2030 - Radio Freies Ertrus
sie nicht milde zu stimmen. „Ich bin ein Händler. Ich treibe Handel. Dazu muß ich unterwegs sein."
Die Blicke, die ihn gleichsam sezierten, waren voller Argwohn.
Das Mißtrauen schien ihm berechtigt. Arukitch wußte, daß die arkonidischen Patrouillen im Buckligen Reiter Dutzende Opfer an jedem Tag zu beklagen hatten. Das Gebirge galt als Sammelpunkt des ertrusischen Widerstandes. Wer den offenen Kampf gegen die arkonidische Besatzungsmacht aufgenommen hatte, traf sich im Reiter. In dieser Region des Planeten herrschte immer noch Krieg. „Deinen Namen!" schrie der Arkonide ihn an. „Ich heiße Eden Arukitch."
Der Arkonide schloß seinen Helm und fing an, scheinbar stumm die Lippen zu bewegen.
Kontaktaufnahme mit einer weit entfernten Basisstation - der Händler nahm an, daß seine Personalien in Fin Calley oder in einem Stützpunkt am Gebirgsrand überprüft wurden.
Eden Arukitch hörte ein pfeifendes, angstvolles Geräusch aus dem Versteck unter dem Beifahrersitz. Ein fürchterlicher Schreck fuhr ihm durch die Glieder. „Baroness!" brüllte er. „Still!"
Baroness hörte nicht. Sie mochte es nicht, wenn Leute sich verkleideten, wenn man ihre Gesichter nicht mehr erkennen konnte.
Die Spitzmaus schnellte aus dem Gleiter hervor, in eine für Arukitch nicht erkennbare Richtung.
In derselben Sekunde schoß von dort, wo er den Naat-Riesen wußte, ein sonnenheller Strahl.
Eden Arukitch sah die Maus in einem zeitlupenhaften Sekundenbruchteil in der Luft verbrennen. Ein Bündel Fell und wache Augen ohne sonderliche Intelligenz verwandelten sich in Asche; in einen glosenden Klumpen, der beim Anprall auf den Fels in zwei Fragmente zerriß.
In der Sekunde darauf sah sich Eden Arukitch vier Gestalten mit aktivierten Paratrons gegenüber.
Für Arkoniden waren sie schnell, mußte er widerwillig anerkennen. Nur der Naat beschränkte sich auf den Schutz seiner gewaltigen Waffe. „Sprich sehr schnell, Händler!" stieß der Anführer der Arkoniden hervor, ein Orbton, ein Offizier. „Das war mein Haustier. Eine ertrusische Riesenspitzmaus. Baroness hatte Angst vor dem geschlossenen Helm."
Er konnte sehen, wie die Arkoniden sich anblickten, dann erloschen die Paratrons. „Du solltest den Buckligen Reiter verlassen, Händler", empfahl der Orbton ihm. „Gegen dich liegt anscheinend nichts vor. Hoffen wir, daß es so bleibt."
„Sehe ich aus wie ein Unruhestifter?"
Der Orbton ignorierte seine Frage. „Wir suchen jemanden", sagte er statt dessen mit unterschwelliger Drohung zu Arukitch. „Der Reporter soll in der Gegend sein. Hast du etwas Verdächtiges bemerkt?"
„Nein."
„Wir würden dich für einen Hinweis gut bezahlen."
„Ich könnte das Geld brauchen. Aber ich habe nichts gesehen und nichts gehört."
„Es könnte sein, daß der Reporter sich auch an dich wendet. In dem Fall mußt du so schnell wie möglich eine arkonidische Patrouille alarmieren."
„Ja. Ich verstehe. Aber der Reiter ist groß."
Die Rotaugen wußten genau, was hinter seiner Stirn wirklich vorging; Eden Arukitch konnte nicht anders, er mußte ein Gespräch dieser Art als Satire empfinden.
Die Arkoniden zogen sich wachsam sichernd in ihren Gleiter zurück, ganz zuletzt stieg der Naat in die Maschine. „Wartet!" brüllte er den Arkoniden hinterher. „Ich bin hungrig, ich benötige Nahrung!"
Einer der Arkoniden reckte wider Erwarten den Kopf hervor und antwortete ihm: „Wenn du hungrig bist, geh nach Fin Calley. Dort kannst du dich registrieren lassen, dann bekommst du zu essen."
Der Arkonide riß in einer brüsk wirkenden Bewegung die Gleitertür zu. Die Maschine startete mit irrsinnigen Werten in den malvenfarbenen Himmel durch.
Dann war der Spuk vorüber, so unvermittelt wie er begonnen hatte.
Eden Arukitch blickte auf den Leichnam seines Tiers. Er wußte, daß er nun hätte weinen sollen, mit aller Zeit und Muße der Welt, statt dessen empfand er eine alles umfassende Leere, gegen die er sich nicht mehr wehren konnte.
Arukitch öffnete den hinteren Ladebereich seines Gleiters und suchte aus den Waren, die er zum Verkauf bei sich führte, eine Schaufel mit einer Vibratorspitze heraus.
Er hob am Wegesrand ein Loch aus, um Baroness zu begraben. Die Schaufel drang in den steinigen Boden so leicht ein, als handelte es sich um feinen Sand. Dann legte er die Reste seiner Freundin in das Loch. Eden Arukitch mußte mehrmals gehen, weil er nichts besaß, womit sich lockere Asche transportieren ließ. Über Baroness schüttete er die
Weitere Kostenlose Bücher