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2044 - INSHARAM

Titel: 2044 - INSHARAM Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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...
    „SENECA, wann wird die Hülle brechen oder reißen?"
    „Meinen Extrapolationen zufolge bei unveränderter Steigerung der Belastungen knapp zwei Minuten."
    „Icho, sind wir in zwei Minuten hier raus?" Das lange Schweigen des Haluters war beredter als jede Ausflucht. Trotz Plangehirn war Tolot nicht imstande, mir eine Antwort zu geben.
    Du musst etwas unternehmen, Zauderprinz. Wenn es nicht möglich ist, eine schützende Hülle aufzubauen, musst du zumindest die Geschwindigkeit relativ zum umgebenden Medium reduzieren. „SENECA", sagte ich, „aktiviere die Gravojet-Triebwerke. Gegenschub, zehn Prozent der Maximalleistung!" Tek warf mir einen zweifelnden Blick zu. Der eines jeden anderen wäre bestimmt entsetzt gewesen. Natürlich ließ ich mich auf ein reines Vabanquespiel ein, das genauso tödlich enden konnte wie die Vibrationen, die das Schiff zu zerreißen drohten. Die Gravojets wurden normalerweise ausschließlich für den Atmosphärenflug eingesetzt, und wenn ich sie benutzte, um unseren Flug zu verlangsamen, ging ich eine unwägbare Gefahr ein. Wir sind in einem Medium, das mit einer Atomsphäre vergleichbar ist, überlegte ich. Es ist ein Augenblick auf Leben und Tod, bestätigte der Extrasinn. Aber du musstest einfach die Entscheidung treffen, trotz allem hier im Dimensionstunnel das Triebwerkssystem einzusetzen! Die Vibrationen, die vom Carit ungedämpft an das Schiffsinnere weitergegeben wurden, übertönten alle Geräusche, die die Jets eventuell produzierten. Auch mir wurde allmählich speiübel. Ich fragte mich, was zuerst zusammenbrechen würde, die Baustruktur der SOL oder die der Zellen meines Körpers. „SENECA, Geschwindigkeit?" rief ich. Meine Stimme klang viel zu tief. Ich spürte, dass nicht nur auf der Stirn, sondern am ganzen Körper meine Adern hervortraten. Der Druck auf meinen Kopf wurde immer stärker. „Nicht zu ermitteln. Ich könnte sie höchstens relativ zu den Ortungen der Massetaster extrapolieren." Wahrlich kein verlässlicher Gradmesser, aber das war alles, was wir hatten. „Geschwindigkeit?" krächzte ich. „Sechshundert Stundenkilometer. Wir sind langsamer geworden." Aber nicht langsam genug. „Leistung der Gravojets auf zwanzig Prozent Maximum erhöhen! Ganz behutsam ..."
    „Ich rate davon ab. Wir ..."
    „Befehl ausführen!" unterbrach ich das Bordgehirn. Ein Vabanquespiel. Entweder der Widerstand des unbegreiflichen Mediums in diesem Schlauch drückte die Hülle ein, oder die energetischen Entladungen schlugen durch. Ich konnte kaum noch etwas sehen. Meine Welt war phasenverschoben. Die Konsole vor mir schien zwanzig Zentimeter in der Luft zu schweben und gleichzeitig fest im Boden verankert zu sein. „Geschwindigkeit?"
    „Dreihundert Stundenkilometer." Eine grobe Schätzung, sonst hätte SENECA viel präziser geantwortet. „Leistung der Gravojets weiter erhöhen! Auf dreißig Prozent ..." Ich vernahm SENECAS Stimme, als hätte das Bordgehirn Lachgas inhaliert, ohne die Worte zu verstehen. Die Vibrationen schienen mich zu zerreißen. Noch eine Sekunde, und das Blut in meinem Gehirn würde zu kochen anfangen und mit solcher Wucht explodieren, dass meine Schädelknochen Dellen in die Wand der Zentrale schlugen.
    Das Vibrieren ließ nach. „Leistung senken", lallte ich, „aber steigern, wenn die Vibrationen wieder stärker werden ... Und Geschwindigkeit durchgeben ..." Auch für diese Formulierung hätte man mich früher vom Admiral zum Arbtan degradiert, aber das war mir gleichgültig. Ich konnte nicht mehr klar denken. Ich vernahm SENECAS Meldungen, als wären sie das Geheul eines tollwütigen Wolfs, der einmal mein Bruder gewesen war. Irgendwo im dichten Wald rief er seine Artgenossen, weil er einen Fluss überqueren wollte und vor dem Wasser zurückschreckte, wohl wissend, dass sie niemals kommen würden... „Geschwindigkeit fünfzig Stundenkilometer!"
    Du phantasierst! vernahm ich eine Stimme fern in meinem Kopf. Ist einer deiner Brüder jemals tollwütig geworden? Ich wusste es nicht. „Gravojets aus schalten!" krächzte ich. Es war höchste Zeit; die Vibrationen ließen schlagartig nach oder hatten schon vor geraumer Weile nachgelassen, ohne dass ich es bemerkt hatte. Ich öffnete die Augen. Mein Körper war schweißnass. Ich transpirierte heftig. Verdammt, warum hatte der Schutzanzug die überschüssige Flüssigkeit noch nicht vollständig abgesogen?
    Die Sprache in der Zentrale der SOL wird zunehmend grober, mahnte der Extrasinn. Das liegt an der

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