2045 - Aufruhr im INSHARAM
aber unmöglich. Der Paratron würde mit der flüssigen Psi-Materie des INSHARAM-Ozeans reagieren und die SOL möglicherweise vernichten."
„Warum wehren wir uns nicht?" fragte Steph La Nievand. „Zeigen wir den Seekühen, was eine Harke ist. Feuern wir eine Breitseite Paralysestrahlen auf sie ab - es wäre nur Notwehr."
Er erhielt tatsächlich Beifall. Fee Kellind aber schüttelte den Kopf. „Das könnte erstens seine Wirkung verfehlen und sie zweitens provozieren. Wissen wir, welche Mittel ihnen zur Verfügung stehen? Was sie wirklich können? Vielleicht ist das Ziehen die Begleiterscheinung eines Kontaktversuchs. Vielleicht wollen sie uns auch nur davor warnen, weiter ins INSHARAM vorzudringen."
„Warum haben wir eigentlich noch nicht versucht, mit ihnen Kontakt aufzunehmen?" fragte Oberstleutnant Don Kerk'radian, der zuständig für den Bereich Schiffsverteidigung war. Der mit knapp zwei Metern und seiner breiten Statur auffällige Hüne sah sich um. „Über Funk und über die Außenlautsprecher. Vielleicht nützt es nichts, wahrscheinlich sogar. Aber wir hätten es wenigstens versucht."
„Das gefällt mir schon besser", sagte Fee. Sie drehte sich nach dem Bildschirm um, der das Innere der Funk- und Ortungszentrale der SOL zeigte. „Habt ihr mitgehört, Viena?"
„Ja, natürlich", antwortete der Major. „Dann sendet über Funk und die Lautsprecher gleichzeitig eine Botschaft an die fremden Wesen. Sie lautet: Wir kommen in Frieden! Bitte stellt eure Angriffe ein! Wenn ihr uns versteht, gebt uns ein Zeichen!"
„Wenn sie aufhören, uns zu attackieren, haben sie uns verstanden", murrte Zakata und verzog sein Gesicht zu einem hässlichen Grinsen. „Die Botschaft geht in einer Minute hinaus, Kommandantin."
„Danke", sagte Fee und wandte sich wieder um.
Sie sah Icho Tolot wie einen Berg auf sich zukommen. Die Offiziere wichen respektvoll vor ihm zur Seite. Neben dem Haluter gingen Myles Kantor und Tangens der Falke.
Vor Fee Kellind blieben die drei Galaktiker stehen. Argwöhnisch sah sie empor in die drei Augen des schwarzen Riesen von Halut. „Und?" fragte sie, während ihre Offiziere heftig miteinander diskutierten. „Womit kommt ihr mir? Habe ich nicht veranlasst, dass mit der Untersuchung des Kym auf der Stelle aufgehört werden soll?"
„Wir haben keine weiteren Versuche mit ihm angestellt", dröhnte die „gedämpfte" Stimme Icho Tolots. „Wir haben dafür andere Forschungen betrieben, und wir glauben, etwas gefunden zu haben."
„Was, Myles?" wandte sich die Kommandantin an den Unsterblichen. Seine Stimme war ihr angenehmer als das Organ des Haluters, und sie liebte es nicht besonders, den Kopf immer in den Nakken legen zu müssen. „Was habt ihr herausgefunden?"
Kantor räusperte sich und wischte eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Wir glauben", sagte er dann, „dass die SOL als Gesamtobjekt mit starken, extrem hochfrequenten Hyperenergien aufgeladen werden soll."
„Hyperenergien?" wunderte sich Fee. „Zu welchem Zweck?" Myles hob die Schultern. „Wenn wir das wüssten, wären wir einen guten Schritt weiter."
„Doch das Carit, das die Hülle der SOL umgibt, oder eine noch unbekannte Komponente des Schiffes scheint die ihm zugedachten Ladungen zu einem Teil abzuweisen", sagte Tangens der Falke. „Oh", machte Fee. „Mit anderen Worten: Was immer die seekuhhaften Wesen dort draußen bewerkstelligen wollen, es scheint nicht - oder noch nicht - in der geplanten Weise zu funktionieren."
„So stellen wir uns das vor", dröhnte Icho Tolot. Noch bevor er ausgesprochen hatte, kam die vierte Welle über die SOL und ihre Besatzung. Die Menschen stöhnten, einige schrien, und einige brachen zusammen, Andere stützten sich gegenseitig. Der ziehende Schmerz und die damit verbundene Todesangst brachten die Besatzung zur Verzweiflung. Ronald Tekener lud sich die zusammenbrechende Dao-Lin-H'ay auf die Arme und rief über Minikom einen Medoroboter. Die Maschine hatte er vorsorglich schon vorher angefordert. Als der Angriff vorbei war, lag die Hälfte der Zentralebesatzung halb oder ganz bewusstlos auf dem Boden. Fee Kellind lag schwer atmend in ihrem Kontursessel, dessen Gurte sich automatisch um sie geschlossen hatten, als sie sich hineinfallen ließ. Die Unbekannten hatten ihre Antwort auf die Kontaktversuche gegeben. Sie griffen weiter an.
Noch einige Kilometer weiter im Psi-Ozean: Atlans Space-Jet kämpfte gegen die Strömungen an und näherte sich unaufhaltsam der SOL, die längst als
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