2032 - Suche in der Silberwolke
einen anderen Schluß zu. „Bestimmt gibt es irgendwo im Schiff Leichen", vermutete Marth, „aber wir haben keine Zeit, danach zu suchen, um herauszufinden, wie die Erbauer dieses Raumers wirklich ausgesehen haben. Uns geht es einzig und allein um Informationen, und wir können nur hoffen, daß das Schiff uns verrät, wo Auroch-Maxo-55 ist!"
„Dumm nur, daß Raffa als Spezialist für solche Sachen nicht bei uns ist", bedauerte Dustaff. „Er fehlt uns sehr. Aber ausgerechnet jetzt fällt er aus, weil er sich nicht im Griff hat!"
„Halt die Klappe!" fuhr Necker ihn an, da er sich dessen bewußt war, daß man in der SOL jedes ihrer Worte hören konnte.
Die Dookies waren gewohnt, auf alles zu achten, was ungewöhnlich vorkam und eine Bergung lohnen könnte. Mit Hilfe ihrer Spezialgeräte loteten sie die Tiefe der Schlacke aus und stießen dabei auf zahlreiche Objekte, die ihren Wissensdurst erregten. Jedesmal aber, wenn sie etwas ausgraben wollten, lehnte Marth Ravved ab. „Wir suchen die Hauptleitzentrale", beharrte er. „Nichts anderes interessiert. Konzentriert euch auf das Wesentliche!"
Immer wieder passierten sie auf ihrem Weg ins Herz des Raumers große Hallen. Allmählich schälte sich die Erkenntnis heraus, daß sie sich an Bord eines ehemaligen Generationenschiffes befanden. Die Erbauer des Raumschiffs hatten ausgedehnte Anlagen errichtet, um eine Selbstversorgung der Passagiere in allen nötigen Bereichen zu gewährleisten, wobei offensichtlich war, daß sie bei weitem nicht jenen technischen Stand erreicht hatten, auf dem sich beispielsweise die Terraner bewegten.
Leutnant Marth Ravved trieb seine Leute unermüdlich an. Auf keinen Fall wollte er sich sagen lassen, daß die Mission der SOL gescheitert war, weil er und die anderen Dookies zu langsam gewesen seien.
Aufgrund seiner Erfahrung und seines klugen, taktischen Vorgehens machte das Team die Zentrale bereits nach zwei Stunden aus. Es gelang trotz aller Widrigkeiten und Gefahren, dorthin vorzudringen. Auch hier waren die Zerstörungen groß. Eine Glutwelle mußte das Raumschiff von hinten bis vorn durchlaufen haben, hatte jedoch nicht alles vernichtet.
Marth nahm Verbindung mit Atlan auf und meldete ihm, daß sie sich in der Zentrale befanden. „Ich bin sicher, daß wir den Hauptcomputer gefunden haben", berichtete er. „Wir sind gerade dabei, die Speicher auszugraben.
Ich halte es aber für äußerst unwahrscheinlich, daß in diesem Schrotthaufen noch irgendwelche Informationen enthalten sind, die wir auswerten können und die uns weiterhelfen."
„Wir versuchen es, Marth! Gute Arbeit", lobte der Arkonide. „Bringt uns an Bord, was ihr gefunden habt. Beeilt euch!"
Schmerzlich berührt verzog Marth das Gesicht. Die letzte Bemerkung hätte der Unsterbliche sich sparen können. Die Dookies hatten niemals zuvor so schnell gearbeitet wie jetzt. Eine weitere Steigerung war unmöglich.
Atlan tat noch ein Weiteres, um ihm die Freude an ihrem Erfolg zu verderben. „Und schafft mir endlich diesen Raffa Gynnar her!" forderte er. „Wenn er Spezialist für die Bergung für Informationsmaterial ist, will ich ihn dabeihaben!"
*
Als Atlan hörte, daß es dem Team der Dookies gelungen war, Computerteile mit einem Gewicht von annähernd einer Tonne aus dem Wrack zu bergen, war er voller Zuversicht gewesen, daß sich daraus Informationen gewinnen ließen. Als er jedoch sah, was Marth Ravved und die anderen auf die SOL brachten, schlug seine Stimmung um.
Auf mehreren Antigravplattformen schwebte hauptsächlich schwärzlich verbrannter Schrott in den Hangar. In dem Durcheinander des verbogenen und weitgehend zerschmolzenen Materials ließen sich kaum Details erkennen.
In seinem nach Jahrtausenden zählenden Leben hatte der Arkonide schon vieles gesehen und immer wieder erleben müssen, daß sich selbst in scheinbar völlig aussichtslos erscheinender Situation stets etwas fand, was zu Hoffnung Anlaß gab. Jetzt aber schüttelte er nur noch den Kopf. Er konnte sich nicht vorstellen, daß irgend jemand Informationen aus diesem Wust von verkohltem Material ausgraben konnte, das möglicherweise vor 100.000 Jahren oder noch weitaus mehr einem Feuersturm zum Opfer gefallen war.
Enttäuscht blickte er Tangens den Falken an, der zusammen mit ihm und einer Gruppe von mehr als vierzig Informatikern in den Hangar gekommen war. „Das war wohl nichts", sagte er leise. „Was war das?" fragte Marth Ravved, der es gehört hatte. Mit zornrotem Gesicht trat
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