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2033 - Tod im Türkisozean

Titel: 2033 - Tod im Türkisozean Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Schließlich holte sie das Versäumte in der nächsten Periode spielend wieder auf.
    Großpflanzer Belebrando war anderer Meinung: „Wenn du nicht wie alle anderen arbeitest, wirst du auch nicht wie alle anderen essen und vom Gemeinschaftsmahl ausgeschlossen", meinte er knurrig. „Dann kannst du zu deinen stinkenden Fischern hinabklettern und sie um ein paar Zulmfischgedärme anbetteln."
    Seine Frau Losdui lachte nur darüber - was bedeutete, daß keine Rede von einem Ausschluß Jamaskes vom gemeinsamen Essen sein konnte. „Mein lieber Gefährte!" sagte sie - und ihre Betonung verlieh dieser Anrede etwas enorm Bedrohliches. „Dir hat wohl der Kautang nicht nur die Zähne, sondern auch dein Gehirn zerfressen! Wenn du nur halb soviel mitanpacken würdest wie Jamaske, statt wie ein unnützer Pfauenfalter in der Gegend herumzuflattern und alle mit deinem ständigen Genörgel und deiner Besserwisserei kopfscheu zu machen, hättest du deinen Titel wirklich verdient. Aber solange du nur ein großspuriger, großnasiger Großschwätzer bist, wird hier niemand vom Gemeinschaftsmahl ausgeschlossen! Und jetzt bring mir endlich diese Schlinglianen rüber, damit ich die Blaubohnen festbinden kann!"
    Es war unübersehbar: Trotz all seiner Fehler liebte Losdui ihren Mann aufrichtig. Wenn auch auf eine etwas herbe Art...
     
    *
     
    Egal, was Großpflanzer Belebrando sagte: Jamaske hatte während ihres Lebens als Fischerin nur sehr wenig von Paumyrs Oberfläche kennengelernt, und das wollte sie jetzt ändern. Trotz Belebrandos ausdrücklichem Verbot - das durch Losduis Eingreifen sowieso hinfällig geworden war - ließ sie die Pflanzerarbeit manchmal einfach Pflanzerarbeit sein und ging allein auf Inzaila-Erkundung.
    Sie durchstreifte die Gelbmohnwiesen und die tanzenden Palmenhaine, sie kroch durch das Unterholz der Knollenwälder und schlug sich durch das Gestrüpp und die silbernen Ranken, die auf Paumyrs titanischen Luftwurzeln wuchsen. Sie kletterte über die viele Meter dicken, kreuz und quer wachsenden Rohrbaumstämme im düsteren Gitterwald und ließ sich auch von den Dornen der wunderschönen, blütenübersäten Raubhecken nicht abschrecken, die in gebührendem Abstand von den bebauten Terrassenpflanzungen der Rautak ihr giftiges Unwesen trieben.
    Raubhecken waren Fleischfresser und ernährten sich von den wenigen Kleintieren auf Paumyr: hauptsächlich Schmetterlinge und Insekten, aber auch einige Wurmartige, die Paumyrs Körper durchwühlten und unvorsichtig genug gewesen waren, sich unter freiem Silberschirm blicken zu lassen. Die pfeilschnell abgeschossenen Dornen der Raubhecken spießten die Kleintiere auf, bevor ihre biegsamen Greifranken die betäubten Opfer durch den täuschenden Blütenvorhang ins Innere der Hecken beförderten. Dort war alsbald ein Kauen und Schmatzen zu hören, das von einem Geräusch gefolgt wurde, das Jamaske unangenehm an Großpflanzer Belebrandos ungenierte Rülpser beim Gemeinschaftsmahl erinnerte.
    Jamaske und den anderen Rautak konnte das Gift der Raubhecken allerdings nicht gefährlich werden. Wenn man von Pfeildornen getroffen wurde, mußte man sie lediglich rasch wieder herausziehen, weil sonst um die winzige Einschußwunde eine harte, eitergefüllte Beule entstand, die sich erst im Lauf von vielen Perioden wieder zurückbildete.
    Einer der schönsten - und unzugänglichsten - Plätze, die Jamaske bei ihren Streifzügen entdeckte, lag hoch über den Terrassenpflanzungen auf halbem Weg zum wasserblauen Blätterwald. Es war auf einem kühnen, von Schreischwalben umkreisten Vorsprung der an dieser Stelle über Hunderte Meter steil abfallenden Gelbmohnküste.
    Von hier oben hatte Jamaske einen überwältigenden Ausblick über weite Teile Paumyrs - bis ganz nach vorne zum spitz zulaufenden „Bug" der Inzaila - und auf den türkisblauen Ozean.
    Die Laubhütten und Blütenhäuser der Rautak-Pflanzer wirkten von hier aus winzig klein und waren zwischen den Blumenteppichen, den Knotenwäldern und Paumyrs riesigen Luftwurzeln kaum auszumachen. Lediglich die aus den Pflanzerdörfern strahlenförmig wegführenden Blatt- und Rohrbaumleitungen waren ein deutlicher Hinweis auf die Anwesenheit der Rautak. In diesem die ganze Inzaila überspannenden Netzwerk floß das Wasser aus den Paumyrbrunnen, das Paumyr selbst mit seinen unterseeischen Kammwurzeln entsalzt, gefiltert und aus den Tiefen des Türkisozeans heraufgepumpt hatte. Aber sogar die Rohrbaumleitungen bildeten eigenständig Wurzeln,

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