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2033 - Tod im Türkisozean

Titel: 2033 - Tod im Türkisozean Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Oberhaupt der Wissenden - zitiert worden war. „Du wirst ihn nie wiedersehen", sagte der Paumyr-Sprecher, der ihr den Eingang zu den Höhlen der Unterweisung versperrte.
    Jamaske kehrte wie betäubt und unendlich niedergeschlagen ins Pflanzerdorf zurück. Eine graue Leere jenseits der Verzweiflung begann sich in ihr breitzumachen.
    Dies war das Ende ihrer glücklichen Perioden. Jamaske hatte zum zweiten Mal ihre Träume verloren -- und diesmal wahrscheinlich für immer.
     
    11.
     
    Tauchgang
     
    Von Zeit zu Zeit hatten die Pflanzer eine Arbeit zu verrichten, die nicht nur beschwerlich, sondern auch mit erheblichen Gefahren verbunden war. Sie nannten es „die Beschneidung", und wer dabei beschnitten wurde, war Paumyr selbst - allerdings nicht an der Oberfläche, sondern unter Wasser.
    Das undurchdringlich verwobene, unsterbliche Pflanzengeflecht der Inzaila setzte sich unter der Wasserlinie fort - ein nasses und dunkles Dickicht, verschlungener noch als die Knotenwälder und zusätzlich von den nahrhaften Schwebstoffen des Türkisozeans zu einem verstärkten Wachstum animiert. Was da unten in der Dämmerlichtzone und in der völligen Finsternis einer noch größeren Tiefe vor sich hin wucherte, war Paumyrs ozeanisches Unterholz.
    Und dieses glitschige, algen- und moosüberwachsene Unterwasserdickicht mußte in regelmäßigen Abständen zurechtgestutzt werden, um der schwimmenden Pflanzeninsel ihre Stromlinienform zu erhalten.
    Die Beschneidung war die mit Abstand kräftezehrendste und gefahrvollste Aufgabe der Pflanzer. Um ihr nachzukommen, glitten die Rautak in schweren, primitiven Tauchanzügen - den sogenannten Wasserrüstungen - an Paumyrs millionenfach zerfasertem Rumpf entlang in bis zu 80 Meter Tiefe hinab. Ihre dreilagigen Wasserrüstungen bestanden in der Hauptsache aus in kleine Stücke geschnittenen Weißfischschuppen, die mit Baumharz verkittet und mit Feuer verschweißt worden waren. Der aus Haileder gefertigte und mit Mardimenrippen verstärkte Helm hatte auf der Vorderseite ein dickes, ovales Sichtfenster, das aus dem in Scheiben geschnittenen und an der Luft ausgehärteten Herzstück von Glasschwammen gewonnen wurde.
    Die benötigte Atemluft wurde über lange, aus den Gedärmen von Robbentümmlern hergestellte Schläuche von der Oberfläche Paumyrs in die Wasserrüstungen gepumpt. Je zwei Rautak bedienten den Blasebalg, der einen einzelnen Taucher mit Luft versorgte. Für Notfälle führte der Taucher noch einen Atem- und einen Druckballon mit sich, die neben der zweizackigen Harpune am Rücken der Wasserrüstung befestigt waren. Ein abgetauchter Rautak signalisierte über eine am elastischen Luftschlauch entlangführende Leine, ob er tiefer sank oder höher stieg, und je nach dem Wasserdruck, der auf den fünf Lungenblättern des Tauchers lastete, verstärkten oder verringerten die beiden Versorgungs-Rautak die Geschwindigkeit, mit der sie den Blasebalg betätigten.
    Ein Leck in der Wasserrüstung wäre in den Tiefen, in die die Rautak abtauchen mußten, unweigerlich tödlich gewesen. Aber es gab zahlreiche andere Gefahren, die auf die tauchenden Rautak lauerten.
    Taucher wurden auch „Todesgrundler" genannt. Und Jamaske war eine von ihnen.
    Sie vermutete, daß sie die zweifelhafte Ehre Großpflanzer Belebrando zu verdanken hatte, der selbst nichts anderes tat, als die Mannschaften an den Blasebälgen „zu überwachen".
    Wenn sich Jamaske in die klobige Wasserrüstung zwängte, wenn sie sich ins Meer plumpsen ließ, wenn sie an Paumyrs unterseeischen Wurzelwucherungen entlang hinab in die lichtlose Tiefe sank, verwünschte sie den Moment, in dem sie als Pflanzerin wiedergeboren worden war. Der Abstieg zu jenen Stellen von Paumyrs gewaltigem Rumpf, die beschnitten werden mußten, erinnerte sie jedesmal an den nassen Tod, den sie schon einmal gestorben war, und Meter um Meter steigerte sich ihre Beklemmung.
    Jamaske umklammerte mit der rechten Hand ihre schwere, aus den geschärften Schädelknochen eines Widderhais gefertigte Axt und versuchte, sich auf ihre Arbeit zu konzentrieren. Im Gürtel der Wasserrüstung hatte sie einen Vorrat von Fackelwurzeln stecken, die die ozeanische Finsternis mit ihrem biolumineszenten Leuchten zumindest ein wenig erhellten. Als sie das Unterwasserdickicht einer besonders ausladenden Wucherung erreicht hatte, band sie sich mit einem Tau an einem Wurzelstrunk fest und begann mit der Beschneidung.
    Ihr Werkzeug war die Haischädelaxt.
    Paumyrs unterseeische

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