2044 - INSHARAM
fast vergebens gegen die Dunkelheit gekämpft hatten, zuckte nun ein noch viel schwärzeres, annähernd kreisrundes Etwas, das seine Form unablässig veränderte. Wie bei einer farblich ins Gegenteil verkehrten Sonne schossen Protuberanzen weit hinaus, nur um im nächsten Augenblick wieder zusammenzubrechen. Der Rand des Kreises war in unablässiger Bewegung. Während die Josmin-Cyn ihre Anweisungen befolgten und versuchten, dieses Gebilde zu stabilisieren, kam es zu einem folgenschweren Unfall. Der Raum krümmte sich in sich selbst, Raum und Zeit verloren ihre Bedeutung, und etwas Fremdes sickerte in die kreisförmige Fläche und breitete sich dort aus. Es blieb bestehen und strahlte etwas aus, das jegliches Leben verbrannte, wenn man ihm zu nahe kam und nicht über einen geeigneten Schutz verfügte.
Das alles schien noch planmäßig zu verlaufen. Dann jedoch schoss etwas anderes aus der schwarzen Scheibe. Es war winzig, nicht größer als die Spitze eines Grashalms, doch es vereinigte die Masse eines Planeten in sich. Ein düsteres, tiefrotes Flackern ging von ihm aus. Die riesigen Schiffe, die über dem schlafenden Licht schwebten, erzitterten unter der kollektiven Anstrengung, diesen Grashalm mit der Schwerkraft einer ganzen Welt zu bändigen. Die Energieschirme, die sie umgaben, leuchteten hellrot auf, und Jonkylm glaubte, das Donnern und Dröhnen ihrer Maschinen bis hier herunter auf dem Planeten zu vernehmen. Der winzige schwarze Punkt wurde mühsam von den Raumschiffen gehalten, seine Schwerkraft neutralisiert. Jonkylm konnte ihn nur wahrnehmen, weil er das Licht einsog und deshalb viel größer wirkte, als er tatsächlich war.
Aber Meter um Meter bewegte er sich vorwärts und zermalmte alles, was in seinen Bereich kam. Erst als weitere Raumschiffe heraneilten und die anderen unterstützten, gelang es, den schwarzen Massepunkt in die Scheibe zurückzudrängen. Er hatte fürchterliche Verwüstungen angerichtet. Der Großteil der technischen Apparaturen, die die Josmin-Cyn um den Südpol errichtet hatten, war schwer beschädigt oder gar zerstört worden. Auch einige der fremden Wesen waren ums Leben gekommen. Von den meisten war buchstäblich nichts übriggeblieben, doch einige wenige waren zu Obelisken versteinert, die keinen Schatten warfen.
Der Zwischenfall warf die Konstruktion des Alshma Ventor zurück, des Schlafenden Lichts, wie Jonkylm es nannte, des Tors ins INSHARAM am Südpol von Auroch-Maxo-55. Doch Zeit spielte für die Inzaila nun kaum noch eine Rolle. Mit ESTARTUS Hilfe gelang es ihnen, sich aus dem Weg zu gehen. Ein Herzschlag oder eine Ewigkeit später leuchtete der Silberschirm hell auf. Das Tor zum INSHARAM ist geöffnet, sprach das Grenzenlose Glück.
Doch wie ihr miterlebt habt, sind wir auf ungeahnte Schwierigkeiten gestoßen. Der Weg erweist sich beschwerlicher als erwartet, in dem Dimensionstunnel zum INSHARAM herrschen Verhältnisse, die nur mit allergrößtem mentalen Kraftaufwand zu überstehen sind. Es ist also von jetzt an bis in alle Zukunft geboten, nur die jeweils stärkste Inzaila auf die Reise zu schicken. Der Silberschirm trübte sich ein; Jonkylm ahnte, dass dies noch nicht alles war, was ESTARTU ihnen zu sagen hatte. Sie sollte Recht behalten. Die Kraft einer einzelnen Inzaila reicht nicht aus, um diesen Weg zu nehmen, fuhr das Grenzenlose Glück fort. Daher muss am Alshma Ventor immer eine Inzaila sterben, während die Überlebende deren freigesetzte Kräfte aufnimmt, um davon zu zehren.
3.
Unter Wasser
„Voller Stopp!" sagte ich und musste daran denken,' wie ich dasselbe zu Leonardo da Vinci gesagt hatte, als wir in einer seltsamen Konstruktion saßen, die er nach meinen Anregungen gebaut hatte, und der große Meister in die Pedale trat, um uns voranzubringen. ,"Eine relative Ruheposition einnehmen!"
Alles blieb ruhig. Keine Vibrationen, keine energetischen Entladungen. Wir trieben dahin. Die Halos zeigten wieder Bilder einer definierbaren Außenwelt.
Jeder Zweifel war ausgeschlossen.
Das INSHARAM befand sich unter Wasser! Ich weigerte mich kurzfristig, dar über nachzudenken, was das zu bedeuten hatte, und schaute zu dem Kokon, der in der Mitte der Zentrale schwebte. Dem Kokon, aus dem die SOL-Besatzung die Anweisungen von ES empfing. Er rührte sich nicht und blieb stumm.
Wie immer, wenn wir Hilfe oder Aufklärung von ihm erwarteten oder zumindest gut hätten brauchen können. Aus dieser Richtung war vorerst offensichtlich keine Unterstützung zu
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