seines Gleiters, er wuchtete eine prallgefüllte Lade heraus und legte die Gegenstände, die sich darin befanden, in einer akribischen Sorgfalt vor Jameikos Augen auf der vorderen Haube seines Gleiters aus.
Die Gegenstände waren: ein Syntron älterer Bauart, ein starker Sender, der sich auf Richtfunk einstellen ließ, eine Holo-Kamera und ein undefinierbares technisches Gerät, das an ein Kinderspielzeug erinnerte.
Arukitch nahm das Spielzeug in die Hand. Er kippte einen klebrigen Schalter und heftete sich die kleine Schachtel an den Kragen seines Anzugs.
Jameikos entgeistertes Gesicht hätte ihn beinahe lachen lassen; er wußte genau, was der Farmer jetzt zu sehen bekam, ein verwischtes ertruserhaftes Gesicht, das keinerlei erkennbare Gesichtszüge mehr auf wies.
Aus dem Nest unter dem Beifahrersitz drang ein fauchendes Geräusch; Baroness mochte es nicht, wenn er sich in einen Fremden verwandelte. „Das hat meinem Jüngsten gehört", erklärte er mit verzerrter Stimme. „Ein Diffuser, so eine Art Spielzeug für Verkleidungen. Wir sind damit auf dem Sternenkarneval von Fin Calley gewesen, als er klein war."
„Und was willst du jetzt damit, Eden?"
Der Händler sprach ernst: „Nenne mich nicht Eden. Ich bin jetzt der Reporter."
Miral Jameiko schien von einer Sekunde zur anderen wütend zu werden. „Redest du jetzt vernünftig mit mir oder was?"
Arukitch schaltete den Diffusor aus. „Zuerst mußt du mir mal zuhören, okay?"
„Tu' ich."
„Also ... Wie fängt man da an? Ertrus besitzt die dreißigfache Oberfläche von Terra, aber viel weniger Menschen. Deswegen haben wir fast nirgendwo ein fest installiertes Funknetz, sondern überall nur diese Mikro-Satelliten. - Ich weiß gar nicht, ob du's wußtest, Miral, aber das sind bestimmt hunderttausend. Jeder kann das Netz benutzen, und wir sind ohne so gut wie aufgeschmissen. Auf der anderen Seite kann das Netz als Ganzes niemals ausfallen, weil eben jeder Satellit autark funktioniert. - Soweit klar?"
„Pff", machte der alte Farmer beleidigt.
Arukitch wertete den Laut als Bestätigung. „Das heißt, jeder kann in das Funknetz von Ertrus seine Botschaften einspeisen, dafür wurde das Netz ja mal gemacht. Und die Arkoniden können's nicht verhindern ..."
„Weil sie ja nicht alle Satelliten ausschalten können!" rief Miral Jameiko aus. „So ist es."
Die beiden alten Männer schwiegen eine Weile. Arukitch hielt demonstrativ das Funkgerät hoch, das er zusammen mit der Kamera, dem Syntron und dem Diffusor aus der Lade gehoben hatte. „Und was willst du jetzt senden, Eden?" fragte Jameiko zaghaft.
Arukitch schaltete erneut den Kasten an seinem Kragen an. Sein Gesicht verschwand unter dem unkenntlich machenden Diffusorfeld. Er nahm die Holo-Kamera in die Hand und tat so, als wolle er das energetische Objektiv auf Miral Jameiko richten. „Ich bin jetzt der Reporter, Mir. Radio Freies Ertrus, der Rebellenfunk."
„Was für ein Unsinn. Eden, das ist doch kein Radio, sondern ein Holo-Sender."
„Es ist so primitiv, für mich ist es ein Radio."
Miral Jameiko schüttelte heftig den Kopf, und Arukitch konnte seiner verfetteten Körpermasse ansehen, daß er um seine Beherrschung kämpfen mußte. „Denk mal eine Sekunde nach, Eden! Oder eine Minute. Die Arkoniden brauchen doch nur eine Nacht, dann haben sie dich."
„Ja."
„Was, ja?"
„Ich weiß das, Mir."
„Aber?"
„Aber ich werde es trotzdem machen. Ich hoffe, daß sie in unserem Satelliten-Netz den genauen Absender einer Nachricht nicht ermitteln können. Vielleicht haben sie auch gar keine Zeit für mich. Vielleicht dauert es auch ein paar Tage, bis ich sie genug geärgert habe. Kann doch alles sein, oder?"
„Du bist in meinen Augen ein Trottel, wenn du's tust."
Die beiden alten Ertruser standen plötzlich still, sie legten die Köpfe in den Nacken und starrten mit blicklos hassenden Augen auf einen Leichten Kreuzer der Arkoniden, der sich mit der Schwerelosigkeit eines Raubvogels durch den Himmel schob.
Sie fingen erst wieder zu atmen an, als der Kreuzer
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