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2046 - Neun Stunden zur Ewigkeit

Titel: 2046 - Neun Stunden zur Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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abzuwarten, wie Psi-Materie und Carit weiterhin miteinander reagieren. Aber der dabei entstehende Funkeneffekt scheint für Lebewesen ungefährlich zu sein. Denn es handelt sich um ein kaltes Feuer. Allerdings können psionische Nebeneffekte nicht ausgeschlossen wer..."
    „Die Beiboote!" rief Fee Kellind in plötzlicher Erkenntnis. Sie stellte Verbindung zu einigen Hangars her, in denen Kreuzer, Korvetten und Space-Jets untergebracht waren, die alle Carit-Hüllen besaßen. Und jedes dieser Beiboote war eine Wunderkerze für sich. Dutzende von kleinen Raumschiffen erstrahlten im kalten, goldenen Funkenregen. „Sofort alle Hangars evakuieren!" befahl Fee Kellind. Zum erstenmal in diesen Tagen klang ihre sonst so kühle Stimme, als würde sie sich sofort überschlagen.
    Auch wenn es sich bei dem Goldregen um ein kaltes, für menschliches Leben scheinbar ungefährliches Feuer handelte, wollte die Kommandantin der SOL keinerlei Risiko eingehen. Sie hätte am liebsten sogar die SOL räumen lassen. Aber das ließ sich aus naheliegenden Gründen nicht machen. „Ist das eventuell das Ende der SOL?" fragte Fee Kellind, nachdem sämtliche Hangars geräumt und dichtgemacht worden waren. Es war eher eine rhetorische Frage. Die Nerven aller Menschen in der Zentrale lagen blank, und Fee sprach, nur aus, was die anderen Besatzungsmitglieder dachten. „Das sollten wir am besten den Chronisten von ES fragen", meinte Ronald Tekener nüchtern. „Er ist es schließlich, der diese ganze Show inszeniert."
    Dabei fiel sein Blick auf das Holorama, das die fast unveränderte Szenerie aus Mondras Kabine zeigte. Nur die menschlichen Akteure hatten ihre Positionen verändert. Mondra Diamond, die sich offenbar um ihr Kind kümmern wollte, wurde von Myles Kantor daran gehindert, der Quelle des goldenen Funkenregens zu nahe zu kommen. Der Aktivatorträger hielt sie zurück, indem er seine Arme um ihren Körper schlang. Mondra versuchte vergeblich, mit der Linken an den Thermostrahler zu gelangen, der auf dem Tisch lag.
    Atlan hatte sich dem Chronisten von ES zugewandt. Das Gesicht des Arkoniden wirkte fragend. Offenbar hatte der Arkonide die Frage bereits gestellt, denn der Weißbärtige lächelte ihn an. „Der Lauf der Dinge ist nicht mehr aufzuhalten", sagte er dann. „Es geschieht nun, was einfach geschehen muss..."
    Seine Stimme klang weihevoll, als gäbe er eine Erklärung von universeller Bedeutung von sich. Und was ist das, wenn man fragen darf? dachte Tekener. Sollen wir alle im kalten Carit-Feuer der ESTARTU sterben? Aber das konnte es nicht sein, dies war Tekener bei allem Pessimismus schon klar. ES hatte die Besatzung der SOL nicht achtzehn Millionen Jahre in die Vergangenheit geschickt, nur damit sie sich für ESTARTUS Rettung opferte. Bei aller Kritik an der Handlungsweise der Superintelligenz: Sie hatte stets auf der Seite der Menschheit gestanden und würde die SOL nicht bewusst ins Verderben schicken.
    Aus diesem Grund musste weitaus mehr dahinterstecken. Und der erste Teil dieses Planes, soviel war klar, lief in Mondra Diamonds Kabine ab. Was sich aber auf der Hülle der SOL und in ihrer Umgebung - vielleicht im gesamten INSHARAM - abspielte, war das ebenfalls Teil eines kosmischen Planes? Oder nur ein unbedeutender, wenngleich bombastischer Nebeneffekt?
    Tekener hatte keine Gelegenheit mehr, sich weiter mit solchen Fragen zu beschäftigen. Denn nun wurden sie von einer Lawine von Ereignissen überrollt. „Die Evoesa greifen an!" meldete die Ortungszentrale.
    Die Bilder der Außenkameras schienen diese Meldung zu bestätigen. Sie zeigten, wie durch den Goldregen - und ungeachtet der kochenden Psi-Materie Tausende der seekuhähnlichen, halbtransparenten Körper auf SOL zugeschwommen kamen. Sie gaben sich den brodelnden Gewalten des aufgepeitschten Psi-Materiellen Meeres hin, ließen sich von sprudelnden Strömungen treiben.
    Noch zeigten sie keine Feindseligkeiten, aber sie kesselten die SOL von allein Seiten ein. Vermutlich waren sie alle gekommen, alle hunderttausend Evoesa, um nun von der Mannschaft der SOL Rechenschaft über die phänomenalen Ereignisse zu verlangen. Man müsste hinausgehen und mit ihnen verhandeln, um das neuerliche Missverständnis aufzuklären, dachte Tekener. „Der mentale Druck wird stärker", sagte Dao-Lin-H'ay. „Er wird übermächtig ..," Sie fuhr ihre Krallen aus, die feinen Haare zwischen ihren Augen richteten sich auf.
    Dann verstummte die Kartanin, verdrehte die Katzenaugen und stützte

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