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204 - An Afras Ufern

204 - An Afras Ufern

Titel: 204 - An Afras Ufern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia Zorn
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runzelte die Stirn. Er beobachtete das Treiben auf dem Markt genauer: Sobald sich Kasanjas näherten, zogen die Dunkelhäutigen ihre Köpfe ein. Manche deuteten sogar eine Verbeugung an. Die Herren der Stadt begegneten diesem unterwürfigen Verhalten mit abschätzigen Bemerkungen. Sie verpassten keine Gelegenheit, die Dunkelhäutigen anzurempeln oder sie in anderer Weise zu demütigen.
    Ein Grund mehr, Kisaayo schnellstens zu verlassen, dachte Matt grimmig. Er schaute sich suchend nach Rulfan und Wanja um. Etwa hundert Schritte entfernt am Rande des Marktes entdeckte er seinen weißhaarigen Freund, der sich eifrig mit Wanja unterhielt.
    Matthew wollte zu ihnen. Er drängte sich zwischen Menschen und Buden hindurch. Mit einem Mal fiel ihm ein Tonkrug von einem umstürzenden Gerüst direkt vor die Füße.
    Matt wollte ausweichen und sprang zur Seite. Dabei riss er einen alten Mann zu Boden. Er beugte sich schnell über ihn und half dem Alten auf die Beine. »Entschuldigung, es tut mir Leid!«
    Der Alte hob beschwichtigend die Hand. »Nix passiert! Nix passiert!«, lachte er.
    Als Matt ihn sich genauer anschaute, blieb ihm für einen Augenblick die Luft weg: Vor ihm stand ein sehr kleiner, sehr schwarzer Mann mit makellos weißen Zähnen und ergrautem Haar. Bis auf sein Alter war er das Ebenbild von Ohnzung.
    Der Alte griff in einen Lederbeutel, den er um seine Schulter trug. Er zog eine Wurzel aus hellbraunem Holz heraus und reichte sie ihm. »Zahnputzen!«, lachte er, »Zahnputzen!«
    Während Matt die Wurzel genauer betrachtete, bemerkte er, wie drei breitschultrige Kasanjas sich hinter dem Alten aufbauten: ein Rothaariger, ein Blauhaariger und ein Wasserstoffblonder. Ihre Gesichter versprachen nichts Gutes.
    Ehe Matt sich versah, tätschelte der Rothaarige abwertend das ergraute Haupt des Alten. »Was belästigst du unseren Gast! Mach, dass du weg kommst!« Der Blauhaarige versetzte dem kleinen schwarzen Mann einen derben Stoss in den Rücken.
    Matt war entsetzt. Er stellte sich schützend vor den Alten.
    »Es reicht jetzt! Habt ihr denn keinen Stolz? Einen alten Mann zu schlagen!«
    »Halt dich da raus, Fremder! Wir haben hier unsere eigenen Regeln!«, rief ihm der Wasserstoffblonde zu.
    »Dann wird es Zeit, dass jemand diese Regeln ändert«, knurrte Matthew. »Ich will jetzt mit meinem Freund unsere Unterhaltung fortsetzen. Also seht zu, dass ihr Land gewinnt!«
    Die Bunthaare schauten sich sprachlos an. Inzwischen hatte sich eine Menschentraube um die Kasanjas, Matt und den Alten gebildet. Frauen und Männer beobachteten aufmerksam das Geschehen.
    Matt legte dem Schwarzen den Arm auf die Schulter.
    »Komm, lass uns gehen«, raunte er ihm zu. Er wollte seitlich an den drei Kasanjas vorbei. Sofort verstellte ihm der Wasserstoffblonde den Weg. Matt fackelte nicht lange und verpasste ihm einen Stoss gegen die Brust. Ein kurzer Aufschrei ging durch die Menge, die sie umringte. Blondhaar taumelte nach hinten und glotzte Matt mit offenem Mund an.
    Der kehrte ihm den Rücken und bahnte sich und dem Alten einen Weg durch die Menge. Doch sie kamen nicht weit.
    Blauhaar und Rothaar stürzten sich brüllend auf Matt. Doch damit hatte der gerechnet. Blitzschnell wirbelte er herum. Seine Rechte landete auf Rothaars Nase. Ein hässliches Knacken war zu hören und der Kasanja heulte auf. Matthew beachtete ihn nicht weiter, sondern winkelte seinen Arm an. Sein Ellenbogen schoss wie ein Rammbock auf Blauhaars Brustbein.
    Während der Getroffene nach Luft rang, stürzte sich Blondhaar auf Matt. Er riss ihn zu Boden. Die Leute in ihrer Nähe sprangen zur Seite. Blondhaar saß auf Matts Bauch, und seine beringten Pranken drückten sich in dessen Hals.
    Matt keuchte. Er packte die Haarpracht seines Gegners und zog sie mit einem Ruck zu sich hin. Der Kasanja rutschte nach vorne. Dabei hob sich sein Gesäß. Matt nutzte die Chance und warf sich zur Seite. Schnell wie eine Katze brachte er den schweren Körper des Angreifers unter sich. Aber Blondkopfs Pranken hingen immer noch um seinen Hals. Die Umstehenden grölten. Matthew holte aus und verpasste dem Kasanja unter sich einen Kinnhaken, der ihn ins Land der Träume schickte.
    Matt presste sich die schmerzende Faust gegen seine Brust.
    Schwer atmend kam er auf die Beine. Es war still geworden auf dem Platz. Unzählige Augenpaare starrten ihn an: manche bewundernd, manche fassungslos, andere hasserfüllt. Matt war es egal. Er wollte nur weg hier. Aus der Menge löste sich eine kleine

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