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2030 - Radio Freies Ertrus

Titel: 2030 - Radio Freies Ertrus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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beschmutzt, und er begann den Planeten zu hassen, bevor er ihn kennenlernte.
    Forman da Ricce betrat mit zweifach gereinigten Händen das Panoramazimmer seines Hauptquartiers. Einige Tage früher, überlegte er, und seinem von Erschöpfung getrübten Blick hätte sich eine exotische Millionenstadt dargeboten. Statt dessen starrte er auf kontaminierten Schlamm. „Erhabene ..." Der Orbton, den er von der AUMOKJON als Adjutanten mitgebracht hatte, begrüßte ihn mit einem Gesichtsausdruck, den Forman als unsicher interpretierte. „Erhabener..."
    „Ich höre."
    „Ihr habt nun elf Stunden geruht. Dennoch ist es uns nicht gelungen, einen ernstzunehmenden Kollaborateur ausfindig zu machen."
    Forman da Ricces Kopf ruckte hoch. „Bitte? Achthundertzehn Millionen Ertruser, und meine Untergebenen finden nicht eine Person?"
    „Leider, Erhabener."
    „Wirklich ... keiner? Das ist nicht möglich!"
    „Da war ein Schwachsinniger", mußte der Orbton zugeben, „ein Analphabet. Wir haben ihn fortgeschickt. Er sprach kein Interkosmo, nur einen ertrusischen Dialekt."
    „Und?"
    „... und eine sehr alte Frau, die uns nicht brauchbar schien. Sie war krank. Sie hoffte, wir würden sie heilen."
    „Habt ihr sie ebenfalls weggeschickt?"
    „Gewiß."
    Forman da Ricce stieß ein kurzes irres Lachen aus. Er fühlte das Sekret der Erregung in seine Augen treten. „Ich dachte, ich hätte einen eindeutigen Befehl erteilt", drohte er mit ätzendem Spott. „Und wie sieht das Ergebnis aus? Beklagenswert!"
    Er brachte Stunden mit dem Versuch zu, sich einen Überblick zu verschaffen. Elf Stunden Schlaf hatten nichts zum Besseren gewendet. Das ertrusische Volk, seiner Führungsschicht und seiner militärischen Möglichkeiten beraubt, präsentierte sich gewitzt und überlebensfähig in einem Maß, wie es die Analysen des Geheimdienstes und die Dossiers des Flottenzentralkommandos nicht vorausgesehen hatten.
    Nahrungsmitteldiebstähle wurden zu Beginn seiner Verwaltung dutzendfach gemeldet. Der Verlust belief sich auf einige tausend Tonnen pro Tag, im Grunde ein gewaltiger Wert, der sich lediglich durch die Beteiligung von Ertrusern erklären ließ.
    Arkonidische und selbst naatsche Patrouillen wurden ihrer Bewaffnung beraubt aufgefunden, die meisten tot. Der Ertrus-Feldzug kostete das Imperium Tage nach seinem Ende teure Opfer. Zahlreiche Planetarier verfügten entweder über geheimdienstliche Ausrüstung, oder aber die Umweltangepaßten bedienten sich aus den Lagern der arkonidischen Besatzer.
    Forman da Ricce setzte voraus, daß ein gut Teil der wahren Vorfälle ihm verschwiegen wurde.
    Die Orbtonen, die Verantwortung trugen, wollten nicht ihre Dienstgrade verlieren; und wo wäre eine gewisse Verschwiegenheit leichter gefallen als im ertrusischen Chaos.
    In dem Gebirge, das als Buckliger Reiter bekannt war, konstituierte sich innerhalb kürzester Zeit ein bewaffneter Widerstand. Jedes galaktische Volk hätte Monate dafür benötigt, und die Ertruser organisierten sich in Tagen. Forman da Ricce hielt diese Leistung für nicht begreiflich.
    Ein Rebellensender, der sich Radio Freies Ertrus nannte, putschte die Umweltangepaßten zu anhaltender Gegenwehr auf - ohne daß es Formans Leuten gelungen wäre, jenen Sender ausfindig zu machen.
    Achthundertzehn Millionen Ertruser, die Hälfte entweder zu alt oder zu jung, achtzig Prozent erpreßbar durch Familien und Kinder, bewaffnet mit Erntemaschinen und Handwaffen - gegen eine komplette Flotte des Kristallimperiums. Der Verlust ihrer Heimat, Grundlage des ertrusischen Selbstwertgefühls, schweißte die Umweltangepaßten zu einem Volk zusammen.
    Forman hätte mit einer so extremen Reaktion nicht gerechnet.
    An jedem Tag sandte der Tato Hunderte Patrouillen durch den Buckligen Reiter. Der vernichtende Schlag, den er sich erhoffte, wollte dennoch nicht gelingen.
    Er fühlte sich versucht, den Reiter samt der ertrusischen Kämpfer mit einer Intervallbombe auszulöschen, so wie Kraschyn mit Baretus verfahren war. Forman da Ricce fing an, den Mascant und seine Motive zu verstehen.
    Doch er war sich darüber im klaren, daß es keine Möglichkeit gab, diesen Standpunkt Bostich zu vermitteln.
    Tags darauf hatten seine Leute drei weitere Überläufer gefunden, allesamt Personen ohne einen Funken Charisma oder Verstand. Forman sah dennoch keine andere Möglichkeit, als zumindest einen Versuch zu unternehmen.
    Eine jener Jammergestalten wählte er aus, ließ sie in angemessene Gewänder kleiden - und Mascant

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