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2046 - Neun Stunden zur Ewigkeit

Titel: 2046 - Neun Stunden zur Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Vorgang. Die SOL wurde immer noch von den Schwärmen der Evoesa umkreist, die den „Fremdkörper" in ihrem Lebensraum beobachteten. Als einige dieser an Seekühe erinnernden, semitransparenten Intelligenzwesen Fee Kellinds Blickfeld kreuzten, war ganz deutlich zu erkennen, wie ihre Gestalten - durch die Bordpositronik farblich anders dargestellt - durch die in Wallung befindliche Flüssigkeit vielfach verzerrt wurden. Ihre Körper schienen in die Länge gezogen zu werden, sich zu krümmen, sich einzurollen und fast schon zu platzen.
    Aber abgesehen von diesen Verzerrungseffekten wurde auch deutlich, dass die Evoesa durch die unerklärlichen Vorgänge aufgewühlt wurden und außer Kontrolle zu geraten schienen. Sie durchstießen die brodelnden Fluten in sinnlosem Zickzackkurs, schlugen Salti, tauchten ab und stießen dann wieder steil in die Höhe. „Was passiert da?" fragte Dao-Lin-H'ay. Die Kartanin hatte sich mit Ronald Tekener ebenfalls diesen Geschehnissen zugewandt, die im Umfeld der SOL passierten. „Wie du siehst, scheinen die Gewässer des INSHARAM plötzlich zu kochen", sagte Fee Kellind achselzuckend. „Der Effekt ist so weit in die Tiefe zu beobachten, wie die Messinstrumente der SOL reichen. Aber Ausgangspunkt für dieses Geschehen scheint eindeutig die SOL zu sein. Man kann deutlich beobachten, dass die Evoesa aus der Nähe des Hantelschiffes fliehen." Tatsächlich zogen sich die Evoesa von der SOL zurück. Die Wesen taten es selten auf direktem Weg, sondern indem sie Haken und Purzelbäume schlugen. Aber sie wurden immer weniger, 'und bald waren keine Evoesa in der Nähe der SOL mehr zu sehen. „Ob die Geschehnisse in Mondras Kabine etwas mit dem Brodeln des INSHARAM-Meeres zu tun haben?" sinnierte Tekener. Der Smiler neigte zu dieser Ansicht, die seiner Meinung mehr als offensichtlich war, auch wenn er sie nicht wissenschaftlich untermauern konnte. Fee Kellind dagegen griff seine gemurmelte Aussage sofort als Anregung auf und verlangte von SENECA eine vergleichende Analyse beider Ereignisse. „Ich brauche schnellstens ein Ergebnis!" forderte sie. „Negativ", meldete die Bordpositronik augenblicklich. „Es gibt keine Vergleichswerte für eine solche Analyse."
    „Was soll das heißen?" rief die Kommandantin. „Weißt du nicht, was in der Kabine von Mondra Diamond gerade abläuft?"
    „Ich habe keinen Zugriff auf diesen Bereich", meldete SENECA kurz und bündig. „Da geschehen Dinge, die offensichtlich von großer kosmischer Bedeutung sind."
    „Das wüsste ich aber." Die Antwort der Positronik kam mit einem geradezu beleidigt klingenden Unterton. „Wie ist das möglich?" wunderte sich Fee Kellind mit sanfter Ironie. „Ich dachte immer, SENECA sei über alle Vorgänge an Bord informiert."
    „Hier sind eindeutig Kräfte am Werk, die SENECA nach Belieben ausschalten können", sagte Tekener. „Oder er wird von ihnen manipuliert. Ich möchte nur daran erinnern, dass SENECA nicht einmal eingegriffen hat, als Mondra ihren Sohn aus der Intensivstation entführt hat." Tekener blickte sich gespannt um, als erhoffe er sich von der Positronik eine Reaktion auf seine Worte. Aber diese schwieg einfach. Fee Kellind wandte sich erneut den Gegebenheiten außerhalb der SOL zu. „Das seltsame ist nur, dass die Temperatur der Psi-Materie um keinen Zehntelgrad gestiegen ist", stellte sie verblüfft fest. „Es ist ein absolut kaltes Feuer, das die INSHARAM-Gewässer zum Kochen bringt. Eine physikalische Unmöglichkeit. Was für ein Phänomen!" Für Tekener war klar, dass es für dieses Phänomen keine wissenschaftliche Erklärung geben könnte. Aber er hätte gerne die Meinung einer Fachkraft gehört.
    Da von SENECA im Augenblick nicht viel zu erwarten war und sich Myles Kantor in Mondras Kabine aufhielt, suchte er den Kontakt zu Tangens dem Falken. Auf den Rundruf aus der Zentrale meldete sich der Wissenschaftler sofort. Tekener erkannte an den Hintergründen des Hologramms, dass Tangens der Falke in jenem Labor zugegen war, in dem er vorher den Kym untersucht hatte. „Warum versteckst du dich hier?" fragte Tekener verwundert. „Der Kym ist doch weg."
    „Spezialauftrag." Der Korphyre blickte den Smiler aus seinen eng beieinanderstehenden Augen an. Nervös führte er den Zeigefinger der rechten Hand an seinen Mund und leckte kurz darüber. Dann wischte er mit dem feuchten Finger über seine Augen. Das war eine bekannte Reaktion des Umweltangepassten. Er besaß keine Augenlider und reinigte bei nervöser

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