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2033 - Tod im Türkisozean

Titel: 2033 - Tod im Türkisozean Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Fragen in einem Ozean aus Zweifel und Unwissen und Angst und dumpfer Erschöpfung.
     
    *
     
    Nicht nur am Silberschirm häuften sich drohende Erscheinungen.
    Auch unter Wasser glaubte Jamaske manchmal, wenn ihre Glieder trotz der drei isolierenden Schuppenschichten der Wasserrüstung schon klamm und steif waren und ihre Gedanken nur noch um den baldigen Aufstieg kreisten, gespenstische Phantome in der Tiefe auszumachen.
    In einer Tiefe, in der sie eigentlich gar nichts hätte sehen dürfen - trotz ihrer Fackelwurzeln.
    Schließlich war der Türkisozean in dieser Tiefe nicht mehr türkis, sondern bestenfalls grau - und meistens einfach schwarz.
    Bis auf die verloren wirkenden Lichter der anderen Rautak, die an Paumyrs wucherndem Rumpf arbeiteten, herrschte im tieferen Türkisozean die völlige Dunkelheit der Finstermeere jenseits der Schmetterlingswolke, von der im „Periodenbuch" berichtet wurde.
    Obwohl Jamaske das „Periodenbuch" nie zu Gesicht bekommen hatte - und nicht einmal wußte, was ein „Buch" überhaupt war.
    Es war bereits die elfte Periode in Folge, die Jamaske unter Wasser arbeitete, als sie in einem tiefliegenden Abschnitt, wo Paumyrs Seitenwandung bereits in die flimmernden Kammwurzelwälder überging, einige farnüberwachsene Einbuchtungen entdeckte, die möglicherweise Höhlen waren. Sie gab der Versuchung nach und schwamm auf die in der Tiefenströmung wie Büschel strähniger Haare hin- und herwehenden Farne zu.
    Wenn dahinter wirklich Höhlen waren, könnten das Unterwasserzugänge ins Innere der Inzaila sein, vielleicht sogar Stollen, die direkt in Paumyrs Herz führten. Wer wußte das schon - außer vielleicht den Paumyr-Sprechern?
    Jamaske steckte ihre Haischädelaxt in den Gürtel, durchschwamm den Farnvorhang und leuchtete mit einer Fackelwurzel die Grotte dahinter aus. Das dunkle und faulig wirkende Grau der von Klammermuscheln, Schlingmoos und Schwämmen übersäten Pflanzenwandungen entpuppte sich im Schein der Fackelwurzel als prächtiges Aquamarin.
    Aber die Grotte selbst war eine Enttäuschung. Nach nur wenigen Windungen, durch die sich Jamaske in ihrer klobigen Wasserrüstung zwängte - immer darauf bedacht, daß der nachgeschleppte Luftschlauch nicht irgendwo hängenblieb oder eingeklemmt wurde -, schien es an dieser Stelle kein Weiterkommen mehr zu geben. Jamaske kehrte aus der engen Grotte ins offene Meer zurück, nahm sich aber vor, es bei ihrem nächsten Tauchgang noch einmal zu versuchen.
    Das atemberaubend schöne - und tödlich giftige - Glitzergespinst einer Kettenqualle trieb vorüber. Ein Borstenfisch streifte für einen kurzen Moment über das Sichtfenster ihres Helms.
    Ein großer, kupferfarbener Staunkönig guckte ihr mit großen Glubschaugen und träge pumpendem Maul scheinbar direkt ins Gesicht. Jamaske wußte, daß der Staunkönig in Wirklichkeit fast blind war und die „Augen" hochsensible Schwingungsorgane darstellten, während das wenige Licht, das der Fisch wahrnehmen konnte, von Rezeptorzäpfchen zwischen seinen Schuppen aufgenommen wurde.
    Jamaske kehrte zu der höher gelegenen Kerbe zurück, die sie bereits in eine besonders harte Verdickung einer Wildwucherung geschlagen hatte und noch erweitern wollte. Beim ersten, durch den Wasserwiderstand stark gebremsten Hieb mit der Haischädelaxt rutschte ihr die nur nachlässig zu den anderen zurückgesteckte Fackelwurzel aus dem Gürtel. Jamaske folgte mit ihren Augen dem leuchtenden, astartigen Strunk, wie er, vom Wasser vollgesogen, langsam zum fernen Meeresboden hinabtrudelte - und da entdeckte sie sie: einen Schwarm bis zu sieben Meter langer, muränenartiger Ungetüme, die mit je drei blicklos funkelnden Augen in der Tiefe lauerten.
    Es waren Dhejas - ein ganzes, dicht beieinanderstehendes Geschwader davon.
    Die abwärts sinkende Fackelwurzel wirkte auf die scheußlichen Tiefseemonster wie ein Angriffssignal. Der düstere Pulk begann sich zu bewegen, und Jamaske hatte für einen Moment das schwindelerregende Gefühl, auf den rasch näher kommenden Boden einer Schlangengrube zuzustürzen.
    Aber in Wahrheit waren es die Dhejas, die mit kräftigen Schwanzschlägen zu ihr heraufgestoßen kamen!
    Die Dhejas schwärmten aus, ihre mächtigen Muränenleiber schnitten scheinbar mühelos durch das Wasser, während schwallartig ausgestoßene Luftblasen aus ihren seitlichen Kiemengittern drangen. Einige der Bestien nahmen Kurs auf die vereinzelten Lichter der anderen Taucher, die an Paumyrs Rumpf arbeiteten.
    Jamaske

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