Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

2033 - Tod im Türkisozean

Titel: 2033 - Tod im Türkisozean Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
verwachsenen Pflanzensträngen in ihrer Mitte um vieles größer war als lediglich 3800 mal 900 Meter, gab es mehr zu entdecken als in den scheinbar endlosen Weiten des Türkisozeans.
    Bis jetzt hatte Jamaske hauptsächlich auf dem Wasser und in den Kavernen gelebt. Sie war nicht oft auf Paumyrs Oberfläche gewesen - die sie nun staunend kennenlernte.
    Losdui und ein auf liebenswerte Art eifriger und von Begeisterung für Paumyrs Werke. erfüllter Pflanzer namens Nimmred, der Jamaskes Abneigung gegenüber dem geckenhaften und wichtigtuerischen Großpflanzer teilte, übernahmen es, Jamaske die Grundzüge des Pflanzerdaseins zu erklären und sie in ihre neuen Pflichten einzuweisen. Großpflanzer Belebrando, der gerne selbst die Rolle des „väterlichen" Unterweisers übernommen hätte, zeigte zwar deutlich seine Mißbilligung, hatte aber keine Chance gegen seine energische Frau und den nicht auf den Mund gefallenen Nimmred.
    Schon wenige Perioden nach ihrer Ankunft hatte sich Jamaske mit der Unterstützung ihrer beiden Vertrauten so weit eingelebt, daß sie von den anderen Pflanzern als ihresgleichen angesehen wurde. Die Bezeichnung „Pflanzer" war eigentlich irreführend. Abgesehen von der Aussaat einiger weniger Getreidesorten und dem Anbau der genügsamen Brotknolle, war eine Förderung des Wachstums von Paumyrs wild wuchernder Oberflächenfauna nicht nötig.
    Das besorgten schon die Pflanzen selbst - mit ihren Flugsamen und mit Hilfe der symbiotischen Laufwurzeln.
    Laufwurzeln hatten das Aussehen braunhäutiger Würmer, waren aber keine Tiere, sondern pflanzliche Parasiten, die überall herumkrabbelten und von Zeit zu Zeit - allein oder als netzartig zusammengeschlossenes Kollektiv - an einem Baum oder einem Strauch andockten.
    Die Laufwurzeln wurden von ihren Wirtspflanzen mit Nährstoffen versorgt. Im Gegenzug saugten die Wanderparasiten Wasser aus Paumyrs Untergrund, das sie zum Großteil an die Wirtspflanzen weitergaben. Und sie gaben noch etwas anderes weiter: genetisches Erbmaterial - den kostbaren Rohstoff für neues Leben. Laufwurzeln waren Paumyrs Bestäuber und Befruchter.
    Und die Rautak-Pflanzer waren in Wahrheit eher Ernter - aber nicht nur.
    Pflanzer waren auch Pflanzenheger, Pflanzenhirten, Pflanzendompteure - und Pflanzenbeschneider.
    Nimmred drückte es so aus: „Wenn wir uns nicht ranhalten, wächst Paumyr bis hinauf zum Silberschirm und bis hinab zum Meeresgrund."
    Und Losdui fügte hinzu: „Wir sind Paumyrs Gärtner und Pfleger Wir verhindern, daß Paumyr an sich selbst erstickt."
    Dem tiefgläubigen Nimmred ging diese Deutung zwar zu weit, da er davon überzeugt war, daß die Rautak selbst ein Teil von Paumyr waren und also auch die Inzaila selbst dafür sorgte, daß sie nicht zu einem unförmigen Pflanzengebirge verwucherte, das im türkisblauen Weltmeer irgendwann einfach auf Grund lief.
    Aber er nickte nur und sagte mit einem Augenzwinkern: „Losduis Worte sind weise, weil Paumyr, die Eine, aus ihr spricht. In Losduis Adern fließt Paumyrs heißes Blut."
    Womit er nichts anderes als den Garrenda meinte, den die Frau des Großpflanzers häufiger genoß, als selbst Jamaske ratsam erschien.
    Die Arbeit in den Knotenwäldern und auf den Terrassenfeldern war hart, aber Jamaske empfand sie bei weitem nicht als so anstrengend wie die Arbeit bei den Fischern. Sie setzte die Brotknollen doppelt so schnell wie alle anderen ein. Sie hatte eine Wurzelwucherung in der Hälfte der Zeit zurechtgestutzt, die selbst so erfahrene - und ständig beschwingte - Pflanzerinnen wie Losdui dafür brauchten. Wenn Blatt- und Rohrwurzelleitungen zu verlegen waren, mit denen das gefilterte Wasser aus den Paumyrbrunnen in die Pflanzungen, auf die Wiesen und Felder geleitet wurde, wuchs Jamaskes Abschnitt mit der größten Geschwindigkeit. Und im Erklettern von Bäumen, im Schneiden von Bambusrohr, im Ernten der Windfrüchte und dem Aufspüren der an schwer zugänglichen Plätzen wachsenden Karia-Pilze und Glasschwämme legte sie eine Geschicklichkeit an den Tag, die ihr die halb neidischen, halb bewundernden Blicke aller anderen Pflanzer eintrug.
    Nein, die Pflanzerarbeit - jedenfalls die, die auf Paumyrs Oberfläche und nicht unter Wasser verrichtet wurde - stellte für Jamaske keine allzu große Herausforderung dar.
    Und wenn sie schon um so vieles schneller und effizienter arbeitete, so dachte Jamaske, konnte sie sich auch das Recht herausnehmen, der gemeinsamen Arbeit in manchen Perioden fernzubleiben.

Weitere Kostenlose Bücher